„Dir macht es bestimmt nichts aus, wenn paar Jungs aus meiner Mannschaft heute Abend vorbeikommen, oder?" Karl streckte den Kopf durch meine Zimmertüre und wartete auf eine eigentlich schnelle Antwort. Doch es hatte mir kurz die Sprache verschlagen. Von welchen Jungs redete er? War Elias etwa dabei? „Wer kommt denn?", fragte ich und versuchte dabei so neutral wie möglich zu klingen. „Eric, Sven, Magnus", zählte Karl nachdenklich auf. Eine Welle der Erleichterung durchrollte meinen Körper.
„Ach ja, und Elias, den habe ich vergessen", ergänzte mein Mitbewohner einen kurzen Moment später.
E... Eli... Elias?!
Nein!
„Ja, fünf müssten wir sein, das passt", kontrollierte Karl noch einmal seine Antwort. Elias durfte nicht hierherkommen! Er durfte mich nicht sehen! Durfte nicht wissen, dass ich Karl kannte - wissen, dass er mein Mitbewohner war! Fuck! Was sollte ich nur tun? Er fragte gar nicht nochmal nach, ob das für mich in Ordnung gehen würde. Offensichtlich deutete er mein Schweigen als Ja.
Würde Elias sich daran erinnern, dass ich hier in der Gegend wohnte? Würde er kombinieren und mich entlarven? Würden wir uns dann nie wieder sehen?
Ich musste Marie anrufen. Sofort. Ich brauchte ihren Rat.
„Entspann dich erstmal", riet sie mir und wirkte völlig locker. „Versetz dich mal in meine Lage, ich kann mich doch nicht den ganzen Abend in meiner eigenen Wohnung verstecken?!", gab ich meiner Freundin zu bedenken. „Zwei Optionen", zählte sie auf, „Entweder löst du das Geheimnis ein für alle Mal auf, oder du kommst einfach zu mir und wir machen uns einen schönen Mädelsabend." „Zweiteres klingt super", unterbrach ich sie sofort. „Du weißt, dass du dich irgendwann der Konfrontation stellen musst!" Nachdenklich schaute ich aus dem Fenster: „Ja, ich weiß."
Der Abend heute war damit aber zunächst mal geregelt, alles Weitere musste ich abwarten. Ich sagte Karl, dass ich nicht stören wolle und mich deshalb mit Marie treffen würde. So gelogen war das jetzt ja sogar nicht einmal. Ich schaute zu, dass ich rechtzeitig das Haus verließ, um niemandem in die Quere zu kommen. Bis auf Eric kannten mich die anderen Jungs wahrscheinlich auch nicht mehr. Ich war mir sicher, dass sie beim Mannschaftsshooting andere Dinge im Kopf hatten, als sich zu merken, wie die Fotografin aussah.
Marie und ich kochten an diesem Abend etwas gemeinsam, führten Mädchengespräche und schauten gegen später noch einen Film. Ich hatte mich kurzfristig dazu entschlossen, bei ihr zu übernachten. Schließlich wusste ich nicht, wie lange Karls Handballfreunde bei uns bleiben würden. Am nächsten Morgen fuhren wir zusammen ins Studio. Falls also jemand bei uns in der WG übernachtet haben sollte, dann wüsste diese Person nichts von meiner Existenz dort - sofern niemand mein Zimmer betreten hatte. Aber diesen Anstand traute ich Karl und den anderen zu.
Erst am späten Nachmittag kam ich nach Hause. Wir hatten eben noch alles für das morgige Shooting mit dem THW vorbereitet. Es konnte also losgehen. Wir wussten inzwischen auch über den neuen Sponsor Bescheid, mussten aber eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben, da diese Bekanntgabe erst im Laufe der nächsten Woche öffentlich gemacht werden durfte.
Karl war zu Hause. Er hatte wohl kein Training. „Wie war's gestern?", fragte ich aus Höflichkeit - mit der eigentlichen Absicht, mehr über Elias zu erfahren. Meine Neugier war einfach zu groß. Ich wusste selbst nicht so genau, was das zwischen uns beiden war, ob da Potenzial für eine gemeinsame Zukunft bestand - aber ich wusste, dass Elias mir etwas bedeutete. Als Mensch, nicht als Handballer. „War richtig schön. Marie und du, ihr hättet auch echt gerne dazukommen dürfen", meinte er gut gelaunt und war dabei doch völlig ahnungslos. „Nächstes Mal vielleicht", schlug ich vor, war von meinen Worten aber nicht ganz so überzeugt. „Weißt du eigentlich was von einem Sponsoren Shooting morgen?", sprach ich meinen Mitbewohner auf das Thema an, das mich seit Tagen beschäftigte. Zu meiner Enttäuschung schüttelte Karl den Kopf. Er hatte keine Ahnung. Damit war ich bedauerlicherweise keinen Schritt weiter gekommen.
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Sweet Lies
FanfictionEine Beziehung, die bereits auf einer Lüge aufbaut, kann keine Zukunft haben. Das weiß auch die 23-Jährige Vanessa, doch der Reiz und die Versuchung ist größer. Sie kann einfach nicht widerstehen, auch wenn sie genau weiß, dass ihr Verstand etwas An...