Lieber Elias,
Ich schreibe dir, weil ich es nicht anders sagen kann. Ich habe Fehler gemacht, viele Fehler. Es ist jetzt zwei Monate her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Der Brief ist die einzige Chance, mit dir Kontakt aufzunehmen und ich hoffe einfach nur, dass du ihn bis zum Schluss liest.
Das, was damals passiert ist, war falsch. Ich habe mich so in alles reingesteigert, dass ich nicht gemerkt hatte, dass ich diejenige war, die alles kaputt gemacht hat. Dein Blick, als du die Wahrheit erfahren hast, das war für mich der schlimmste Tag meines Lebens. Man hat dir die Enttäuschung angesehen und ich konnte dich in diesem Moment verstehen. Mir war klar, dass diese Situation früher oder später so kommen musste und trotzdem hat es mich zutiefst verletzt.
Elias, ich habe noch nie einen Menschen so geliebt wie dich. Du hast mir all das gegeben, was ich mir immer gewünscht habe. Vor allem hast du mir Freiheit gegeben. Freiheit, die ich ausgenutzt habe. Ich habe Grenzen überschritten. Das ist mir bewusst. Ich habe das getan, was ich eigentlich vermeiden wollte. Ich wollte es dir nicht antun, dasselbe nochmal durchleben zu müssen. Ich habe falsch gehandelt und dafür kann ich mich nur entschuldigen. Ich war mir meiner Gefühle zum damaligen Zeitpunkt nicht bewusst, ich habe auch durchaus unsere Beziehung angezweifelt, aber das rechtfertigt nicht mein Verhalten.
Ich verfolge keine Absichten mit diesem Brief - ich will mich einfach nur entschuldigen. Mir ist bewusst, dass so ein paar Zeilen das Vergangene nicht wiedergutmachen, aber ich konnte und ich wollte unser „Ende" auch nicht einfach so stehenlassen.
Vielleicht haben wir irgendwann nochmal die Chance, ein Gespräch unter vier Augen zu führen. Ich würde mich wirklich darüber freuen.Vergiss nicht, dass ich dich ehrlich geliebt habe!
Vanessa.
Und übrigens: Du weißt aktuell nichts über mein Leben - hör also bitte auf, irgendwelche unnötigen Gerüche innerhalb der Mannschaft in die Welt zu setzen. Das ist wirklich nicht fair. Auch wenn unser Ende nicht das schönste war, bin ich nicht alleine daran schuld!
Und bevor du mal wieder irgendwelche Behauptungen aufstellst: Nein, ich bin nicht mit Karl zusammen!•4 Monate zuvor•
Elias schlief noch. Wieder war ich vor ihm wach. Der Grund: Mein schlechtes Gewissen! Ich stand auf und lief im Haus umher. Natürlich war noch niemand wach. Es war gerade einmal halb sieben und es war Neujahrstag. Ich zog mir eine dicke Winterjacke und Stiefel an, streifte mir Handschuhe und Mütze drüber und ging aus dem Haus. Es war mir egal, dass es noch dunkel war. Ich musste einfach raus und an die frische Luft. Der kalte Wind fegte an mir vorbei. Doch auch das war mir egal. Ich lief die restlichen Meter bis zum Meer. Ein paar Sterne am Himmel und der Mond spendeten noch etwas Licht. Dadurch glitzerte das Wasser leicht. Es war wunderschön. Ich lief weiter zu der Stelle, die mir Elias im November gezeigt hatte - sein Lieblingsort als er klein war. Bestimmt kam er oft mit Pauli hierher. Jetzt gefiel mir die Stelle auf einmal gar nicht mehr, also ging ich wieder. Ich lauschte den Wellen und folgte der steinigen Küste.
Ich begann, über mein Leben nachzudenken. Ich wollte in dieser Beziehung alles richtig machen, wollte sie von vornherein anders angehen als damals mit Maurice. Aber wieder schien sie zum Scheitern verurteilt zu sein. Der Grund: Lügen und Geheimnisse. Diese fraßen mich langsam von innen heraus auf und machten mich kaputt. Am Anfang war es Elias, der mir eine Lüge nacheinander aufgetischt hatte, jetzt war ich es. Wobei ich mir noch immer nicht sicher war, ob man wirklich von Lügen sprechen konnte. Wir enthielten uns einfach nur viele Dinge vor. Er hatte mir zu Beginn nicht erzählt, dass er Handballer war und nebenbei eine andere Affäre am Laufen hatte, ich konnte ihm jetzt nicht sagen, dass mein Mitbewohner urplötzlich Gefühle für mich entwickelt hatte. Das Allerschlimmste an der Sache war, dass ich mir nach wie vor über meine eigenen Gefühle nicht im Klaren war. Das Gespräch mit Karl gestern hatte mich diesbezüglich nur noch nachdenklicher gestimmt. Ich denke genau das war auch der Grund, weshalb es mir so schwerfiel, mit meinem Freund darüber zu sprechen.
DU LIEST GERADE
Sweet Lies
FanfictionEine Beziehung, die bereits auf einer Lüge aufbaut, kann keine Zukunft haben. Das weiß auch die 23-Jährige Vanessa, doch der Reiz und die Versuchung ist größer. Sie kann einfach nicht widerstehen, auch wenn sie genau weiß, dass ihr Verstand etwas An...