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Am Abend fühlte ich mich einsam. Heute war es so, dass keiner Zeit für mich hatte. Elias und Karl waren mit dem THW unterwegs, meine Schwester hatte mal wieder andere Pläne und Marie stand ja sowieso nicht zur Verfügung. Immerhin musste ich mich heute nicht verstecken. Nach der Arbeit war ich noch schnell einkaufen gewesen und füllte die Vorräte bei uns daheim auf. Ich kochte mir was zu Abend und legte mich dann aufs Sofa, um meine Serie weiter anzuschauen. Dabei versank ich in Selbstmitleid. Eigentlich sollte ich mich glücklich schätzen. Ich war mir sicher, dass andere mich um mein Leben beneiden würden, doch ich konnte es gerade nicht genießen. Nach wie vor stand ich zwischen Elias und Karl. Ich wollte beiden gerecht werden, aber es ging einfach nicht. Als Profihandballer hatten sie einfach nur begrenzt Zeit und diese wollten die zwei am liebsten mit mir verbringen. Ich wusste einfach nicht, wie ich damit umgehen sollte.

Am nächsten Tag verfolgte ich abends das Champions League Spiel und freute mich, dass die Jungs mal wieder gewonnen hatten. Ich gratulierte sowohl Karl als auch Elias im Anschluss zum Sieg. Mein Freund schrieb außerdem:

Elias: Am Freitag nach dem Training wollten wir mit paar Leuten aus der Mannschaft was machen. Karl ist auch dabei. Magst du mitkommen?
Vanessa: Gerne🙈❤️ was habt ihr denn geplant?
Elias: Wissen wir noch nicht so genau😅 wollten wir jetzt mal auf dem Rückflug besprechen
Vanessa: Bin auf jeden Fall dabei❤️ kannst mir ja dann Bescheid geben
Elias: Mach ich❤️

Erleichtert darüber, dass es vielleicht doch hin und wieder gelingen konnte, Karl und Elias gleichzeitig gerecht zu werden, legte ich mich schlafen. Ich erschreckte mich zu Tode, als ich am nächsten Morgen aufwachte und nicht alleine im Bett lag. Elias!

Wann war er gekommen? Wieso hatte ich nichts mitbekommen?

„Hey", flüsterte ich liebevoll, nachdem ich den ersten Schreck verdaut hatte. Sein gleichmäßiger Atem deutete darauf hin, dass er sich noch im Tiefschlaf befand. Mit schlechtem Gewissen ließ ich ihn vorerst liegen und machte mich im Bad fertig. Ich musste leider früher oder später zur Arbeit und ich hoffte wirklich, Elias würde davor noch wach werden. In der Küche bereitete ich mir ein Frühstück vor, das ich allerdings in meine Tasche einpackte.

„Guten Morgen", vernahm ich - zu meinem Bedauern - Karls Stimme. Warum war er schon wach? Auf diese Frage hatte er selbst keine Antwort, meinte nur, er hätte mich in der Küche gehört. Warum er deswegen extra aufgestanden war, wusste ich nicht. Ich fragte auch nicht weiter nach. „Hab gehört, ihr macht am Freitag was mit der Mannschaft?", sprach ich ihn an. „Ja, haben uns jetzt dazu entschieden, was Essen zu gehen und dann wollen wir mal schauen, wohin es uns noch verschlägt", klärte mein Mitbewohner mich auf. „Wer kommt denn sonst noch mit? Elias hat nur dich erwähnt." „Eric, Magnus und Sven glaub." Die Runde war mir sympathisch. Mit Eric verstand ich mich sowieso und auch über Magnus oder Sven konnte ich kein schlechtes Wort verlieren.

„Schläft Elias noch?", wollte Karl kurz darauf wissen. Ich nickte und fragte dann lachend: „Hast du ihn heute Nacht eigentlich mit hierher gebracht?" „Ja, er hatte darum gebeten", meinte Karl relativ nüchtern. Ich spürte, dass es ihm eigentlich nicht so recht war, dass Elias in derselben Wohnung wie er war. Dieselbe Wohnung, aber trotzdem nicht das gleiche Zimmer. Ich wusste, dass er sich etwas anderes wünschte.

Elias musste jetzt nur noch wach werden...

Kurz bevor ich losmusste, schaute ich nochmal nach meinem Freund, der vorhin noch selig in meinem Bett geschlummert hatte. Bedauerlicherweise tat er das immer noch. Ich trat an ihn heran und drückte ihm einen liebevollen Kuss auf die Stirn und hauchte ein: „Ich liebe dich!"

Ich hinterließ ihm eine Nachricht auf dem Handy. Dann musste ich gehen. Marie war heute zum Glück auch wieder im Studio. Auf die Frage, was sie verpasst hatte, antwortete ich aus gutem Grund mir den Worten: „Nichts!" Die Nacht im Studio, der Sex mit Elias auf unserem Shooting Bett, das Dilemma mit Karl - es war mir zu peinlich und daher hatte ich beschlossen, das alles für mich zu behalten. „Du hast das Shooting mit dem THW morgen auf dem Schirm?", erinnerte sie mich. „Was?" „Das hatte ich dir vor längerer Zeit doch schon erzählt. Ein neuer Sponsor. Der Termin ist morgen... und bevor du fragst, nein, ich weiß nicht, welche Spieler da sein werden."

Sweet LiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt