[23]

80 5 2
                                    

Alina hatte zugestimmt, dass wir Freitagabend zusammen mit Elias in meinen Geburtstag reinfeiern würden. Ich glaube, Elias freute sich mehr darüber als ich mich selbst. Wir waren uns auch einig, dass wir nur zu dritt feiern würden. Kurzzeitig waren noch Marie und Karl im Gespräch, dann haben wir beide aber entschieden, dass das die Stimmung nur runterziehen würde. Also mit aller Wahrscheinlichkeit. Beide hatten wir aber zu meiner Geburtstagfeier nächste Woche eingeladen. Naja, dadurch dass die Party bei Karl und mir in der WG stieg, war es nur logisch, dass er eingeladen war. Und Marie konnte ich einfach nicht außen vorlassen. Sie hätte mitbekommen, dass ich gefeiert hätte. Ich besaß genug Anstand, um das zu tun.

Außerdem waren ein paar der THW Jungs eingeladen, also zumindest die, mit denen ich auch sonst zu tun hatte. Alina hatte gefragt, ob sie noch eine Freundin mitbringen könnte. Selbstverständlich hatte ich nichts dagegen. Ich nutzte zur groben Planung die Zeit im Studio, wenn dort mal nichts zu tun war. Marie ließ ich dabei eher außen vor. Ich hatte ihr zwar von der Idee erzählt, aber dabei war es auch geblieben. Ich versuchte generell, etwas Abstand zu ihr zu halten. War nur schwer möglich, wenn man zusammen arbeitete. So offensichtlich wollte ich es eigentlich auch nicht machen. Leichter gesagt als getan...

„Was machst du an deinem Geburtstag?" „Am Samstag meinst du? Ach keine Ahnung, wahrscheinlich was mit Elias", sagte ich gelassen. „Spielen die nicht am Sonntag in Stuttgart?" „Ja", bestätigte ich, „Aber die reisen da ja keine drei Tage früher an." „Ist er Samstagabend dann noch da?", wollte Marie wissen. Sie verwirrte mich mit ihrer Fragerei. „Nein, wir feiern Freitag in meinen Geburtstag rein und Samstag muss er dann im Laufe des Nachmittags aufbrechen." „Nur ihr zwei dann?" Marie sprach in Rätseln. „Ja am Freitag", präzisierte sie daraufhin. Was sollte diese Fragerei? „Mit meiner Schwester noch. Elias will sie unbedingt kennenlernen", erzählte ich sachlich. „Aha", kommentierte sie. „Und was machst du dann Samstagabend?" Ich zuckte mit den Schultern. Noch hatte ich keine Pläne. Sie schlug vor, dass wir zwei ja was machen könnten. So ganz zusagen wollte ich noch nicht, aber ich sagte auch nicht ab.

...

Am Freitag war es dann endlich soweit. Alina hatte bis 16 Uhr Vorlesung und Elias bis 19 Uhr Training. Dadurch hatte ich immerhin die Zeit, mich in aller Ruhe zu richten. Elias hatte gemeint, dass ich mit meiner Schwester ins Trainingszentrum kommen könnte und wir dann von dort aus losgehen würden. Er wollte uns überraschen, wo es hinging. Er hatte sich wohl extra Kiel-Insider-Tipps bei Rune Dahmke geholt. Elias wollte, dass alles perfekt wird.

Karl hatte zwar mitbekommen, dass wir heute was unternahmen, da er aber auch wusste, dass es das erste Aufeinandertreffen zwischen seinem Mannschaftskollegen und meiner Schwester werden würde, hatte er nie gefragt, weshalb er nicht dabei sein dürfe. Außerdem hatte ich ihn als Mitgestalter meiner Geburtstagsparty ernannt. Das ehrte ihn und damit gab er sich offenbar zufrieden.

Um halb sechs kam meine Schwester bei mir an. Wir hatten uns auch schon ewig nicht mehr gesehen. Ich hatte ihr so viel zu erzählen. Angefangen natürlich bei Elias. Sie wusste so viel noch nicht. Ich erzählte ihr von der Woche in seiner Heimat und meinen Erlebnissen dort. Tatsächlich erzählte ich ihr auch das mit Pauli. Sie war meine Schwester. Sie würde es verstehen. Und sie verstand es. Sie verstand es besser als jeder andere Mensch auf dieser Welt.

Ich musste sie einfach in Arm nehmen. Es tat gut, so offen mit jemandem darüber sprechen zu können, ohne für das eigene Handeln verurteilt zu werden. Am liebsten hätte ich noch Stunden mit ihr gequatscht, aber wir mussten los. Elias erwartete uns schließlich am Trainingszentrum und mit dem Bus fuhren wir eine knappe halbe Stunde dorthin - inklusive Wegzeit.

„Ich hab alles über Elias gegoogelt. So viel findet man aber tatsächlich nicht heraus", meinte Alina zu mir. „Du kannst Elias heute einfach auch selbst fragen, wenn dich etwas interessiert", lachte ich. „Ja schon, aber ich will ihm nicht gegenübertreten und keine Ahnung haben, wer da vor mir steht", redete sie sich heraus. „Wäre er kein Profihandballer, würdest du auch nichts über ihn wissen", versuchte ich sie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. „Außerdem", setzte ich an, „Elias mag es gar nicht, wenn man ihm zu voreingenommen gegenübertritt. Warum sonst hat er wohl vor mir verheimlicht, wer er eigentlich ist?" „Ach stimmt, da war ja was", erinnerte sich meine Schwester und musste lachen.

Sweet LiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt