КΛPłТΞŁ 36

48 18 0
                                    

2004


»Hört sich gut an.« , sprach Adel, als Vincent ihn anblickte, nachdem dieser ihm den Remix für Geht's dir schon besser präsentierte, den er für dessen Band Ich und Ich mit Annette Humpe bereitgestellt hatte.

»Findste?«

»Ja. Ist echt gut. Glaub mir.«

Mittlerweile teilten sie sich ein Studio mit Adel. Genauso, wie sie es im Grunde besprochen hatten. Der Schmeggel blieb nach langer Suche trotz allem verschwunden. Und irgendwann war es ihnen auch nicht mehr wichtig, diesen zu finden. Was konnte er schon anstellen?

Das erste Album von SDP war ebenso in diesem Jahr herausgekommen. Räuberpistolen hatten sie es getauft.

»Du solltest mehr für andere produzieren.«

»Es macht echt Spaß.« , gab Vincent zu.

»Und umso mehr Übung bekommst du darin, dich auf die anderen Künstler musikalisch einzustellen.«

»Ja, ich weiß, was du meinst.« Er rollte mit seinem Stuhl mehr zurück.

»Ich finde ja, ihr hättet den Song von Dag mit reinpacken sollen.«

»Häh?« , hörte man den Lockenkopf von unten fragen.

»Nichts.« , rief Adel und flüsterte. »Wenn man über ihn spricht, bekommt er das direkt mit.«

»Ja.« Vincent lachte, stand auf und blickte kurz hinab. Sein Freund lag auf der Couch mit Inès unter ihm, die ihn kraulte.

Ja, er hatte es hinbekommen, dass diese ihm abermals verziehen hatte. Und das, obwohl er nach der Trennung ganze drei Monate mit Eva fest zusammen war.

Doch das lag nicht an Rosen, oder Beteuerungen, er würde es nie wieder tun. Nein, es war ein Song, den er eigens für Inès komponiert hatte.

Eigentlich wollt er nie ein Liebeslied schreiben.

Das sein lieber Freund seine Schwüre bisher nicht eingehalten hatte und selbst Eva weiterhin gelegentlich getroffen hatte, behielt Vincent für sich. Ihm war klar, wohin das mit Sicherheit ein weiteres Mal führen würde. Er verstand auch nicht, weshalb Dag es immer wieder aufs Spiel setzte, wenn er doch Inès nebenbei bemerkt so sehr wollte.

Dieses Liebeslied bewies eigentlich, das Dags Gefühle echt waren. Wenn er nur seine Hormone mehr im Griff hätte.

»Ich finde, da hat er nicht reingepasst und ... es ist ja schon ein sehr persönlicher Song.« , gab Vincent schließlich als Antwort auf Adels Aussage hin, nachdem er sich wieder auf seinen Stuhl setzte.

»Genau deswegen. Ihr solltet so einen Ausgleich finden. Die Waage wenigstens ein wenig ausbalancieren.«

»Du meinst mit Schnulzen?«

»Nenn' es, wie du willst mein Lieber, aber Gefühl kommt immer an.«

Vincent musste ihm Recht geben. »Vielleicht beim Nächsten. Wenn Dag das auch für gut empfindet.«

»Hey Dag.« , rief Adel.

»Ja?«

»Was hältst du von der Idee, Eigentlich wollt er nie ein Liebeslied schreiben auf euer nächstes Album zu packen?«

»Klar. Wieso nich'.« Man hörte Inès' kichern, als er ihr noch irgendwas zuflüsterte.

»Du meinst also wir sollen eventuell auch mehr draufpacken?« , sprach Vincent mit Adel direkt weiter.

»Klar. Jetzt waren es zehn, oder?«

Er nickte. »Wir hatten zwar noch Ideen, aber hielten es fürs Beste es erst kleinzuhalten.«

»Vielleicht solltet ihr auch zusätzlich auf Feature setzen.« Adel blickte kurz auf sein Handy, als es vibrierte. »Ihr habt doch letztes Jahr den Song mit Maliq aufgenommen.«

»Du meinst, den sollten wir draufpacken?«

»Wieso nicht?«

»Du denkst also, immer so ein, zwei Features wären gut.«

Adel nickte. »Es wird helfen, den Bekanntheitsgrad zu steigern. Wenn man euch mit Künstlern in Verbindung bringen kann, werden somit ja auch andere auf euch aufmerksam.« Er räusperte sich und verstellte seine Stimme ganz hoch. »Hast du schon mal von SDP gehört? Die haben doch diesen Song mit XY.«

»Ja, du hast Recht.«

Adel stand auf und klopfte ihm auf die Schulter. »Hatte ich das nicht bisher auch.«

»Du bist schon weg?«

»Ja. Annette will, dass ich noch vorbeikomme. Glaub mir, durch sie fühle ich mich endlich da angekommen, wie ich musikalisch auch immer sein wollte.«

»Ihr seid also wirklich fleißig dabei?!«

»Ja. Sie hat mir in der Zeit so viel noch beigebracht, glaub mir die Frau weiß genau, was sie da macht. Ich bin mehr als glücklich, das sie in mein Leben gestolpert ist.«

»Ja, das glaube ich dir.« Er stand mit auf und ging mit Adel hinab. Vorbei an den zwei Turteltauben, die noch immer auf der Couch lagen.

Vincent war sich sicher, das Inès nicht so ruhig und verliebt bei ihrem Freund liegen würde, wenn sie wüsste, was ihr lieber Dag auf diesem Möbelstück bereits mit Eva getrieben hatte.

Auch eine Sache, die er gerne nicht gewusst hätte. Aber leider hatte er die zwei in flagranti erwischt.

Er verabschiedete sich von Adel und griff nach seiner Jacke. »Hey Dag. Ich bin jetzt auch weg.«

Der Lockenkopf kam hinauf. »Wohin?«

»Zu Bina. Ich wollt' sie von der Arbeit abholen.«

»Okay. Mach das.«

Vincent verschwand auch auf Anhieb. Er war noch immer Feuer und Flamme für seine Freundin und konnte demzufolge wahrlich nicht verstehen, wieso Dag seinen Trieb nicht in den Griff bekam.

Inès war ihm immens wichtig und wenn er betrunken war, hatte er bereits in seinen Armen geheult, aus Angst sie könne ihn nochmal verlassen.

Mittlerweile glaubte er, dass Dag es tatsächlich nur auf die harte Tour lernen würde. Sein Freund war sich ja darüber bewusst, dass es nicht richtig war ... jedoch die Finger bei sich zu behalten, insbesondere was Eva betraf, bekam er trotzdem nicht hin.

Dag jobbte derzeit noch nebenbei in einer Bar hinter der Theke. Dass der Lockenkopf da von einigen willigen Mädchen erspäht wurde, gefiel ihm. Und das er auch die ein oder andere nach seiner Schicht abschleppte, empfand er als Zusatzbonus seiner Arbeit.

Das ein oder andere Mal, wenn er ebenfalls in der Bar war, hatte er bereits versucht, seinen Freund von einem Fehltritt abzuhalten und manchmal, aber auch nur manchmal, kam seine Belehrung sage und schreibe bei Dag an.

Das waren unter dem Umstand Momente, wo er daran glaubte, dass es irgendwann klick machen würde.

Und dann ... erwischte er ihn beim Sex auf der Couch im Studio.

Er stieg in seinen Wagen ein und rollte metaphorisch mit den Augen.

Natürlich gab es auch die ein oder andere Frau, die Vincent sehr attraktiv fand ... doch Bina fremdzugehen, war nichts, was er je in die Tat umsetzen wollte.

Bei ihr fühlte er sich einfach nur richtig.

Wir sind keine Band, wir wollen die Macht übernehmen    (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt