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Vincent hörte sich den Beat an, den er gerade erstellt hatte.

Dag war bis vorhin hier gewesen und hatte mit ihm zusammengearbeitet. Adel hatte ebenso vor nicht langer Zeit vorbeigeschaut, um ohne Unterschied ein wenig Musik zu machen.

Nun saß er aber wieder alleine hier und bastelte Melodien zusammen. 

Für Friedrich aka. Prinz Pi hatte er inzwischen vier Songs produziert und er hoffte, dass er das bald für mehr Künstler in die Tat umsetzen könnte.

Musik zu machen war mehr als nur seine Leidenschaft. Es war mittlerweile sein Leben geworden.

Indessen war er sogar froh, das es mit ihm und Bina nicht geklappt hatte. Eine Freundin hätte er gar nicht noch unterbringen können, bei dem, was er tagtäglich so leistete, denn auch die Fotografie hatte er zwischenzeitlich als kleinen Nebenverdienst in seinen Alltag involviert.

Es waren derweil einige Wochen vergangen und Dag hatte seiner Eva, deren Zwiebelring nicht mal die Nacht überstanden hatte, einen dezenten goldenen Verlobungsring mit einem Herzchen verziert besorgt. Den zeigte werte Dame natürlich mittlerweile jedes Mal stolz umher.

Das sie zudem, wie Vincent es sich schon gedacht hatte, eine Hochzeit in absehbarer Zeit plante, war für Dag dann doch nicht so angenehm.

Selbst seine Mutter hatte Eva mit ins Boot gezogen.

Vorhin hatte Dag mit ihm darüber geredet, dass ihn die Planung noch kirre machte. Er würde nichts anderes mehr hören.

Es war nicht so, dass der Lockenkopf es nicht mehr wollte, aber trotz allem ging ihm das jetzt doch ein wenig zu schnell.

Sein Handy gab ein Ping-Geräusch und er blickte drauf. Die Kleine, die er vor einer Woche kennengelernt hatte, war es. Adelina.

- Hey hast du Bock auf ein Treffen heut?

Er überlegte. Vor hatte er im Grunde nichts mehr.

- Wann denn?

- Zwanzig Uhr oder so?

- Was willst du machen?

Das was, wusste er im Grunde. Ihm ging es da eher, wo sie es machen wollte.

- Du kannst zu mir kommen. Oder ich zu dir?

Vincent wollte nichts bei sich. Irgendwie hatte er nicht so den Bedarf danach, dass eine für ihn belanglose Frau wusste, wo er wohnte.

- Ich komm' zu dir.

- Okay. Dann bis später.

Die Brünette mit den blonden Highlights hatte er kennengelernt, als er sie beim Joggen, fast über den Haufen gerannt hatte.

Nettes Figürchen. Prächtiger Hintern, was ihm direkt aufgefallen war, plus üppiger Vorbau. Jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Silikon. Und eine schmale Taille.

Der heutige Abend war also verplant mit einem Nümmerchen.

Warum auch nicht?

Er war weiterhin ungebunden und lebte es wahrlich aus. Er fragte sich sogar, wieso er je auf die Idee gekommen war, eine Beziehung einzugehen, wenn doch, wie Dag es mal beschrieb, so viele Süßigkeiten herumliefen.

Ein seltsames Gefühl überkam ihn plötzlich und unerwartet und er drehte sich um. Niemand war da. Dennoch hatte er das Empfinden, jemand würde ihn beobachten. »Hallo?« , kam über seine Lippen.

Nichts.

Mit gerunzelter Stirn drehte er sich wieder, als er ein Flüstern vernahm. Sagte da irgendwer seinen Namen? In Windeseile sprang er auf und nahm, dass Erste, was er greifen konnte - einen Bleistift - in die Hand zur Abwehr. »Hallo? Ist da jemand?« Seine Stimme war dieses Mal lauter und heller und er sah sich panisch um.

Er bückte sich und sah sogar unter seinen Tisch und anschließend hinter die Türe sowie sich im restlichen Studio um.

Nichts.

Hatte er eventuell heut zu viel gearbeitet und bildete sich das nur ein?

Vincent blickte sich weiter um.

Es war niemand zu sehen. Wer sollte auch hier sein?! Es war kein Mensch hereingekommen, nachdem Dag der Letzte war, der vorhin gegangen war.

Und so vertieft war er außerdem nicht gewesen, dass er es nicht mitbekommen hätte, wenn sich jemand ohne seines Wissens Zutritt verschafft hätte.

»Hallo?« , fragte er dennoch ein weiteres Mal und lauschte.

Da war nichts ... oder?

Ganz schwach vernahm er ein Tuscheln ... und ein ... seltsames surrendes Geräusch, wenn er sich nicht irrte.

Er schaltete seinen Computer aus, um wahrlich keinen Ton zusätzlich vernehmen zu können.

Nun war rein gar nichts mehr zu hören.

Er gab ein kleines Lachen von sich, weil er in der Tat ein wenig Bammel bekommen hatte. Rückblickend fand er es schwachsinnig. Auf der Erde gab es nichts, was sich unsichtbar machen konnte. Und da er kein Fünkchen sehen konnte, blieb ja nur die Option einer nicht sichtbaren Variante. Was schlichtweg unmöglich war. Es war pure Einbildung ... oder tatsächlich sein Computer, der irgendein Geräusch von sich gegeben hatte, was er in seinem Hirn als Tuscheln wahrgenommen hatte.

Trotz allem schnappte er sich nun sein Zeugs und verließ das Studio.

Im Auto gab er abermals ein aufschnaufendes Lachen von sich, weil er sich doch tatsächlich sogar eingebildet hatte seinen Namen gehört zu haben.

Womöglich benötigte er Urlaub?!

Einfach mal weg von hier.

Alles hinter sich geben und die Seele baumeln lassen.

Mit Dag konnte er sich bestimmt abschminken. Oder Eva wäre mit an Bord. Wo er grundsätzlich eigentlich nichts dagegen hätte. Doch manche Dinge wollte er dann tatsächlich lieber mit Dag alleine machen.

Zudem waren ja beide beziehungsweise der weibliche Part in Hochzeitsplanung.

Na ja er hatte ja nicht nur den Lockenkopf als Freund. Vielleicht hatte ja einer von denen Bock.

Raus und ... abschalten.

Sonne, Strand ... Meer.

Was bräuchte er sonst noch?

Er lächelte. Ja, das wäre doch ein Plan.

Dag wollte er trotzdem zuerst fragen. Vielleicht wäre der ja auch froh, mal rauszukommen aus Berlin. Mal nichts hören von der bevorstehenden Hochzeit.

Wir sind keine Band, wir wollen die Macht übernehmen    (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt