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»Dir ist klar, das sie hierher unterwegs ist.« , sprach Bina und meinte damit Inès, als sie mit Vincent am nächsten Tag, nochmalig auf dem Weg ins Krankenhaus war.

Er nickte nur, als er parkte und mit ihr aus dem Auto stieg.

Dag wurde heut morgen operiert. Das hatten sie ihm bereits in der Nacht gesagt, dass er nicht drumherum kommen würde.

Demzufolge konnten die zwei es auch nicht länger Inès verschweigen, die eh alle schon mit Nachrichten bombardierte, weil ihr lieber Freund nicht nach Hause gekommen war.

Diese hatte nämlich bei ihm in der Wohnung auf ihn gewartet.

Was jedoch genau vorgefallen war, hatten sie ihr nicht mitgeteilt. Einzig und allein, dass Dag einen Unfall hatte, wurde ihr kundgetan.

Dass Vincent zusätzlich noch Krach mit seiner eigenen Freundin gehabt hatte, war etwas, auf was er gerne verzichtet hätte.

Sie empfand es als äußerst schlimm, dass er seinen Freund bei seinen Spielchen deckte. »Reden wir jetzt nicht mehr?« , fragte sie ihn, als er immer noch nichts sagte, als sie Richtung Aufzug gingen.

»Doch. Aber ... was willst du von mir hören Bina? Egal, was ich sage, du legst es doch eh falsch aus.«

»Wow. Weil dein Freund das Richtige getan hat?« Scharf blinzelte sie ihn an.

»Siehst du. Du machst es doch schon wieder.« Er stieg mit ihr gemeinsam in den Aufzug. »Ich habe nie behauptet, das ich das glorifiziere, was Dag anstellt.«

»Wäre auch noch das Höchste, wenn du ihn unglaublich dafür loben würdest.«

»Ich hab schon öfters mit ihm darüber gesprochen, okay. Ich kann's nicht ändern. Ich sitze nicht in seinem Kopf und führe den Kleinen.«

»Trotzdem. Dass er Inès so etwas antut, ist ... so ekelhaft. Er sagt, er liebt sie. Sie waren noch vor Kurzem in Paris und weißt du, was sie danach geschwärmt hat, wie verliebt sie in ihn ist, als er noch sagte, das dies ab jetzt ihre Stadt wäre.« Sie schüttelte den Kopf. »Wie kann man einen Menschen so belügen.«

»Er liebt sie.« , meinte er sagen zu müssen. Denn Gefühle waren definitiv vorhanden.

»Tut er nicht. Das macht man nicht, wenn man einen Menschen liebt.«

Er stieg als Erstes aus und steuerte Dags Zimmer an. Bina ging mit verschränkten Armen und spitzen Mund hinter ihm.

Trotzdem hielt er seiner Freundin die Türe auf. Dag blinzelte die Ecke rum. »Boah haste mir was zu Futtern mitgebracht?« , jammerte dieser.

Vincent nickte und packte die Tüte aus, die er bei hatte. Befüllt mit lauter süßem Kram.

»Ich bekomm' jetzt so ein scheiß Medikament, damit ich keinen Dicken in der Zeit bekomme.« , informierte Dag ihn schmatzend.

»Aha.« Vincent lugte zu Bina, die sich auf einen Stuhl setzte und immer noch säuerlich dreinblickte.

»Und ich darf fast sechs Wochen keinen Sex haben. Nichts. Gar nichts.«

»Da freut Inès sich bestimmt wenn sie ein paar Wochen Treue geschenkt bekommt.« Bina sah ihn dabei nicht mal an, sondern las sich sporadisch das Mittagessen für die Woche durch.

»Wie nett du heut bist.« , gab Dag von sich.

»Was willst du von mir hören?«

»Ein wenig Mitleid ... eventuell. Ich hatte heut eine OP. Und ... ich hab' scheiß Schläuche in mir drin, damit das ganze Blut abläuft ... und ich pinkeln kann.«

»Oh, du Armer.« , sprach sie geschauspielert süß. »Du weißt hoffentlich, das Inès herkommt.«

»Was?« Er sah direkt zu Vincent, der entschuldigend die Arme in die Luft hob.

»Sie hat andauernd angerufen. Sie hat sich Sorgen gemacht. Du bist nicht nach Hause gekommen. Wir konnten das nicht weiter ignorieren.«

»Ja, aber was habt ihr genau gesagt?«

»Nichts. Nur das du einen Unfall hattest.« , antwortete Bina. »Was du getan hast, kannst du ihr alleine beichten.«

»Denkst du, ich bin so blöd, und sag ihr das?« Er tippte sich selbst auf die Stirn.

Es klopfte an der Türe und genau jene betrat panisch das Zimmer. »Dag, oh mein Gott. Was ist passiert?« Sie beugte sich direkt zu ihm und küsste ihn, als sie liebevoll über seine Wange glitt.

»Ehm ... ich ... ich wurde operiert.«

»Ja, das habe ich mitbekommen, aber ... was ist denn passiert? Und ...« Sie betrachtete ihn. »Wo?«

Sein Blick fiel kurz zu Bina, die ihn hämisch angrinste. »Weißt du ... ehm ... da ... da war ... da war eine Schlägerei. Und ... na ja, ich bin dazwischen gegangen.« Inès streichelte weiter seine Wange, als sie sich zu ihm aufs Bett setzte. »Hab dann voll eine in die Klöten bekommen und ... ja, da ist was gerissen.«

»Was?« Erschrocken schaute sie ihren Freund an. »Oh mein Gott. Das heißt, du wurdest ...?« Sie deutete mit ihren Augen auf seine untere Region.

»Ja. Sorry Baby. Bin für ein paar Wochen außer Gefecht gesetzt worden.«

»Das ist doch nicht schlimm, aber ... war die Polizei da? Ich meine, das ist Körperverletzung.«

»Nein, also ja, ich mein' ...« Er sah hilfesuchend zu seinem besten Freund, der sich nicht traute etwas zu sagen, denn seine eigene Freundin warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Weshalb dieser ihr auch auf die Beine half, sich dann hinsetzte und sie auf seinen Schoß zog, um ihr hinterrücks besänftigende Wörter ins Ohr zu flüstern.

Inès stand derweil auf und betrat das Badezimmer, um ihren Zopf am Spiegel zu richten. »Ich hab' mir das Schlimmste ausgemalt.« , sprach sie umstandslos weiter, weil die Türe eh offenstand. »Also klar, das ist schlimm. Das müssen höllische Schmerzen sein, aber ... als die zwei sagten, du hattest einen Unfall und wurdest operiert, dachte ich, du bist durch deine Windschutzscheibe oder so geflogen.«

Die Zimmertüre wurde ohne vorheriges Klopfen geöffnet und eine junge Blondine tapste herein. Einzig Dag hatte diese bereits vorher schonmal gesehen und sah sie demzufolge mit Schrecken erfüllt an. »Oh. Du hast ja volles Haus.« Jessi lächelte kurz die Zwei am Tisch an und kam näher an sein Bett.

Vincent konnte sich direkt denken, wer diese junge Frau anscheinend war. Das war ein Moment, wo er liebend gern den Schmeggel gefunden hätte, damit er seinen Manipulator hier hätte verwenden können.

An Dags Blick bemerkte er, dass auch er gerade an genau dieselbe Sache dachte.

»Ich ... ich wollt mich nur entschuldigen. Es war doof von mir, danach so ... pampig wegzugehen. Bora hatte mir erzählt, das du ins Krankenhaus bist und wahrscheinlich sogar operiert werden musstest.«

»Ja, aber ... wird schon wieder.« Er lächelte sie kurz an, mit der Hoffnung, dass sie direkt wiederkehrend verschwinden würde.

Sie lächelte zurück und sprach ein wenig leiser. »Ich wollt nur mal nach dir schauen ... und meine Nummer da lassen. Wenn du wieder ... fit bist ... können wir ja da weitermachen, wo wir leider abrupt enden mussten.«

Seine Freundin, die alles beobachtete, realisierte das Gesagte. In diesem Fall flossen jedoch keine Tränen. Sie kam einfach wortlos aus dem Badezimmer und verließ den Raum. »Inès.« , rief er. »Warte bitte. Ich ... ich kann das erklären.«

Jessi drehte sich um und sah, wie die andere Blondine der Dunkelhaarigen hinterherrannte. »War das etwa ... deine Freundin?« , fragte sie irritiert.

»Du gehst jetzt besser.« , meinte Vincent zu ihr und blickte in den Flur hinaus.

»Sorry. Ich ... ich wusste nicht, dass du deine Freundin ins Krankenhaus einlädst, wenn du ... einen Sexunfall mit einer anderen hattest.« Sie trat neben Vincent und drehte sich nochmal um. »Ich gebe am besten Bora meine Nummer. Die kann er dir ja dann weiterleiten.«

Dag sagte nichts. Die Art wie Inès gegangen war, bereitete ihm Sorgen. Dieses Mal war es anders ... ohne Schreien und Weinen.

Wir sind keine Band, wir wollen die Macht übernehmen    (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt