Sweet Lies

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Sofort nachdem das Flugzeug gelandet war, checkte ich meine Nachrichten auf dem Handy. Ich hatte verpasste Anrufe und Chats von Karl und von Marie. Den Chat mit Karl öffnete ich zuerst. Nervös tippte ich auf dem Display herum und las folgendes:

Karl: Nein, das weiß sie nicht.

Erleichtert atmete ich aus. Das Flugzeug rollte derweil Richtung Flughafengebäude und blieb kurz darauf stehen. Bis wir Passagiere aussteigen durften, dauerte es noch einen kurzen Moment. Ich schaute derweil, was meine beste Freundin mir geschrieben hatte:

Marie: Können wir telefonieren?
Marie: Bitte, es ist wichtig
Marie: Karl hat sich von mir getrennt😭😭
Marie: Ich wusste doch, dass irgendwas nicht stimmt
Marie: Alles gut?
Marie: Ach fuck, Ich glaube du fliegst gerade zu Elias. Ich will dich nicht belästigen. Tut mir leid.
Marie: Vanessa, mir geht es so mies😓😭

Als erstes antwortete ich Karl.

Vanessa: Danke, dass du mir den Urlaub hier versaut hast...

Danach schrieb ich Marie:

Vanessa: Was?!😳 es tut mir sooooooo leid, ich wäre jetzt gerne bei dir und würde dich einfach in den Arm nehmen. Ach man, ich fühle mich schlecht. Karl ist ein Idiot! Ich schreibe dir gleich nochmal, ich muss aussteigen...

Ich packte mein Gepäck zusammen, folgte den anderen Passagieren und suchte in der Flughafenhalle schließlich nach Rói. Er hatte versprochen, mich hier abzuholen. Von Weitem sah ich ihn schon winken. Freudig ließ ich mich in die Arme von Elias' Bruder fallen. „Wie war dein Flug?", wollte er wissen. „Schrecklich! Mein bester Freund hat mir kurz vor dem Start geschrieben, dass er sich von meiner besten Freundin getrennt hat. Das ging mir echt ziemlich nach", erzählte ich die Kurzfassung. „Oh nein, das klingt gar nicht gut. Aber nicht dein Mitbewohner, oder?" „Doch, genau der. Und mit meiner besten Freundin arbeite ich zusammen - es kam nicht unerwartet, aber ich fühle mich hilflos, weil ich hier bin und meiner besten Freundin nicht zur Seite stehen kann." „Dafür freue ich mich umso mehr, dass du hier bist", meinte Rói, „Und wie sich Elias erst freuen wird." „Ich hoffe es. Er ahnt wirklich gar nichts?", fragte ich zur Sicherheit nochmal nach. „Nein. Er ist gerade schon beim Geburtstag, ich würde sagen, da fahren wir jetzt auch hin", lächelte sein Bruder. „Welcher Geburtstag?" Elias hatte gar nichts erzählt...

„Von Óli. Er hatte eigentlich im Sommer Geburtstag, aber da waren so wenige da, deshalb feiert er jetzt erst", erzählte Rói. Mein Kopf ratterte. Óli, Óli, Olí Mittún! Oh nein! Deshalb hatte Elias mir nichts erzählt! Pauli war natürlich auch dort. Na super! Den musste ich jetzt wirklich nicht sehen... Da sah man mal wieder, dass die Faröer Inseln ein Dorf waren, wie man in Deutschland so schön sagen würde.

„Ist das in Ordnung? Ich habe gar nicht gefragt." Rói schaute mich nachdenklich an und hatte meinem Blick wohl angesehen, dass ich nicht sonderlich begeistert von dieser Idee war. Ich konnte ihm allerdings schlecht sagen warum. „Nein, nein", winkte ich ab, „Alles gut." „Sicher?", hakte Elias' Bruder ein letztes Mal nach. „Ja, lass uns zu dem Geburtstag fahren!", gab ich das Go und setzte mich auf die Beifahrerseite.

Die ganze Fahrt über redeten wir. Es war, als wäre Rói mein eigener Bruder. Draußen war es schon dunkel. Die Sonne hier ging zu dieser Jahreszeit deutlich früher unter als bei uns. Damit sah ich leider nur sehr wenig von der wunderschönen Landschaft hier. Trotzdem fühlte ich mich sehr wohl.

Rói hielt vor einem großen Haus an. „Da wohnt Óli?", fragte ich überrascht. „Seine Eltern. Er spielt ja inzwischen in Schweden Handball, aber wenn er auf den Inseln ist, findet man ihn natürlich hier." „Wow!", staunte ich. Es war wunderschön. „Sind viele Gäste da?", wollte ich wissen. „Vielleicht so um die 20. Vorhin war es noch relativ überschaubar", erzählte der Färinger. „Komm, schauen wir nach meinem Bruder!", meinte er weiter und ich folgte ihm ins Haus. Etwas aufgeregt war ich schon. Vor allem verstand ich nicht, weshalb Elias mir nichts von diesem Geburtstag erzählt hatte.