Sweet Lies

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„Muss ich dazu Schwedisch lernen?", fragte ich panisch. „Wenn du mit mir zusammen sein willst, dann wären ein paar schwedische Worte gar nicht schlecht", lachte Karl und wurde plötzlich knallrot. Auch ich musste schwer schlucken. Hatte er gerade wirklich ohne darüber nachzudenken von zusammen sein gesprochen? Irgendwie war das wieder typisch für ihn. Jetzt merkte er selbst, dass die Aussage zu weit ging. Vor allem, weil Eric noch mit im Raum war. „Warte mal", mischte er sich auch sofort ein, „zusammen Zeit verbringen oder richtig zusammen sein, wie man es halt als Paar ist?" Abwechselnd schaute er zwischen Karl und mir hin und her. Ich war wahrscheinlich mindestens genauso rot wie Karl im Gesicht. Er traute sich schon gar nicht mehr zu mir zu schauen und guckte beschämt auf den Boden. „Zeit zusammen verbringen", stellte ich mit klopfendem Herzen klar. Ob Eric merkte, dass ich so nervös war? Ich weiß es nicht...

Eric ließ nicht locker: „Habe ich euch gerade bei irgendwas erwischt?" Vehement schüttelten Karl und ich gleichzeitig unsere Köpfe. „Alter, ihr könnt mir nichts vormachen, ernsthaft. Da läuft doch was zwischen euch. Habe ich recht oder habe ich recht?" Karl schaute wieder auf, suchte den direkten Blickkontakt zu seinem besten Freund und gestand schließlich: „Ich liebe sie!" Bei den Worten klappte mir die Kinnlade runter. Bitte was?!

Erneut deutete Eric unsere, genauer gesagt meine Reaktion, richtig und wollte von Karl wissen: „Hast du ihr das schon gesagt?" Ein eiskalter Schauder lief mir über den Rücken. Ich bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper und fing an zu zittern. Was passierte hier gerade? Mein Mitbewohner widmete sich daraufhin mir zu, nahm meine beiden Hände, schaute mir tief in die Augen und wiederholte seine Worte von eben: „Vanessa, ich liebe dich! Es ist mir gerade eben so herausgerutscht, aber es ist die Wahrheit. Ich hätte es dir gerne in einem ruhigeren Moment gesagt." „Ich verschwinde kurz auf Toilette, lasse euch mal einen Moment alleine", reagierte Eric und stand auf. Ich zitterte noch immer. Kein einziges Wort wollte aus meinem Mund kommen. Ich saß da wie erstarrt.

„Ich habe Angst, Karl", sagte ich schließlich, doch die Worte kosteten mich viel Überwindung. „Wovor hast du Angst?", fragte er mich ganz ruhig und streichelte mit seinem Daumen über meine Hand, die er nach wie vor hielt. Ich dachte an das Gespräch heute Morgen mit Jakob zurück. Ihm hatte ich mich geöffnet, warum also konnte ich mich nicht einfach Karl gegenüber ebenfalls öffnen? Warum fiel es mir so schwer? „Jetzt machst du mir Angst", seufzte der Schwede und schaute traurig zu Boden. Eine Träne floss über Karls Gesicht und er wimmerte: „Ich hätte dich nicht nach einem Date fragen sollen, das war zu viel. Vielleicht habe ich die Situation falsch interpretiert. Ich bin zu weit gegangen und das tut mir leid." Er ließ von mir ab, stand auf und stellte sich ans Fenster. Jetzt flossen die Tränen auch bei mir. Stumm. Warum schaffte ich es nicht, ihm zu sagen, dass ich ihn ebenfalls liebte? Warum nur wollten diese Worte nicht über meine Lippen kommen?

Da stand auch Eric schon wieder bei uns und wirkte mit einem Mal ziemlich überfordert: „Ich habe euch doch nur einen Moment aus den Augen gelassen. Was ist denn jetzt plötzlich passiert?" „Ich brauche frische Luft", sagte ich, schnappte mir meinen dicken Hoodie, der noch im Weg lag und verschwand nach draußen. Vor lauter Eile hatte ich vergessen, einen Schlüssel mitzunehmen. Ich hoffte, dass mir später noch jemand aufmachte. Doch jetzt wollte ich erst einmal alleine sein. Ich brauchte gerade diese Zeit für mich. Nicht mal ein Handy hatte ich dabei. Das lag in meinem Zimmer und lud auf. Darüber konnte ich mir aber auch noch später den Kopf zerbrechen, jetzt musste ich erst einmal die Situation von eben verarbeiten. Ich konnte es mir selbst nicht erklären, warum ich so reagiert hatte.

Es war doch die Bestätigung, dass er dasselbe für mich empfand wie ich für ihn.

Waren es die Worte „zusammen sein", die mich auf einmal so getriggert hatten? Das war es doch, was mir zu schnell ging.