Vincent beobachtete Bina dabei, wie sie ihre Spaghetti auf die Gabel rollte.
»Tu das nicht.« , lachte sie ein wenig.
»Was denn?«
»Du ... du schaust mich die ganze Zeit an. Ich trau' mich gar nicht zu essen.«
»Sorry. Das ... das wollte ich nicht.« Ein wenig beschämt blickte er weg, bis er dann doch ein weiteres Mal auf ihr Antlitz sah.
Sie musste lachen und legte die Gabel weg. »Vincent. Du tust es schon wieder.«
»Es tut mir leid. Du ... du siehst heute einfach ... traumhaft aus.«
Sie wurde rot.
Beide saßen in einem italienischen kleinen Restaurant, was er mit Absicht gewählt hatte, nachdem er sich bei seinem Computer erst einmal erkundigt hatte, wohin man am besten zum ersten Date gehen sollte.
Da sie den Abend vorgezogen hatten und er Kino zu blöd fand, weil er sich ja auch mit ihr unterhalten wollte, wählte er somit das Restaurant.
»Du bist richtig süß, weißt du das?« Die Röte in ihrem Gesicht ließ sie noch mehr strahlen.
Vincents Panik darüber, dass es falsch laufen könnte, war schon verflogen, als sie ihn mit einer Umarmung begrüßt hatte.
»Wie ... wie läuft dein neuer Job?« , fragte er sie.
»Gut. Ich ... also mir macht's Spaß.« Bei ihren Telefonaten hatte die fast achtzehnjährige Bina ihm bereits erzählt, dass sie die Lehre in dem Geschäft geschmissen hatte und derzeit in einem Call-Center zur Überbrückung jobbte, bis sie nächstes Jahr eine neue Berufsausbildung starten könnte. »Ich bin halt immer noch ... so planlos. Kennst du das?«
Vincent wusste zwar, wie sie das meinte, aber ihm war genau klar, dass er die Musikbranche anstrebte. »Ja. Du musst halt einfach etwas machen, was dir Spaß macht.«
»Leichter gesagt als getan. Ich weiß nicht, was ich genau machen soll.« Nun nahm sie doch ihre aufgerollten Spaghetti in den Mund und sprach erst weiter, als sie diesen wie gehabt geleert hatte. »Woher wusstest du, dass es ... die Musik sein muss?«
»Ich hab Musik gehört und wusste es einfach. Mir war klar, dass ich das für mich haben wollte. Hab's gespürt. Tief in mir.« Er spießte währenddessen einige Nudeln auf seine Gabel.
»Hast du das auch bei mir gespürt?«
Vor Schreck ließ er das Essgerät fallen, welches er sich gerade vors Gesicht gehalten hatte. »Was?« , kam grell heraus.
Bina lachte. »Das war'n Joke.«
»Oh. Okay.«
»Ich mag dich.« Sie lächelte ihn an. »Ich weiß nicht, wieso, aber ... ich fühle mich total wohl mit dir.«
»Das ist ... gut, oder?!«
»Das ist sehr gut. Zumindest wenn du ... genauso empfindest.«
»Ja. Ja. Das ... das tue ich.«
»Dann ist es sehr gut.«
Er war froh, dass sie diejenige war, die alles haargenau auf den Punkt brachte.
Nach dem Essen und als er sie zu Hause absetzen wollte, schlug sie vor, noch ein wenig spazieren zu gehen.
Natürlich hatte er sofort zugesagt, obwohl es mittlerweile leicht regnete.
Mit den Händen in den Hosentaschen schlenderte er neben ihr. Sie wohnte an einem Park, den sie nun ansteuerten, als sein Handy ging.
Es war Inès.
Er blickte aufs Display und überlegte, ob er drangehen sollte. Dann stopfte er es doch lieber zurück.
»Inès. Deine ...?« Sie sprach nicht weiter, aber ihr Blick verriet, was sie ergänzen wollte.
»Nicht meine. Also ... sie ist die Freundin von meinem besten Freund. Ich ... ich gehe ma' davon aus, dass sie ihn gerade nicht erreichen kann.« Weshalb dem so war, konnte er sich bereits denken, doch Bina von Eva zu erzählen, stand nicht auf seiner To-do-Liste.
»Okay. Du warst bis jetzt nämlich wirklich perfekt. So nett und ... ich dachte grade für einen kleinen Moment, das du doch ... vergeben bist.«
»Nein. Nein. Wirklich nicht. Ich schwöre.« Ich bin kein Mörder ... blinkte in ihm auf. »Wir können Tag und Nacht zusammen sein, dann würdest du sehen, das ich ... Single bin.«
Sie lachte wieder. »Ich find' das immer süß, wie schnell du hektisch wirst. Das ist mir schon im Center aufgefallen, wie du mit dem ganzen Zeug hingeflogen bist und ...«
»Du hast das ... gesehen?«
Bina lachte weiter. »Ja. Ich fand das so süß.«
»Ich fand's peinlich. Und jetzt umso mehr, weil ich weiß, dass du es bemerkt hast.«
Unerwartet hakte sie sich bei ihm ein. »Das war der Moment, wo ich tagtäglich hoffte, das du mich ansprichst.«
»Echt?« Er versuchte, sich nicht anzumerken, wie nervös es ihn machte, weil sie so vertraut seinen Oberarm festhielt. »Ich hab's mir echt ... mehrmals vorgenommen gehabt, aber ...«
»... aber ich musste den ersten Schritt machen.«
»Nein. Nein. Nein. Glaub mir, ich war da ... ich hab dich gesucht. Ich ... ich wollte mit dir reden. Aber ... diese Frau, die da arbeitet, meinte, du wärst nicht mehr da.«
»Ich weiß.«
»Du ... du weißt?« Er blieb stehen und sah sie an.
»Ja. Sie hat mich angerufen und ... erzählt, dass derjenige nach mir gefragt hat, den ich immer beobachtet habe.«
»Hat sie?« Ein Auto hielt auf der Straße in der Nähe und aus den Lautsprechern ertönte laut What it's like von Everlast.
Bina nickte und blickte abwechselnd von seinen Augen zu seinem Mund.
Das war der Moment. Er wusste es von Dag und von seinem Computer.
Wenn Mädchen das taten, wollten sie geküsst werden.
Sein Handy ging erneut.
»Geh' besser dran.« , meinte sie.
Er sah wiederkehrend drauf. Es war wieder Inès. »Ehm ... ja?«
»Ist Dag bei dir?«
»Ehm ... ja.« Er hatte mit Absicht nicht die Lautsprecherfunktion gewählt.
»Kannst du ihn mir mal geben? Oder fragen, wieso er nicht ... drangeht.«
»Das geht gerade schlecht Inès, weil wir ...« Was sollte er sagen, ohne Dag zu verraten und ohne es sich mit Bina zu vermasseln, indem sie herausfand das er seinen besten Freund beim Betrug auch noch ... unterstütze. »... du weißt, dass wir viel zu tun haben momentan. Ich sag es ihm gleich, dann meldet er sich okay.«
»Ist er ... so beschäftigt?«
»Ja.« Das war er mit Sicherheit.
»Und er ist wirklich bei dir?«
»Ja. Hör zu Inès, ich muss jetzt auflegen. Ich sag' ihm gleich, dass er sich sofort melden soll.«
Erst war es stumm. Dann folgte ein leises Okay, bevor sie auflegte.
»Küsst du mich jetzt?« , fragte Bina, als er sich sein Handy in die Hosentasche stopfte.
Nervös blickte er nun auf ihren Mund und anschließend in ihre Augen. Er wollte gerade gedanklich Szenarien abspielen, um zu wissen, wie er sich am besten verhalten sollte. Doch irgendwie ging es wie von selbst, und er spürte kurz danach ihre weichen Lippen auf seinem Mund.
Sein erster Kuss mit Bina war ... besser, als er es sich erträumt hatte. Der Regen verstärkte sich, doch das war egal. Er zog sie näher an sich und hoffte, dieser Moment würde nie enden.
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Wir sind keine Band, wir wollen die Macht übernehmen (Band 1)
Fanfiction(Band 1) Wie sind die Menschen so drauf? Was bewegt sie und wie passt man sich an, um nicht aufzufallen? Die zwei Aliens Beatzarre und Dagalexus Dux werden, aufgrund zu vieler Vorfälle, in denen sie unangenehm aufgefallen sind, von ihrem Heimatplane...