1. Kapitel- Der Fremde

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Die Dunkelheit verhinderte mir die Sicht und ein unangenehmer Geruch stieg mir in die Nase. Ich stöhnte leise, als ich mir vor Schmerz an den Hinterkopf fasste. „Scheiße.", schimpfte ich leise, als ich die, an meiner Hand klebende Flüssigkeit, meines Hinterkopfes ableckte und feststellen musste, dass es sich hierbei um nichts Geringeres als Blut handelte. Mit Kopfverletzungen war nicht zum Spaßen. Ich musste mir das genauer ansehen! So drehte ich mich etwas unelegant in dem winzigen Raum, in dem ich mich wohl befinden musste. Erst gestern hatte ich noch meine Volljährigkeit gefeiert und nun war ich schon wieder in so einem Käfig eingesperrt?! Ich spürte unzählige kleinere Körper um mich, manche waren aus festen Stoffen, andere ganz weich und glitschig. „Ach verdammt!", fluchte ich nun etwas lauter, schmiss mich gegen eine der Wände meines Gefängnisses und stellte überrascht fest, dass es sich hierbei um Blech handelte. Doch bevor ich diese Information überhaupt richtig verarbeiten konnte, kippte dieses Ding, in dem ich mich befand bereits zur Seite und krachte lautstark auf den Boden. Die Tür sprang auf und ich schlitterte über die Bordsteinkante, auf die asphaltierte Straße. Völlig perplex blickte ich zu dem dunkelgrünen Müllcontainer, in dem ich- was weiß ich wieso- aus der Ohnmacht erwacht war. Was machte ich hier? Wo war ich überhaupt und wie, verdammt, war ich hier her gekommen? Da hörte ich plötzlich ein lautes Hupen vor mir und zuckte zusammen. Meine Augen weiteten sich, als ein dunkles Auto mit Vollgas auf mich zufuhr. Die Scheibe wurde von der Sonne verspiegelt, doch das Quietschen des Wagens verriet, dass der Fahrer wohl panisch zu Bremsen versuchte. Blitzschnell gewann ich an Fassung und rollte mich zur Seite ab, sodass das Fahrzeug einfach an mir vorbeiziehen konnte. Rasch erhob ich mich, hielt mir den Kopf und wollte schleunigst die Biege machen. Ich war vollkommen überfordert mit der Situation, verstand gar nichts mehr. Wo war ich? Und was war überhaupt geschehen? Ein Glück hatten mich die letzten Jahre stark genug gemacht, sodass ich mich auf den Beinen halten konnte, ganz gleich wie sehr etwas an meinen Sinnen zerrte. Doch auch mir war bewusst, dass ich die Blutung meines Kopfes schleunigst stoppen musste, um nicht zu verbluten. Dementsprechend war ich gerade dabei einen Stofffetzen meines alten, grauen, ärmellosen Shirts abzureißen, da bemerkte ich plötzlich Schreie hinter mir. „Oh Gott, es tut mir so leid! Geht es Ihnen gut?! Verzeiht! Soll ich Sie in ein Krankenhaus bringen?! Sind sie verletzt?!", rief jemand hinter mir und ich wandte mich zu dieser Person. Überrascht blinzelte ich auf, als ich einen jungen Mann vor mir wiederfand. Dieser schien wohl der Fahrer des Unfallwagens gewesen zu sein. Krass, dass er sich entschuldigte, obwohl ich es doch war, der die Schuld trug. Wer rechnete schon damit, dass jemand einfach so auf die Straße fliegt? Und noch etwas fiel mir an meinem Gegenüber auf. Ich musterte den Mann, dessen schwarz-rotes Hemd ordentlich bis oben zugeknöpft, schön ordentlich an seinem schlanken Körper lag. 'Wie klein er ist.', sprach ich in Gedanken und sah auf die rötlichen Haare des Fremden herab. Und zierlich war er, fast wie eine Frau. „Oh Gott, Sie bluten ja!", brüllte er da plötzlich auf und ich zuckte abermals zusammen. Also seine Stimme war eindringlich und stark, wie die eines Mannes eben war. Dies kam unerwartet, bei so einem Winzling.
Ich fasste mir an den Hinterkopf, spürte bereits, wie das Blut mit den Nacken hinab lief. Dennoch achtete ich nicht auf seine Aussage. Ich wusste selbst, dass ich verletzt war, da brauchte mich niemand darauf hinweisen! Außerdem musste ich auch los! Nicht, dass dieser Mensch noch auf seltsame Ideen kam! „Kommen Sie! Ich bringe Sie in ein Krankenhaus!", sprach der Fremde, nahm meine Hand und zerrte mich zu seinem Auto. Und da war sie, eine scheiß Idee! Ich konnte nicht in so ein Ärzte-Haus! Wenn sie meinen Körper sahen, wäre aber was los, denn die letzten Jahre hatten auch ihre Spuren auf mir hinterlassen! Das sollte keiner sehen! Abgesehen davon, wusste ich nicht einmal wie ich hier hergekommen war, wo ich mich befand oder wie dieser Typ hier neben mir sich schimpfte? Wer war der überhaupt?! „Nein! Ich kann nicht zu Doktoren!", sprach ich mit rauer, fester Stimme und sah ihn ernst an. „Hä? Haben Sie sich einmal ihren Kopf angeschaut?! Natürlich können sie! Sie müssen sogar!", erwiderte der Herr und ich konnte es kaum glauben. Als ob ich mir von jedermann befehlen lassen würde, was ich zu tun hatte! Der hatte sie doch nicht mehr alle! „Nein!", knurrte ich wütend, worauf der Rothaarige genervt seine Augen rollte, seinen Kofferraum öffnete und einen Verbandskasten hervor holte. Ich runzelte die Stirn, doch spürte ich den zunehmenden Kraftverlust und die immer näher kommende Ohnmacht, sodass ich nicht mehr lang diskutierte, als mein Gegenüber mir anwies, in seinem Kofferraum Platz zu nehmen. Er sah sich meine Wunde an und schien recht erleichtert. „Es ist nicht so schlimm, dass man es hätte nähen müssen. Glück gehabt.", meinte er, während er sich nun ans Verarzten machte. Das erinnerte mich an früher. Ein sanftes Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich daran dachte, wie sich meine Schwester in unserer Kindheit immer um mich gekümmert hatte. Auch sie stand damals so vor mir, wie dieser Mann jetzt und verband mir meine Wunden. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen, lehnte mich gegen die Brust des Unfallfahrers, der noch immer mit dem Verbinden meines Kopfes beschäftigt war. Da hielt er Inne und ich erwachte aus meinen Erinnerungen. Ach, naja, sollte der doch denken, was er wollte! Nach dem heutigen Tag sah ich den doch ohnehin nie wieder! „Wie heißt du?", hörte ich seine kräftige Stimme und sah zu ihm auf. Nun, da er vor mir stand, war er sogar ein wenig größer als ich, der saß. „Wer will das wissen?", entgegnete ich etwas giftig, da verzog er das Gesicht. „Dann vergiss es halt! Ich werde dich nach Hause fahren, wo wohnst du?", mit diesen Worten wandte er sich ab und ging um sein Auto, um sich schließlich auf dem Fahrersitz niederzulassen. Nun duzte er mich also, naja immerhin etwas. Diese übertriebene Höflichkeit konnte ganz schön nerven. Seine Frage überhörte ich jedoch ungewollt. Stattdessen grinste ich auf, als ich dachte, wie seltsam dieser Typ doch war. Und dieser Gedanke kam von mir, das musste schon was heißen! Langsam stand ich auf, fiel jedoch gleich zurück in den Kofferraum. Da erschrak der Fahrer, fragte sofort, ob alles in Ordnung war und ich bejahte natürlich. Mein Gleichgewichtssinn hatte nur für einen Augenblick ausgesetzt, das kam schon mal vor! Kein Grund zur Aufregung! Rasch erhob ich mich, schloss den Kofferraum und nahm vorn neben dem Mann Platz, der gar nicht recht wie ein Mann wirkte. Eher wie ein kleiner Junge, doch mir war bewusst, dass er wohl etwas älter als ich sein musste. Nun, war ja auch nicht schwer, so jung wie ich noch war. Ein frischgebackener Erwachsene eben!
„Also?", traf mich da auf einmal der fragende Blick meines Sitznachbarn. Irritiert schüttelte ich den Kopf. Was wollte der Typ denn nun schon wieder? „Meine Güte, deine Adresse! Ich erkundigte mich eben nach deiner Adresse! Hat sie die Verletzung auf deine Ohren geschlagen oder wie?!", genervt wendete er sich ab, startete bereits den Motor, während ich nur schwer schluckte. Meine Wohnanschrift. Ja, genau. Wenn ich so etwas besäße, doch genau das tat ich seit gestern nicht mehr. Und das schlimmste daran? Ich wusste nicht einmal wieso! Noch immer waren meine Erinnerungen löchrig, undurchsichtig. Wie ein schwarzes Loch, was sich in mein Gedächtnis gebrannt hatte. Ich kratzte mir das getrocknete Blut vom Nacken, während ich darüber nachdachte, was ich denn nun sagen sollte! „Also, um genau zu sein besitze ich sowas nicht mehr.", antwortete ich schließlich etwas verlegen und erntete sofort Erschrecken. Das was er da hörte, schien den Fremden zu schockieren. Vermutlich war es für ihn alles andere als normal, ohne gescheite Anschrift zu leben. Tja, Schock hin oder her, das musste ich nutzen! „Dann lass mich einfach hier raus!", sprach ich, als der Junge nun plötzlich los fuhr. Was tat er denn?! Ich musste doch hier raus! Musste heraus finden, was mit mir geschehen war! Doch der Fremde reagierte gar nicht! Ich ruckelte an seiner Schulter, woraufhin ihm das Lenkrad aus der Hand rutschte. Ohne, dass ich es gewollt hatte, verlor der Fahrer die Kontrolle über sein Auto, sodass es ungebremst über der Straße schlitterte. Der Rothaarige schrie ängstlich auf, kniff die Augen zusammen. Ja, toll, sehr hilfreich! Ohne darüber nachzudenken griff ich das Rad, zog die Handbremse an und der Wagen hielt ruckartig. Wir knallten nach vorn, wurden allerdings von den Anschnallgurten davon abgehalten, durch die Frontscheibe zu fliegen. Geschockt saßen wir nun also da, nebeneinander, schweigend. Und starrten erschöpft ins Nichts, bis sich mein Nachbar auf einmal umdrehte und mir gehörte eine pfefferte. Er schlug mir mit der Faust ins Gesicht, was nicht sonderlich weh tat, da seine Schlagkraft nicht besonders hoch war, doch überraschend kam es allemal „Du Mistkerl! Wir hätten sterben können!", keifte er mich wütend an, stieg aus dem Wagen und wählte etwas auf seinem Handy herum. Die Chance für mich! Nun war er abgelenkt und ich könnte unbeschwert verschwinden! Und wenn er völlig zu recht sauer auf mich war, so sollte er doch froh sein, mich nicht mehr sehen zu müssen! Perfekt! So grinste ich erneut auf, öffnete die Wagentür und beobachtete den Mann dabei, wie er ein kleines Dreieck aus seinem Kofferraum holte. 'Dann mal Tschüss, du Nervensäge!', dachte ich bereits voll Erleichterung, da geschah es plötzlich. Ich war gerade dabei die ersten flinken Schritte der Flucht anzutreten, da hörte ich es auf einmal knallen. Ich wandte mich und da sah ich ihn. Der Kleine lag auf der Straße. Er war einfach zusammen gebrochen. Meine Augen weiteten sich und ich räusperte mich. Ach, da würde sicher gleich jemand anhalten um zu helfen! Nichts wie weg! So drehte ich mich um, wollte einen erneuten Fluchtversuch starten, doch... Wie er da lag. So hilflos. Seufzend nährte ich mich ihm, nahm ihn hoch und trug ihn wie eine Prinzessin bis zum Auto. Auf der Straße zu liegen war zu gefährlich So viel war klar. Genervt öffnete ich den Kofferraum, setzte ihn dort hinein. Sein rotes Haar hing tief in sein schmales Gesicht, dessen Wangen und die Nase von kleinen, hellen Sommersprossen verziert war. Wenn man ihn so sah, erkannte man, dass er tatsächlich einen wahren Schönling darstellte. An seiner nervigen Art änderte das natürlich nichts! Ich untersuchte ihn kurz am Kopf, strich ihm die langen Haare zurück, damit sie nicht seine schöne Stirn verdeckten. Verletzt schien mir der Kleine nicht zu sein. Vermutlich war es nur der Schreck, der ihn hat ohnmächtig werden lassen. Gerade als ich mich nun abwenden wollte, um vielleicht doch noch zu entkommen, hielt mich der Fremde auf einmal am Arm fest. Ich zuckte zusammen, betrachtete ihn. Seine Hand war ganz weich, warm und seine giftgrünen Augen blickten mich kraftlos an. Das erste Mal trafen sich unsere Blicke so direkt und ich fragte mich, was genau das sollte. Ich musste doch los! Ich musste abhauen! „Mein Name.." Ich schluckte schwer, als die raue, schwache Stimme des Kleinen sich so sanft an mich richtete. „..ist Jan." Ich betrachtete ihn, wie sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen legte. Vermutlich sprach nur der Schock aus ihm, oder er wollte mir danken, da ich ihn von der Straße gehoben hatte. Ich wusste nicht, was ihn dazu ritt so vertraut mit mir umzugehen, aber eins wurde mir in diesem Moment bewusst. Den Typen würde ich sicher nicht so schnell wieder loswerden. „Ich bin Ethan.", entgegnete ich nun und keine Ahnung, weshalb, doch auch meine Mundwinkel zuckten in diesem Moment nach oben. Jan also. Seltsamer Name.

Höllenkrieger- Legt die Waffen nieder!  || Boyslove! Yaoi!♡~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt