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Am nächsten Morgen schliefen Elias und ich erstmal in aller Ruhe aus. Danach gingen wir frühstücken, besser gesagt brunchen. Da Karl mich auch noch kurz sehen wollte, setzte mich Elias danach bei mir zuhause ab. Schweren Herzens verabschiedete ich mich von meinem Freund. Ich würde ihn frühestens in zwei Tagen wiedersehen, dazu trennten uns knapp 800 Kilometer.

Karl erwartete mich bereits, nahm mich überschwänglich in den Arm und gratulierte mir zu meinem Geburtstag. Er wollte auch gleich wissen, wie es gestern war. Ich erzählte von dem Aufeinandertreffen mit Maurice. „Vor allem hat er mir nachts dann noch geschrieben und mir alles Gute gewünscht. Was soll das?" Ihm erzählte ich davon. „Der war eifersüchtig auf Elias. Ganz klar", schlussfolgerte mein Mitbewohner aus dieser Aktion. „Dieses komische Herz-Emoji hat er noch mitgeschickt. Das, bei dem zwei Hände zusammen das Herz formen. Weißt du, welches ich meine?" „Ja, hä? Der Typ hat sie doch nicht mehr alle!", meinte Karl ungläubig. Ich konnte auch nur unverständlich meinen Kopf schütteln. „Komm, ich hab ein Geschenk für dich", drängte der Schwede im nächsten Moment und führte mich ins Wohnzimmer. Ein kleines Päckchen lag auf dem Tisch, er nahm es in die Hand und überreichte es mir lächelnd. Gespannt öffnete ich die Schleife und das Papier. Heraus kam ein signiertes THW Kiel-Trikot, auf dem alle Spieler unterschrieben hatten. Auf dem Rücken stand mein eigener Name sowie die 99, mein Geburtsjahr. „Wow, danke", strahlte ich glücklich und fiel meinem Mitbewohner um den Hals. Unter dem Trikot lag noch ein Umschlag. Gespannt öffnete ich diesen. „Zwei Finaltickets?", fragte ich perplex. „Die sind für die Handball EM im Januar. Vielleicht siehst du mich oder jemand anderen von den Jungs an dem Tag dort spielen. Wen du mitnimmst, darfst du dir selbst aussuchen. Sollte ich mit Schweden nicht spielen, würde ich mich natürlich darüber freuen, deine zweite Person zu sein." „Das ist ein mega Geschenk, danke Karl!", sagte ich erneut und musste ihn vor lauter Freude einfach noch einmal umarmen.

„Ich habe übrigens versucht, dir einen Kuchen zu backen", meinte Karl unsicher und kratzte sich am Hinterkopf, „Ich glaube, es ist beim Versuch geblieben." Schmunzelnd folgte ich ihm in die Küche und betrachtete sein Werk. Schön sah es tatsächlich nicht aus, aber vielmehr zählte der Geschmack. Er schnitt uns beiden ein Stück vom Schokokuchen ab und wir setzten uns an den Tisch. „Schmecken tut der doch gar nicht schlecht", erkannte ich an und meinte diese Worte wirklich ernst. „Mmh, was habe ich denn falsch gemacht beim Backen? Der Kuchen ist überhaupt nicht aufgegangen", klagte Karl deprimiert. „Wahrscheinlich hast du Backpulver vergessen? Oder Eier? Dann geht der Kuchen nicht auf." „Ich habe keine Ahnung mehr. Eier sind aber ziemlich sicher drin. Mit dem Backpulver könntest du möglicherweise Recht haben. Ich weiß nicht mal, was das überhaupt ist", lachte er verlegen. Automatisch musste ich grinsen, weil ich es so goldig fand, wie viel Mühe er sich gegeben hatte und das, obwohl er eigentlich keine Ahnung hatte.

„Ich finde allein die Geste schon super. Ich habe damit echt nicht gerechnet. Du hast mich wirklich überrascht", lächelte ich. „Das freut mich", entgegnete Karl, „So sollte es sein." Wir drehten nach dem Essen noch eine kleine Runde um den Block und quatschten bisschen über die noch anstehenden Wochen bis Weihnachten. Außerdem konkretisierten wir die Planungen für meine Geburtstagsfeier nächste Woche. Wir mussten dann allerdings zurück zur Wohnung, da Karl sich langsam auf den Weg machen musste. Filip hatte für den Nachmittag noch eine Trainingseinheit angesetzt, im Anschluss ging es für die Zebras direkt weiter nach Stuttgart.

Heute Abend wollte Marie noch vorbeikommen. Das hatte ich ihr versprochen. Morgen war ich bei meinen Eltern zum Essen eingeladen.

Um Punkt 17 Uhr klingelte es an der Türe und meine beste Freundin stand davor. War sie denn überhaupt noch meine beste Freundin? Irgendwie bekam ich Zweifel. Es fühlte sich falsch an, das zu sagen. Nachdenklich öffnete ich ihr die Türe, musste dann aber sofort grinsen, als ich zwei riesige Luftballons mit den Zahlen 2 und 4 vor mir sah. Irgendwo dazwischen oder dahinter versteckte sich Maries Kopf. Sie fiel mir um den Hals und gratulierte mir zu meinem Geburtstag.

Sweet LiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt