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„Hey Vanessa!", empfing mich Eric in der Eingangshalle des Hotels. Er sah mir sofort an, dass es mir nicht gut ging. „Hat Karl irgendwas zu dir gesagt?", wollte ich wissen. „Nein, gar nichts. Ist alles gut?" Ich schüttelte den Kopf. Gerade liefen zwei seiner schwedischen Mitspieler an uns vorbei. Sie grüßten mich freundlich. „Elias und ich haben uns getrennt", verriet ich und schon wieder war ich den Tränen nahe. Ich hatte es noch immer nicht verarbeiten können. Warum ich jetzt hier in Hamburg war, wusste ich genauso wenig. „Das tut mir leid", meinte Eric und nahm mich in den Arm. Er brachte mich in sein Zimmer, in dem auch mein Mitbewohner untergebracht war. Stumm ging ich hinein. Karl lag auf dem Bett, die Beine überkreuzt und er hielt sein Handy in der Hand. Bedröppelt setzte ich mich auf den freien Stuhl. Der andere war mit schwedischen Trainingsklamotten behangen. Ich schaute meinem besten Freund einfach nur in die Augen und er schaute mich an. „Ich lass euch zwei mal kurz alleine. Ich wollte sowieso noch mit Jim sprechen." Eric begriff, dass Karl und ich etwas zu besprechen hatten. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, begann Karl zu sprechen: „Was machst du hier?" „Du hattest recht mit Elias. Er wusste wirklich etwas", sagte ich, ohne auf seine vorige Aussage einzugehen. „Woher?" Ich lachte gehässig auf: „Marie!"

Karls Blick sprach Bände. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte. „Das kannst du nicht bringen als Freundin. Also wirklich nicht!", ärgerte sich der Schwede. Wir sprachen hier immerhin auch von seiner Ex-Freundin. Das vergaß ich bei all meinen Dramen immer wieder. „Sie ist nicht mehr meine Freundin. Nicht nach dieser Aktion. Beim ersten Mal war es schon zu viel, aber jetzt ist sie definitiv einen Schritt zu weit gegangen. Sie hat meine Beziehung zerstört. Ich hätte es Elias gerne anders beigebracht", redete ich mich in einen kleinen Rausch. „Elias weiß es?", unterbrach mich Karl allerdings an der Stelle. „Es ist vorbei mit uns. Er hasst mich", dramatisierte ich etwas. Er hatte es zwar so nicht ausgesprochen, aber sein Blick sah so aus. „Hat er also Schluss gemacht?", wollte Karl wissen. „Erst ich, dann er, ach keine Ahnung. Eigentlich haben wir gar nicht richtig Schluss gemacht. Er meinte, ich muss eine Entscheidung treffen und dann sehen wir weiter. Aber selbst wenn ich mich für ihn entscheiden sollte, glaube ich nicht, dass er mir das verzeihen kann", entgegnete ich. Nachdenklich schaute Karl mich an: „Was tust du dann hier? Wenn du eigentlich selbst nicht weiß, was du willst - oder besser gesagt, wen du willst." „Gibt es nur die Option er oder du?", fragte ich leicht säuerlich, „Was ist, wenn ich keinen von euch will? Zumindest jetzt nicht." Meine Stimme wurde leiser. Die erste Träne kullerte über meine Wange. Ich starrte aus dem Fenster hinaus und wischte sie mir weg. „Dann verstehe ich noch weniger, warum du jetzt hier bist", seufzte er. Enttäuscht schüttelte ich den Kopf und sagte schließlich: „Karl, ich bin hier, weil ich einen besten Freund im Moment brauche!"

Nachdem Eric zurück im Zimmer war, beschlossen wir, ein bisschen durch Hamburg zu laufen. Karl fiel es zwar schwer, aufrichtig für mich da zu sein, aber er gab sein bestes. Er hatte es mir versprochen. Eric tat alles, um mich von Elias abzulenken. Ich fühlte mich wohl mit den beiden Jungs an meiner Seite und das war momentan das Wichtigste. „Kommst du morgen zum Spiel?", wollte Eric wissen. Ich zuckte mit den Schultern und meinte: „Nächste Woche komme ich zum Finale. Hoffentlich sehe ich euch da spielen", entgegnete ich. Von Karl hatte ich ja zum Geburtstag zwei Tickets bekommen. „Für morgen lässt sich sicher auch was einrichten. Also natürlich nur wenn du magst", lächelte Karl. „Ich weiß es noch nicht", sagte ich nachdenklich, „Eigentlich habe ich auch noch so viel in Kiel zu regeln. Kein Plan, wie es mit dem Studio weitergeht. Ich weiß nur, dass ich nicht mehr mit Marie zusammenarbeiten kann. Dazu ist einfach zu viel vorgefallen." „Das kann ich verstehen", pflichtete Karl mir bei, während Eric verwirrt dreinblickte: „Habe ich was verpasst?" „Oh ja", bestätigte sein Kumpel. „Ich will jetzt aber nicht erzählen. Kann Karl die Tage ja mal machen", stellte ich klar. Ich wollte einfach die Zeit hier genießen und nicht an Elias oder Marie denken.

Sweet LiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt