„Ich dachte, das könnte vielleicht zu uns passen? Wir beide mögen nicht diesen klassischen Romantik-Kitsch." „Ist Elias denn auch hier?", fragte ich etwas skeptisch und traurig zugleich. „Nein, nur wir beide", versicherte mein Mitbewohner und küsste meinen Scheitel. Kurz darauf wurden wir in den Kinosaal gelassen. Wir nahmen unsere Plätze in der letzten Reihe ein und schauten uns die ganzen Trailer zu anderen Filmen an. Währenddessen dachte ich viel nach. War ich wirklich die einzige Person, die Karl gerade datete? Ich war mir plötzlich nicht mehr so ganz sicher.
Der Film ging los. Für den Moment konnte ich mir jedenfalls sicher sein, dass es nur Karl und mich gab. Ich hatte von dem Film schon gehört, aber worum es genau ging, wusste ich nicht. Schon bei den ersten Szenen wurde mir schlecht. Fanny - in einer scheinbar glücklichen Beziehung - trifft auf der Straße auf einen alten Klassenkamerad, der sie schon immer geliebt hatte. Sofort suchte ich nach Parallelen? Wollte Karl damit etwa andeuten, dass er dieser Alain war, der sie seit Jahren liebte? Und wer sollte ihr Ehemann sein? Elias etwa?
Jedenfalls ließ Fanny sich sehr schnell auf diesen Alain ein, machte ihrem Mann Jean etwas vor. Verliebte sich in Alain und verbrachte sehr viel Zeit mit ihm. Sie war glücklicher mit ihm und freier. Sie konnte das tun, was sie liebte und war nicht wie in einem Käfig eingesperrt. Sie durfte selbst entscheiden, was sie tat. Es ging ihr gut mit Alain. Plötzlich legte Karl seine Hand auf meinen Oberschenkel. Wie gebannt starrte ich schon seit Minuten auf die Leinwand. Karl war mein Alain, aber Elias war definitiv nicht Jean! Auf einmal wurde mir übel, weil ich immer mehr Parallelen zu meinem Ex-Freund Maurice erkannte. Auch bei ihm fühlte ich mich eingeengt und überwacht. Er war Jean! Er und kein anderer!
Jetzt ging auch erst der spannende Teil los. Der Film war nicht umsonst der Kategorie Thriller zugeordnet. Plötzlich bemerkte ich, wie Karl seinen Arm oben auf meinen Sitz gelegt hatte. Aber nur so, dass er mich nicht berührte. Trotzdem wurde ich auf einmal nervös. Er suchte offensichtlich die Nähe zu mir. Ich hatte mir vorgenommen, abzuwarten. Wenn dann sollte er den ersten Schritt machen, sollte es einen ersten Schritt überhaupt geben. Dass wir miteinander geschlafen und uns geküsst hatten, lag nun doch schon einige Zeit zurück. Sein Arm verharrte erstmal auf der Lehne und mir fiel es zunehmend schwerer, mich auf den Film zu konzentrieren. Zwischendurch machten wir unsere Witze über einzelne Szenen. Wir kommentierten Gedanken, während man die Schauspieler einfach nur auf der Leinwand sah und sie einen Moment nicht redeten. Dabei schauten wir uns immer wieder an, grinsten und richteten unseren Blick dann wieder nach vorne. Das Spielchen ging eine ganze Weile so weiter, wirklich romantische Stimmung kam nicht auf. Deshalb zweifelte ich schon stark an, dass das heute überhaupt noch was werden würde mit uns. Auch wenn ich vorhin noch gesagt hatte, ich würde den Abend auf mich zukommen lassen, hatte mein Unterbewusstsein schon längst eine andere Entscheidung getroffen: Es wollte Karl!
Der Film ließ jetzt nicht wirklich zu, dass es irgendwie romantisch hätte werden können. Unser Blickkontakt hielt aber Stand, wir waren uns die ganze Zeit ganz nah und irgendwann merkte ich, wie seine Finger mein Bein ganz leicht berührten. Es wurde immer offensichtlicher, dass Karl tatsächlich meine Nähe suchte, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie es weitergehen sollte. Unsere aufgelockerte, witzige Stimmung hatte mir in dem Moment zu Bedenken gegeben. Es war mir auch egal, was die anderen Zuschauer hier im Saal dachten. So laut waren wir aber glaub gar nicht.
Jedenfalls waren meine ganzen „Sorgen" umsonst, denn auf einmal legte Karl seine rechte Hand an meinen linken Arm und schon bei der Berührung wusste ich, was gleich passieren würde. Und so war es auch. Er drehte mich zu sich und küsste mich! Ganz sanft. Unschuldig. Schwach. Aber seine Lippen lagen auf meinen. Ganz langsam fanden wir einen gleichmäßig ruhigen Takt und unsere Lippen bewegten sich im Einklang miteinander. Es war ein überwältigendes Gefühl. Ich vergaß für einen kurzen Augenblick, dass wir im Kino waren. Es fühlte sich an, als gäbe es nur uns beide.
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Sweet Lies
FanfictionEine Beziehung, die bereits auf einer Lüge aufbaut, kann keine Zukunft haben. Das weiß auch die 23-Jährige Vanessa, doch der Reiz und die Versuchung ist größer. Sie kann einfach nicht widerstehen, auch wenn sie genau weiß, dass ihr Verstand etwas An...