„Ich glaube, du hattest Spaß und ich hatte Spaß", entgegnete ich schulterzuckend. „Wer ist die neben mir?" „Ich vermute mal die Barkeeperin von gestern?!", sagte ich. So genau hatte ich mir sie dann auch wieder nicht angeschaut. Weder im Club, noch heute Morgen in meiner Wohnung. „Nein, das ist die nicht", unterbrach mich Karl sofort, „Ich habe keine Ahnung, wen ich da mit heimgeschleppt habe." „Also in meinem Bett liegt Dennis, da bin ich mir zu 99% sicher", teilte ich meinem Mitbewohner meine Geschichte mit. „Hast du Aspirin? Mein Kopf platzt gleich", klagte der Handballer. „Hab ich grad auch schon genommen", meinte ich und reichte ihm die Packung, die noch auf dem Tisch stand. „Danke."
„Wie kriegen wir unsere beiden Bettgenossen jetzt wach?", fragte ich leicht genervt in die Stille hinein. „Kann ich auch einfach die Flucht ergreifen?", fragte Karl verzweifelt, „Ich habe eine üble Befürchtung." „Welche?" „Mich hat gestern so ein absolutes Fangirl angequatscht. So richtig aufdringlich. Ich kann mich nicht erinnern, wann das war, aber es könnte sie sein." „Das klingt ungeil", sagte ich kritisch und versuchte, ins Wohnzimmer zu spähen.
„Hey, ganz ehrlich", sagte ich zu Karl, „Sperr dich einfach in dein Zimmer ein. Ich regle das schon. Dennis will ich auch loswerden. Für eine Nacht war der okay, aber mehr muss es auch wirklich nicht sein." „Wirklich?", hakte mein bester Freund nach. „Ja, verzieh dich einfach. Ich kümmere mich drum", versprach ich. „Du bist die beste!" „Ich weiß", grinste ich dreckig und warf Karl einen Kussmund zu. „Und zieh dir was an!", rief ich noch hinterher.
Unangenehmerweise wachten Dennis und Karls Mitbringsel zeitgleich auf. Dennis hatte immerhin wieder seine Klamotten an. Die Sofaschläferin kramte ihre Sachen gerade noch zusammen. Der Blick der beiden, als sie sich gegenseitig sahen, war einzigartig. „Hi", meinte ich zu Dennis und zwang mir ein Lächeln auf. „Wer ist sie?", fragte er schockiert und deutete auf die Frau im Wohnzimmer. Diese hatte andere Sorgen: „Wo ist Karl?" „Wer ist Karl?", provozierte ich sie ein wenig. Wenn es wirklich stimmte, was Karl sagte, dann mochte ich sie von vornherein nicht. „Karl?", mischte sich Dennis ein. „Sorry, aber ich kenne keinen Karl. Das hier ist meine Wohnung." „Karl hat mich doch hierher gebracht", merkte sie an. „Dann hat sich dieser Karl vielleicht vertan. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum eine Fremde auf meinem Sofa schläft", argumentierte ich weiter, merkte aber selbst, dass das, was ich von mir gab, eigentlich nur wenig Sinn machte. Sie hatte gestern aber offenbar auch einen über den Durst getrunken, sodass sie wirklich ins Grübeln geriert. Dennis war mehr als verwirrt und entfloh der ganzen Situation. „Tschau Vanessa", sagte er bloß noch, winkte mir zu und ging.
Wenigstens den hatte ich los...
„Ich kann auch die Polizei rufen, ich meine, ich kenne dich nicht und finde dich am Morgen nackt in meiner Wohnung." „Ich schwöre, Karl hat mich hierhergebracht", wiederholte sie ihre Worte. „Schätzchen, ich schwöre, ich kenne immer noch keinen Karl. Hast du vielleicht mal drüber nachgedacht, dass du verarscht wurdest?" Jetzt war sie still. Ihr gingen die Argumente aus. Mehr wie „Karl hat mich hierhergebracht" hatte sie sowieso nicht auf Lager. Sie zog ihre Jacke an, fand ihre Schuhe vor dem Fenster, nahm diese in die Hand und eilte zur Türe. Mit großer Freude sah ich dabei zu, wie sie die Flucht ergriff. Fast! Sie blieb stehen. Ich hatte eine böse Vorahnung... das Klingelschild!
Noch bevor sie sich in Rage reden konnte, knallte ich ihr die Türe vor der Nase zu. Fuuuuuuck! „Scheiß Bitch!", vernahm ich noch von außen, dann entfernte ich mich vom Eingangsbereich und stieß rückwärts mit Karl zusammen, der soeben aus seinem Zimmer gekommen war. Ich verdrehte die Augen, er ebenfalls, dann meinte ich: „Du solltest in Zukunft eine bessere Partnerwahl treffen. Dein Geschmack gefällt mir nicht." „Ich weiß zumindest, wie sie heißt. Scheinbar bin ich ihr noch heute Nacht auf Insta gefolgt." „Mach sowas nie, nie, nie wieder!", verlangte ich von meinem Mitbewohner und er gab mir das Versprechen, dass dies das erste, einzige und letzte Mal passiert war.
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Sweet Lies
FanfictionEine Beziehung, die bereits auf einer Lüge aufbaut, kann keine Zukunft haben. Das weiß auch die 23-Jährige Vanessa, doch der Reiz und die Versuchung ist größer. Sie kann einfach nicht widerstehen, auch wenn sie genau weiß, dass ihr Verstand etwas An...