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„Hey", lächelte Elias mich an und ich trat in seine Wohnung hinein. „Hey". Ich war heute mit dem Ziel hierhergekommen, mehr über Elias als Privatperson zu erfahren. Dinge, die ich nicht einfach mal schnell googeln konnte. Ich wollte wissen, was hinter dem Handballer steckte.

Doch dazu kam es zunächst gar nicht, denn er drückte mich schwungvoll gegen die nächste Wand und küsste mich. Etwas überrumpelt von alldem erwiderte ich den Kuss nach einigen Sekunden dann doch. Es war sexy und unglaublich heiß. Wieder landeten wir im Bett und wieder schliefen wir miteinander.

Nachdem wir uns kurz abgeduscht hatten, lagen wir nur mit Unterwäsche gekleidet nebeneinander auf seinem Bett und starrten Löcher in die Luft. Jetzt oder nie. Irgendetwas musste ich sagen.

„Was ist deine Lieblingsfarbe?" Okay, etwas Dümmeres hätte mir echt nicht einfallen können... „Blau", erwiderte Elias sofort, war danach aber still. „Meine Lieblingsfarbe ist lila. Aber irgendwie wechselt das ständig bei mir. Blau war es auch ganz lange, aber eher so babyblau.", erzählte ich ausführlich. „Ah". Seine Wortkargheit irritierte mich etwas. „Okay, jetzt sag mal ganz ehrlich. Ist Türkis für dich ein Blau- oder ein Grünton?" Verwirrt blickte er mich an: „Tur... was?" Mist. Ich hatte vergessen, dass seine Deutschkenntnisse Grenzen hatten. Redete er vielleicht auch nur deshalb so wenig? War es ihm unangenehm?

„Du solltest jetzt gehen", sagte er unerwartet. Das kam plötzlich. „Ähm... okay", reagierte ich perplex, stand auf und sammelte meine Klamotten ein. Er wirkte auf einmal so abweisend und kühl. So kannte ich ihn gar nicht. Was war los? „Ich muss schlafen. Morgen muss ich früh aufstehen", erklärte er seine Worte schließlich. „Arbeit?", fragte ich nach. „Sowas in der Art", antwortete er knapp. Damit schien das Thema für ihn abgeschlossen zu sein.

Wir verabschiedeten uns mit einer kurzen Umarmung, dann hatte er die Türe hinter mir auch schon geschlossen. Was war das denn eben? Mit einem schlechten Gefühl trat ich den Heimweg an. Auf der Fahrt kullerte sogar die ein oder andere Träne über meine Wange. Meine Reaktion zeigte mir eigentlich nur, wie sehr mir Elias in dieser kurzen Zeit eigentlich schon ans Herz gewachsen war.

Als ich zuhause ankam, hörte ich aus Karls Zimmer Stimmen. Er schien zu telefonieren. Gerne hätte ich noch mit ihm geredet - natürlich ohne dabei einen Namen zu nennen. So aber wollte ich ihn nicht stören. Niedergeschlagen machte ich mich im Bad fertig. Kurzerhand entschied ich mich dazu, schnell unter die Dusche zu steigen, danach legte ich mich in mein Bett und zog mir die Decke bis zum Hals hoch.

Vor dem Schlafengehen schaute ich nochmal auf mein Handy, sah nach, ob Elias mir vielleicht doch nochmal geschrieben hatte - aber da war nichts.

Heute Vormittag ging es mir so gut, ich war super glücklich - und jetzt das. So hatte ich mir meinen Abend definitiv nicht vorgestellt. Was hatte ich falsch gemacht? Woher kam sein plötzlicher Sinneswandel? Ich verstand die Welt nicht mehr.

Am nächsten Morgen war Marie wieder im Studio. Gestern hatten wir uns doch nicht mehr gesehen. Ich erkundigte mich sofort nach ihr. Sie entschuldigte sich erstmal dafür, dass sie das Shooting mit dem THW verpasst hatte. Natürlich wollte sie alle Details von mir hören. Danach erzählte ich ihr von meinem gestrigen Abend. „Das ist komisch", schlussfolgerte sie. „Ich meine, das mit dem frühen Aufstehen und alles, das stimmt ja sogar. Die Jungs sind heute Morgen zum Champions League Auswärtsspiel geflogen. Karl ist glaub um halb sechs schon aus dem Haus gegangen. Aber trotzdem hätte Elias nicht so abwesend sein dürfen", überlegte ich. Marie verstand es genauso wenig. Wir mussten uns allerdings nun an die Arbeit machen, deshalb beendeten wir das Thema fürs Erste. Die Bilder von gestern mussten zugeschnitten und bearbeitet werden. Ich hatte Victor versprochen, sie bis heute Abend fertig zu bekommen.

Sweet LiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt