Den kompletten restlichen Tag waren Vincent und Dag in Berlin unterwegs, auf der Suche nach Vlad.
Jedoch vergeblich.
Der Schmeggel war nirgendwo auffindbar.
Vincent, der Dag bereits mehrmals wegen seiner blöden Idee angeschnauzt hatte, tat es jedoch mittlerweile leid, dass er so reagiert hatte. Denn die Sache mit Inès hatte seinen Freund hart getroffen. Irgendwie hatte er sich in der Tat daran festgeklammert, dass sie ihm nochmal verzeihen würde.
Selbstverständlich war, die Tatsache, das Vlad verschwunden war, und zudem mit Utensilien, die sie benötigten, mehr als negativ einzustufen, und dennoch sprach Vincent eine Entschuldigung aus, als sie bei Dags Wohnung in der Nacht ankamen. »Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so ... ankeifen.«
»Nein, du hast ja Recht. Alles ... wirklich alles, ist meine Schuld.«
»Das ... das habe ich nicht gesagt, aber ...«
»Nee schon 'kay.« , nuschelte Dag und ließ sich auf sein Bett fallen. »Ich hab den Schmeggel in einen Menschen gemorpht. Er hat dich beklaut und ist abgehauen. Es ist meine Schuld.«
»Vielleicht ... Vielleicht finden wir ihn ja wieder.« , versuchte, er ihn aufzumuntern, nachdem er umso mehr die Niedergeschlagenheit in Dags Stimme wahrnahm.
Sein Freund legte sich seitlich, als Vincent sich zu ihm setzte. »Ich hab' sie verloren. Und das ist auch meine Schuld.«
»Lass ihr ein wenig Zeit.« Etwas anderes fiel ihm nicht ein.
»Nein. Sie hat ja Recht. Ich bin ein Arschloch.«
»Dag ...«
»Nein, sie hat es nicht verdient zu leiden. Ich ... ich lass sie leiden. Ich will das nicht, aber ... es passiert einfach. Ich will sie so sehr, aber ... sie hat gesagt, ich zerstöre sie Vincent. Ich zerstöre sie. Weißt du, wie schlimm das ist. Ich bin ... das Schlimmste, was ihr wohl je widerfahren ist.«
»Dag, nimm dir das nicht zu sehr ... also, ja ... ich kann es nicht verschönern, du hast sie definitiv fürs Leben gezeichnet. Aber ... irgendwie gehört dieser Prozess wohl zum Erwachsenwerden dazu. Schmerz, Trauer, Wut ... jeder durchlebt solche Phasen und ... es kommen auch wieder gute Tage. Auch für Inès.«
Dag sah ihn an. »Du benötigst gar keinen Computer mehr. Du hast das Menschenleben auch so drauf.«
»Ich hab's nicht drauf.«
»Doch klar. Bei dir läuft alles so easy ab. Und ich? Ich mache jedes Mal eine fette Arschbombe ins Fettnäpfchen.«
Vincent legte sich neben ihm hin. »Willst du ... zurück?«
»Was? Nein. Im Leben nicht. Hier gefällt es mir. Trotz ...« Dag atmete tief ein. »... was ist, wenn ich es niemals hinbekomme?«
»Was genau?«
»Nicht ... nachzudenken.«
»Das wird schon klappen. Du ... du benötigst eventuell nur ein wenig Übung.«
Dag stand auf und holte seinen Computer. »Hier?«
»Was soll ich damit?«
»Nimm du ihn. Wegen mir ist deiner weg.«
Vincent schüttelte den Kopf. »Du brauchst ihn eher. Und deiner ... labert mir zu viel.«
»Du kannst ihn aber nehmen. Ich ... schenke ihn dir.«
»Behalt' ihn.« , wiederholte er. »Die Sache, das der Schmeggel den Manipulator hat bereitet mir mehr Sorgen.«
»Denkst du, er wird ihn ... benutzen?«
»Er ist ein Kind. Und er will ein Mensch bleiben. Ich denke nicht, dass er ihn einfach so eingesteckt hat. Der kleine Sack wusste genau, was er da tat.«
»Irgendwie clever.«
Vincent näselte ein kurzes lachendes Aufschnaufen. »Ja.« Er setzte sich wieder auf. »Es lässt sich nicht ändern. Geschehen ist geschehen.«
»Vielleicht finden wir ihn ja morgen.«
»Ja. Vielleicht.« Er stand auf. »Wir können nur hoffen, das er damit nicht zu viel scheiße anstellt und am Ende noch herauskommt, wer wir sind ... oder von wo wir sind.«
»Inès hat mir auch nicht geglaubt.« , sprach Dag.
»Inès hat dir nicht geglaubt, weil du sie zu genüge belogen hast. Andere Menschen könnten es glauben.« Er wollte es nicht sagen und hätte es in dem Moment einfach ausgedrückt gerne wieder zurückgenommen. »Sorry, du ...«
Dag setzte sich nun ebenfalls auf und fischte sich eine Zigarette heraus, die er sich auch direkt anzündete. »Nein, stimmt ja. Sie hat mir nicht mal geglaubt, dass ich sie liebe.«
Das sein Freund mehr Gefühle für Inès besaß, dessen war sich Vincent schon sicher. Ob es Liebe war, das wusste er nicht. Möglicherweise war er auch nur nah dran.
»Bei der Sache mit Adel habe ich ein gutes Gefühl.« , sagte er, um das Thema, bevor er ging, anders zu lenken, damit sein Freund nach seinem Abgang nicht in Selbstmitleid eventuell zerfloss. »Wenn das alles so klappt, insbesondere mit einem Studio, sind wir auf einen guten Weg.«
»Ja.« , meinte Dag lediglich und blies wie so oft Ringe in die Luft.
»Stell dir vor ... irgendwann können wir sagen es fing genau ... jetzt an.«
»Wir kennen uns aber länger.«
»Ja, du weißt, wie ich das meine.«
»Ja aber willst du da ... 2003 angeben?«
»Wieso nicht?«
Dag zuckte mit den Schultern. Vincent setzte sich auf einen der Stühle. Zumindest hatte er es geschafft, seinen Freund auf andere Gedanken zu bringen.
»Das ist so ... nichtssagend. Wir benötigen etwas mit Pep.«
»Mit Pep?«
»Klar. Guck ma' die Ärzte haben sich neugegründet 1993. Ich will auch etwas aus den 90ern.«
»Da waren wir noch klein. Beziehungsweise, auf Dauruta noch im Inkubator.« Auf ihrem Heimatplaneten liefen keine Kinder herum. Im Alter von sechzehn Jahren wurde man erst freigegeben für die Gesellschaft. Weil sie keine Kinderbilder besaßen, hatte Vincent vor einigen Monaten sogar welche erstellt. Einfach um auch ihren Eltern hier falsche Erinnerungen geben zu können.
»Ich will ja nicht dasselbe Jahr, aber ... 2003 hört sich kacke an. Das muss flüssig von der Zunge gehen.«
»1994?«
»Du willst sagen, wir haben in dem Alter schon Musik gemacht?«
»Ach nee. Warte ... ja Dag, dann geht nur achtundneunzig oder neunundneunzig. Ansonsten müssen wir doch in die 2000er-Sparte rutschen.«
»Neunundneunzig.« , gab der Lockenkopf von sich. Er legte die Zigarette zwischen die Lippen und sprach weiter, währen er die Hände ausgestreckt nach oben hielt. »Neunzehn ... neunundneunzig. Das hat was. Findste nich'?«
Vincent nickte. »Gut. Dann hätten wir unser Gründungsjahr geklärt.« Er stand wieder auf und ging zur Türe. »Wir sehen uns dann morgen Brudi.«
»Ja. Bis morgen. Und noch viele Jahre ... S ... D ... P.«
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Wir sind keine Band, wir wollen die Macht übernehmen (Band 1)
Fanfiction(Band 1) Wie sind die Menschen so drauf? Was bewegt sie und wie passt man sich an, um nicht aufzufallen? Die zwei Aliens Beatzarre und Dagalexus Dux werden, aufgrund zu vieler Vorfälle, in denen sie unangenehm aufgefallen sind, von ihrem Heimatplane...