118. Probleme

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„Und noch etwas,“ fügte er hinzu. „Du kannst mich anschreien, du kannst mich beleidigen, aber ich lasse dich nicht respektlos mit mir reden. Nicht unter meinem Dach.“

„Dann lass uns doch raus gehen!“ schrie ich plötzlich, bevor ich überhaupt darüber nachdachte. "Vielleicht kapierst du dann mal was!“

Sein Blick wurde hart, aber ich sah auch den Schmerz in seinen Augen. „Glaub mir, Enna, das willst du nicht.“

Ich schluckte, wandte den Blick ab und setzte mich wieder auf das Bett. Meine Hände zitterten, und ich ballte sie zu Fäusten, um es zu verbergen.

„Ich will doch nur, dass du das Beste aus dir machst,“ sagte er, seine Stimme jetzt leiser. „Aber du musst dir helfen lassen. Und du musst endlich anfangen, die Leute zu respektieren, die dir helfen wollen.“

Ich sagte nichts, starrte nur auf meine Hände.
„Ich lasse dich jetzt allein,“ sagte er nach einem Moment und ging zur Tür. „Aber das hier ist noch nicht geklärt.“

Die Tür fiel leise ins Schloss, und ich atmete schwer aus. Seine Worte hallten in meinem Kopf wider, aber ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte. Stattdessen legte ich mich aufs Bett, zog die Decke über meinen Kopf und schloss die Augen, in der Hoffnung, dass die Dunkelheit die Gefühle wegwischen würde, die ich nicht benennen konnte.

Am nächsten Tag in der Schule lief ich Hawk ein Mal zu oft über den Weg.
Ich stellte mich direkt vor ihn und verschränkte die Arme, "Also war es das jetzt komplett?", fragte ich ein wenig zickig.
Hawk sah abwertend zur Seite. Er konnte mir nicht in die Augen sehen.

"Unsere Dojos sind verfeindet, wir können nicht...", begann er, doch ich unterbrach ihn.
"Wieso hast du dich mitten im Kampf auf die andere Seite gestellt?!", schrie ich ihn an.
Wütend sah er mir nun in die Augen. Ich hasste es, wenn er mich so ansah und atmete tief ein.

"Mir ist einfach klar geworden, dass das alles falsch ist. Alles was Kreese mit einem macht ist falsch.", er sah mich nun ruhig an, schon fast flehend.
"Du hörst dich an wie mein Dad...", kopfschüttelnd drehte ich mich um, um zu gehen.

Hawk packte mich sanft am Arm und drehte mich um, "Steig da aus, bitte. Wir können von vorne anfangen."
"Ich soll meine Freunde verraten, so wie du es getan hast? Weißt du was ich mir anhören musste, als du dich für die Miyagis entschieden hast?", ich wurde wieder lauter.

"Komm schon, dein Dad trainiert uns. Es kann alles wieder so wie früher werden.", er wurde auch lauter, aber bittend.
Ich schüttelte nur fassungslos mit dem Kopf, "Ehrlich gesagt weiß ich gerade nicht mehr was richtig und was falsch ist.", flüsterte ich und rannte davon.

Ich wollte einfach weg, weg von der Schule, weg von Hawk.
Als ich zuhause ankam, war zum Glück das Auto meines Vaters nicht da.
Erleichtert trat ich in die Wohnung und legte mich erschöpft auf das Sofa.

Ich war gerade am einschlafen, als mein Handy klingelte.
Ich schreckte auf und nahm ab, "Enna verdammte Scheiße.", hörte ich meinen Vater sprechen, "Die Schule hat angerufen, wo bist du schon wieder?"

Ich sagte einen Moment lang erst mal nichts, bis ein leises "Zuhause.", aus meinem Mund kam.
"Dad?", ich flüsterte weiter, "Bist du im Dojo bei Mr. LaRusso?"
Mein Vater antwortete mit einem genervten zustimmen.

"Glaubst du...also...meinst du es wäre okay, wenn...", ich machte eine kurze Pause und hielt inne.
"Wenn du was?", es klang fast drohend, wie mein Dad es mir an den Kopf warf.
"Wenn ich vorbei komme...", flüsterte ich fast ein wenig entsetzt über mich selber.

"Du willst hier her? Was willst du hier? Wieder alles verwüsten?"
Ich konnte nicht antworten. Es tat weh, was mein Dad mir vorwarf.
"Vielleicht will ich auch einfach nur mit meinem Dad reden, wenn ich Probleme habe?", ich muss verzweifelt geklungen haben, denn mein Vater sagte, dass er Mr. LaRusso sagen würde, dass er mir ein Uber bestellt.

Eine halbe Stunde später stand ich vor dem Tor des Miyagi-Do. Ich atmete tief durch und starrte auf das Tor, bevor ich hindurch trat.
Ich sah mich unsicher um. Ja ich hatte dieses Dojo verwüstet. Doch Hawk war auch dabei gewesen und durfte nun hier trainieren.

"Enna.", Mr. LaRusso kam aus dem Haus und auf mich zu.
"Gehören die eigentlich alle Ihnen?", fragte ich und deutete zu den Autos.
Er lachte leicht und deutete ihm zu folgen.
"Dein Dad ist hinten im Garten, er bereitet das nächste Training vor."

Es schien, als würden Mr. LaRusso nicht böse auf mich sein, obwohl ich bei ihm eingebrochen war und seine Tochter und viele andere verprügelt hatte.
Schließlich blieb ich stehen, "Mr. LaRusso?", fragte ich unsicher.
Er blieb stehen, drehte sich um und sah mich fragend an.

"Enna.", hörte ich plötzlich die Stimme meines Vaters sagen. Er schob LaRusso zur Seite und kam schnell auf mich zu, bevor er mich fest umarmte, "Was ist passiert? Worüber möchtest du reden?", er ließ mich los, doch seine Hände ruhten auf meinen Schultern.

"Bedrückt dich was?", fragte nun auch Mr. LaRusso, doch mein Vater drehte sich zu ihm um, "Das sind hier Vater und Tochter Gespräche, klar?", er drehte sich wieder zu mir um, "Vielleicht solltest du den Zaun streichen oder so.", sagte er noch murmelnd an LaRusso gerichtet.

"Klar, ich verschwinde, aber wenn etwas ist, ich bin im Haus.", er deutete auf das schöne Haus, das sehr viel Frieden ausstrahlt.
Mein Vater schob mich an der Schulter in Richtung Garten und wir setzten uns auf den Holzweg.

"Was ist passiert?", fragte er nun. Es schien, als wäre der ewige Streit, der Hass und die Wut der letzten Tage vergessen.

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt