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„Tríggir, Tvær, Ein, Null - gleðilig nýggjájdj!"

„Frohes neues Jahr, Vanessa!", strahlte Elias und gab mir einen Neujahrskuss. „Es ist so schön, bei dir zu sein", lächelte ich in den Kuss hinein und schmiegte mich enger an meinen Freund heran. Unweit in Tórshavn ging gerade ein gigantisches Feuerwerk los. Es war wunderschön. Wir schauten uns das Spektakel an und gingen danach wieder nach innen ins Warme.

Es dauerte nicht lange, da verzog sich Rói zusammen mit Lív in sein Zimmer. Sein bester Freund Óli pfiff den beiden grinsend hinterher. Damit waren wir nur noch zu fünft. „Sag mal Elias, ist euer Whirlpool eigentlich einsatzbereit?", fragte Pauli. „Ihr habt einen Whirlpool?", grätschte ich dazwischen, „Du hast nie etwas davon erzählt." „Ja, ist er", beantworte er zuerst Paulis Frage und widmete sich dann mir zu: „Wahrscheinlich, weil es hier nichts Besonderes ist." „Gar nicht überheblich", lachte ich. „Whirlpool bin ich auch sofort dabei", mischte sich Nora ein. „Ich habe gar keinen Bikini dabei", überlegte ich. „Das kann ich dir leider auch nicht anbieten", entgegnete mein Freund, „Ich nehme dich aber auch nackt." „Das glaube ich dir sofort", setzte ich Elias kopfschüttelnd entgegen.

Elias lieh den beiden Mittún-Brüdern Badehosen aus, Nora und ich hatten entschieden, einfach in Unterwäsche in Whirlpool zu gehen. Mein Freund brachte noch eine Flasche Sekt nach draußen und einen Stapel Handtücher. Es war wirklich eisig kalt, vor allem, da wir ja nur knapp bekleidet waren. Der Whirlpool der Skipagøtus stand im hinteren Teil des Gartens und war zuvor mit einer Plane bedeckt gewesen, daher hatte ich diesen wahrscheinlich auch nicht gesehen.

Kurz darauf saßen wir alle im Pool und stießen mit unseren Sektgläsern an. „Lohnt es sich, nach Deutschland zu reisen, Vanessa?", wollte Nora von mir wissen. „Deutschland ist groß, es gibt Ecken, die kann ich dir empfehlen, andere vielleicht eher nicht so", lachte ich. „In Berlin spielt ihr, oder?", hakte Nora bei den Handballern nach. Diese nickten bestätigend. „Berlin ist schön", meinte ich, „Hat aber auch seine Schattenseiten. Aber wenn man schon mal in Deutschland ist, dann muss man die Hauptstadt unbedingt mal gesehen haben. Allein die Größe ist ja schon gigantisch. Eure Insel ist wahrscheinlich ähnlich groß, aber ich glaube von der Einwohnerzahl und der bebauten Fläche müssen wir gar nicht erst anfangen", verglich ich. „Welche Städte kannst du noch empfehlen?", fragte Nora weiter. Ich überlegte: „Mmh, definitiv Hamburg. Das ist für mich mit die schönste Stadt Deutschlands. München musst du auch mal gesehen haben. Das ist nochmal ein ganz anderes Flair dort. Ach, und Köln. Da ist es wunderschön." „Das klingt doch schon mal nach einem Plan. Lív und ich wollten nach der EM nämlich noch zwei Wochen in Deutschland bleiben und reisen. Damit lohnt es sich für uns auch." „Wenn ihr sowieso unterwegs seid, dürft ihr natürlich gerne auch in Kiel bei Elias und mir vorbeischauen. Von Hamburg aus ist das nur ein Katzensprung", schlug ich vor.

„Ich glaube tatsächlich, ich würde mich langsam auf den Heimweg machen", meinte Nora nach einer Weile. „Jetzt schon?", fragte Pauli verwundert. „Ich bin wirklich müde, mein Tag war stressig, ich hatte noch einiges zu erledigen", meinte sie. „Ich begleite dich", bot Óli sofort an, „Ich lasse dich doch nicht nachts allein durch die dunklen Straßen laufen." „So weit ist es ja nicht. Das schaffe ich auch alleine", meinte Nora. Eigentlich hatte sie darauf gesetzt, dass Lív, die im Nachbarhaus wohnte, mit ihr zusammen nach Hause gehen würde, doch die hatte ihre Pläne offensichtlich kurzfristig geändert. Óli blieb daher bei seiner Meinung und trocknete sich ebenfalls ab, um Nora sicher nach Hause zu bringen. Pauli, Elias und ich blieben im Whirlpool zurück.

Die beiden verabschiedeten sich kurz darauf von uns und jetzt wurde es richtig unangenehm. Knapp bekleidet auf engsten Raum mit meinem Freund und seiner früheren (womöglich aktuellen) Affäre, mit der ich auch schon mal was hatte. Mit Elias zusammen natürlich. „Hast du was von Karl oder Marie gehört?", fragte Elias. Das Wort „Karl" machte die ganze Situation nur noch unangenehmer. Er saß ja genauso mit im Boot. Ich fing an zu bereuen, dass wir unsere Beziehung von Anfang an so locker gestaltet hatten. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem Zweifel in mir aufkamen.

Sweet LiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt