[7]

154 8 6
                                    

Ich verabredete mich gleich am nächsten Tag mit Elias. Ich hatte früher Feierabend gemacht und Marie den Nachmittag im Studio überlassen. Elias hatte ich geschrieben, dass ich gerne mit ihm reden würde. Also trafen wir uns etwas außerhalb der Stadt an der Ostsee. Der Vorschlag kam von ihm, nachdem ich geschrieben hatte, dass ich dazu nicht wieder in seine Wohnung kommen würde. Ich hatte mir eine dicke Jacke und einen Schal angezogen, denn es hatte über Nacht nochmal richtig abgekühlt. Dazu trug ich Handschuhe.

Diesmal war Elias als erstes da. Ich stieg aus dem Auto und lief auf ihn zu. Wie sollte ich ihn denn nur begrüßen? Er nahm mir die Entscheidung letztlich ab, da er mich sofort in den Arm nahm. Dann liefen wir gemeinsam am Meer entlang.

„Dachte schon, du willst mich nicht mehr sehen. Habe nichts mehr von dir gehört", sagte Elias. „Du hättest dich doch auch mal melden können", entgegnete ich. „Schon, aber ich habe mich das letzte Mal bei dir gemeldet. Du warst also wieder an der Reihe."

Toll... das Gespräch driftete schon wieder in eine Richtung ab, die ich nicht einschlagen wollte. Ich konnte ihm schlecht sagen, dass ich wusste, dass er mit jemand Anderem schrieb. Aber ich konnte ihm etwas Anderes sagen: „Letztes Mal hatte ich das Gefühl, dass du mich nicht da haben willst. Du hast mich ja quasi aus deiner Wohnung geschmissen." Elias dachte nach. „Ich war schlecht drauf an diesem Tag. Es lag nicht an dir." Sollte ich ihm das jetzt glauben? „Ich weiß einfach nicht, was ich über das Ganze hier denken soll", seufzte ich deprimiert. „Wie meinst du das?", fragte er nach. „Naja, wir treffen uns, haben unseren Spaß, dann gehen wir auseinander und hören nichts mehr voneinander, bis man sich das nächste Mal trifft und alles wieder von vorne losgeht", stammelte ich unsicher. Es war mir unangenehm, über dieses Thema zu sprechen. „Gefällt es dir nicht?" Enttäuscht blickte mir Elias in die Augen. „Darum geht es doch gar nicht", versuchte ich ihm klarzumachen, „Ich weiß aktuell einfach nicht, wo ich stehe. Ich will mir keine falschen Hoffnungen machen."

Anstatt etwas darauf zu erwidern, wechselte er das Thema: „Wie war der Semesterbeginn deiner Schwester?" Etwas überrascht darüber, dass er das noch wusste, antwortete ich: „Soweit ganz gut. Ich muss sagen, seit sie studiert, meldet sie sich recht wenig bei mir. Aber das zeigt mir, dass es gut laufen muss. Sie hat am ersten Tag schon neue Freunde gefunden." „Das hört sich doch sehr gut an." Wir liefen weiter und ich dachte lange darüber nach, ob ich das Thema nochmal anschneiden und auf Elias und mich, auf unser Verhältnis, zurückkommen sollte. Bevor ich zu Ende gedacht hatte, begann er zu reden: „Ich habe übrigens das Wort Türkis gegoogelt. Ich hätte selbst darauf kommen können, was es bedeutet. Ich stand in diesem Moment echt auf der Leiter." „Dass du dich daran noch erinnerst", überlegte ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Ich hatte das Gefühl, es wäre ihm gleichgültig gewesen. „Und siehst du in Türkis denn jetzt eher ein Blau oder ein Grün?" „Blau", sagte er bestimmend, „Definitiv!" „Danke! Endlich jemand, der mich versteht", lachte ich erleichtert. Elias stieg in mein Lachen ein. Es war auf einmal wieder so unbeschwert zwischen uns.

Hatte er letzte Woche einfach nur einen scheiß Tag gehabt?

„Mir ging es echt schlecht, nachdem du mich mehr oder weniger aus deiner Wohnung geschmissen hast", seufzte ich. „Es tut mir leid. Das wollte ich nicht", entschuldigte sich Elias daraufhin erneut. „Weißt du, irgendwie bist du mir in der kurzen Zeit schon echt wichtig geworden - auch wenn ich immer noch ziemlich wenig über dich weiß", öffnete ich mich. „Ich rede ungern über mich. Aber ich muss auch viel an dich denken", meinte er.

Schwierig. Elias konnte und wollte einfach nicht sagen, wer er war.

Da es gerade ganz gut lief, wollte ich auch nicht mit bewussten Fragen provozieren. Das hatte noch genug Zeit. Nach dem Treffen heute war ich mir sicher, wir würden uns wiedersehen.

Sweet LiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt