Lieblich roch die fruchtige Süße der Marmeladen, welche sich neben den herzhaften Wurstaufschnitten nur so auf jenem breiten Holztisch tummelten, ergänzt nur durch einige wenige Streichkäsesorten und einer zarten Butter, welche zur Abrundung des ganzen dienen sollte. Auch ließ ich es mir nicht nehmen, etwas aufgeschnittenes Obst unserem Festmahl hinzu zu fügen, dabei hatte ich zuvor nicht mal den blassen Hauch einer Ahnung gehabt, dass es in diesem Haushalt überhaupt etwas Derartiges gab. Um ehrlich zu sein, hatte ich einfach angenommen, Jan aß kaum daheim, sondern viel eher außerhalb, in der Uni-Kantine und dergleichen. Daher war ich wieder einmal mehr überrascht von der Organisation des kleinen Rotschopfs, war ja nicht die erste unerwartete Erkenntnis, die mir mein Mitbewohner heute schon beschaffen hatte. Fest biss ich die Zähne zusammen, während ich noch immer sein heißes Wimmern in meinem Kopf hörte. Gott, das war echt nicht fair! Wie sollte ich denn jetzt mit ihm umgehen?! „Wow.", erklang da plötzlich eine leise, unsichere Stimme und ich zuckte derart zusammen, dass sich Jan, welcher gerade erst aus dem Badezimmer zurück gekehrt war, gleich mit erschrak. Meine Güte, der Kleine konnte sich aber auch anschleichen! „Danke.", meinte er weiterhin, etwas verstört von meiner Reaktion, und nahm schließlich schleunigst am Esstisch platz. Oh man, was war das denn bitte? Wieso stellte ich mich heute nur so schrecklich bescheuert an?! Seufzend ließ ich mich auf den Stuhl Jan gegenüber sinken und wir eröffneten unser ausgewogenes Frühstück. Dabei musste ich zugeben, ich war mir sehr wohl bewusst, weshalb ich in jener Situation dermaßen nervös unter der Tischplatte mit meinen Beinen hin und her schwenkte. Verdammt, ich wusste einfach nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Immerhin wusste er nicht, dass ich ihn dabei gehört, ja, dass ich es mitbekommen hatte! Und es ihm sagen, konnte ich auch schlecht sagen. Doch auch meinem Fuchs schien es nicht gerade leicht zu fallen, hier seelenruhig zu sitzen und so zu tun, als wenn nichts wäre. Nein, auch er wirkte mehr als nur „ein wenig" angespannt. Die Nervosität war ihm schon so groß ins Gesicht geschrieben, dass es sogar ein kleiner Maulwurf hätte zu lese können. Schwer schluckte ich, dachte mir, das läge sich sicher bald wieder. Ich machte mir doch sicher nur wieder zu viele unnötige Gedanken, sollte wohl besser einfach dieses wundervolle Essen genießen und mich auf den Moment konzentrieren. Und so schnappe ich mir frohen Mutes den Brotkorb, suchte mir eine schön saftige Scheibe heraus und wollte sie gerade herüber auf meinen Teller heben, da nahm Jan auf einmal das Wort an sich: „Gibst du's mir bitte auch?"
Ich stockte, hielt den Atem an und noch ehe ich mich versehen, sowie die Bedeutung seiner Frage noch einmal logisch überdenken, konnte, war es auch schon zu spät, denn ich drehte innerlich bereits vollkommen ab! Urplötzlich lief ich nämlich knallrot an und meine Stimme versagte gänzlich, während alle Systeme in mir abzustürzen begannen. Wie bitte?! Was hatte er da gerade von sich gegeben?! Wie bei einem Rechner herrschte in meinem Kopf augenblicklich Error und ich vernahm deutlichst die Alarmsirene, die mein Innerstes lautstark darüber informierte, dass hier etwas absolut nicht stimmen konnte. Hatte mein Freund mich da gerade tatsächlich nach einer sexuellen Handlung gefragt?! Oh Gott, ich wusste gar nicht, ob ich mich dazu schon bereit fühlte! Ich meinte, solang es Jan war.. vielleicht. Ich konnte es nicht genau sagen, doch wenn ich so etwas überhaupt jemals freiwillig tun würde, dann mit ihm! Echt, ich schob gerade die Panik meines Lebens, wusste gar nicht mehr wo oben und unten war, da erhob mein Gegenüber seinen Blick und sah mich fragend an. Unter Druck gesetzt überschlugen sich meine Gedanken nur noch stärker, sodass ich letzten Endes nur ein sehr brüchiges „Klar." zu Stande brachte, doch es half nichts. Nach wie vor betrachtete mich der Kleine abwartend und ich verstand absolut nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Sollte es hier und jetzt passieren? Sollte ich sofort die Hosen runter lassen? Gott, ich hatte das bisher doch noch nie getan! Wie fing man denn da an? Vollkommen überfordert erhob ich mich vom Tisch und atmete ein letztes Mal tief durch, bevor ich vorhatte mir das Oberteil abzustülpen. Ein Glück, das ich diese Pause vor meiner „großen Show" einlegte, sonst wäre folgendes wohl zu spät gekommen und Jan hätte verstanden, was für ein Vollpfosten er da wirklich bei sich aufgenommen hatte.
„Dann hol ich es mir eben selbst!", schüttelte er irritiert, seufzend den Kopf und griff sich eine Scheibe des Brotes, woraufhin die gesamte Farbe aus meinem Körper glitt. Was? Was?! Oh Gott. Allmählich dämmerte es mir und scheiße, ich war mir echt nicht mehr sicher, welche Tatsache peinlicher war. Die, dass wir beim Masturbieren aneinander dachten oder diese Aktion gerade. Ich meinte, echt jetzt?! Langsam ließ ich mich auf meinen Platz hinab sinken, ebenso wie ich tief in meiner eigenen Scham versank, wollte am liebsten tot umfallen, so unangenehm war mir das ganze. Man, wie konnte man nur so schwer von Begriff sein?! Ich traute mich schon fast gar nicht mehr, meine Hand nach einem Brotaufstrich auszustrecken, so verlegen war ich nach dieser Fehlinterpretation und man konnte echt nur dafür beten, dass Jan noch weniger als ich checkte und die ganze Sache einfach nicht verstanden hatte. Und tatsächlich, meine Befürchtungen schienen unbegründet, denn zum Glück war mein kleiner Rotfuchs noch begriffsstutziger als ich und das mochte schon etwas heißen. Dennoch, echt peinliche Situation für mich, aber wie meinte ich es vorhin so schön: Auf den Moment konzentrieren? Und so gab ich mir wirklich die größte Mühe, über das eben geschehene hinwegzusehen und möglichst 'normal' mit dem Frühstück fortzufahren. Dementsprechend erkundigte ich mich danach, was Jan heute so schönes vorhatte. Dieser schien ebenso ganz dankbar für das Brechen der Stille und erzählte von seinem neuen Thema in der Uni, wobei er nebenbei jedoch noch ein ganz anderes Thema ansprach: „Ach so. Ich habe mich übrigens wie vereinbart mit den Interessenten der Wohnung in Verbindung gesetzt. Du erinnerst dich? Die aus dem Krankenhaus." Schweigend nickte ich auf seine Nachfrage hin, denn ich wollte ihn nur ungern unterbrechen, war augenblicklich wieder voll bei der Sache, da die Wohnung zu vermieten ziemlich wichtig für uns beide war, vor allem so lang ich noch keinen neuen Job gefunden hatte. Klar, Jan besaß das gewaltige Erbe seiner Familie, doch für immer würde das sicher auch nicht genügen, zudem sollte er vielleicht lieber ein wenig davon zur Seite legen, für schlechte Zeiten, findet ihr nicht auch? Wie dem auch sei, sagen lassen tat sich dieser Starrkopf ohnehin nichts, daher war ich mich zu hundert Prozent sicher, er würde das Geld auch weiterhin aus dem Fenster werfen für Leute wie mich. Die Schuldgefühle trafen mich hart, ich musste einfach schnellstmöglich einen anständigen Arbeitsplatz finden, um meinem Freund nicht länger auf der Tasche zu liegen. „Sie nehmen die Wohnung. Daher müssen wir jetzt schauen, dass wir alles aus ihr heraus räumen. Also die ganzen alten Kartons, die Matratze, Möbel und dergleichen. Die großen Dinge, wie den Kühlschrank und ähnliches würden Peggy und ich die Tage zusammen mit dem Professor her schaffen. Wir lagern es im Keller ein. Aber für die ganzen Kartons hat Professor Liebhaber keine Zeit und alleine würde ich das wegen meines Armes nicht hinbekommen." Von da an wusste ich sofort, worauf das ganze hinaus laufen würde und ich freute mich echt gewaltig, dass Jan meine Hilfe in Betracht zog, vor allem, da die Tage ganz alleine Zuhause sicher ziemlich öde werden könnten. So war ich sehr glücklich über eine Aufgabe wie diese und er hatte vollkommen Recht, sein Gipsarm machte es schier unmöglich, den ganzen Tag Tonnen an Zeug durch die Gegend zu schleppen. „Emi hat heute Vormittag keine Vorlesung, also wird sie dir helfen. Echt, es wäre furchtbar lieb, wenn du mir da unter die Arme greifen könntest." Was für eine Frage?! Immerhin tat ich es gern, zudem war ich es Jan auch sowas von schuldig! Immerhin ließ er mich hier wohnen und bezahlte alles für mich, ganz gleich ob Nahrung oder Kleidung. Wie also hätte ich diese Bitte jemals im Leben ablehnen können?! Und so willigte ich natürlich ein und fasste durch diese Ablenkung sogar neuen Mut, mein Brot zu beschmieren, welches noch immer traurig trocken vor mir auf meinem kahlen Teller lag. „Echt! Ich freue mich, dass du mich fragst!", lachte ich, erhob mich von meinem Stuhl und griff quer über den Tisch nach der Butter, wobei Jan urplötzlich über meinen Arm strich und mich fröhlich angrinste. Wohl wollte er mir einfach nur danken, ich jedoch dachte sofort daran, wo seine Finger ihn möglicherweise überall berührt haben könnten und dieser Gedanke machte mich so heiß, dass es mich selbst erschrak. Ruckartig fuhr ich zusammen, zog meine Hand schleunigst wieder zurück und wie sollte es anders kommen, stellte ich mich dabei derart ungeschickt an, dass ich doch glatt ein Glas voll Milch um schmiss und ich das Klirren durch den Aufprall auf den Boden, die Augen bereits zusammen gekniffen, schon demütig erwartete. Doch zu meinem Überraschend blieb es aus, da kam einfach nichts, nicht ein Geräusch und als ich die Lider auftat, erkannte ich auch weshalb nicht. Völlig erschüttert, doch geistesgegenwärtig hielt Jan das Glas fest in seinen Händen, wobei die Milch sich auf seiner gesamten Hose, sowie auf dem Tisch und dem Boden verteilt hatte. Noch immer saß er etwas fassungslos auf seinem Stuhl, das Glas hätte ihn also wohl knapp verfehlt und wäre vor oder neben ihm auf dem Boden gelandet, hätte er es nicht aufgefangen. Wow, so reaktionsschnell hatte ich ihn gar nicht eingeschätzt!
„Oh Gott, es tut mir so leid!", begann ich sogleich meine dämliche Tolpatschigkeit zu entschuldigen, doch Jan winkte nur lachend ab und stellte das zerbrechliche Glas behutsam auf unseren Tisch zurück. Er hatte sich wohl wieder gefangen, lächelte mich belustigt an, ich jedoch verzog nur das Gesicht. Es war so eine Sauerei, was ich nun schon wieder angerichtet hatte! Man, wieso passierte so etwas eigentlich immer mir? Schnell holte ich eine der unzähligen Küchenrollen herbei, die es in dieser Masse von Schränken, welche es hier gab, erst einmal zu finden war. Echt, mein Mitbewohner schien ein kompletter Messie zu sein, nur dass er eben Gegenstände sammelte, welche zu gebrauchen und zu benutzen waren. Ohne Mist, hätte es eine Zombie-Apokalypse gegeben, in dieser Wohnung ließ es sich wochenlang bedenkenlos leben, mit Jan vielleicht sogar für immer. Mit ihm war alles möglich. Wie dem auch sei, nach kurzer Lagebeschreibung meines klitschnassen Freundes, war die Papierrolle dann auch bald gefunden und ich verteilte einige Blättchen auf dem Milch-bedeckten Fußboden, bevor ich auch den Tisch hübsch mit dem saugfähigen Material einkleidete. Erst dann war mein triefender Fuchs dran, welcher wohl erwartete, ich gäbe ihm die Rolle einfach, damit er sich selbst etwas abwischen konnte. Tja, vermutlich hätte ich dies auch tun sollen, es wäre auf jeden Fall klüger gewesen, doch in diesem Moment war ich zu hektisch um klar zu denken, daher tat ich einmal mehr etwas furchtbar unüberlegtes und 'nahm die Sache selbst in die Hand'- im wahrsten Sinne. Ich fackelte nicht lang und begann damit, die Hose meines Freundes mit einigen Tüchern der Küchenrolle trocken zu reiben- zumindest so gut es eben ging. Und ja, dabei könnt ihr euch sicher sein, es handelte sich hierbei nicht um die Fußgegend, welche ich unbedacht zu rubbeln begann. Mir war gar nicht bewusst, wie nach ich seinem Schrittbereich dabei kam, meine Schuld für diese unnötige Milch-Aktion versperrte mir die sachliche Sicht auf die Dinge, bis mir plötzlich eine leichte Erhebung direkt neben meiner Hand auffiel. Dann erst richtete sich meine Aufmerksamkeit endlich auf Jan, welcher völlig geschockt und rot wie eine reife Kirsche, zu mir hinab starrte. Daraufhin wurde mir natürlich schlagartig bewusst, was ich da gerade tat und ich konnte es selbst nicht fassen. Mein Herz stockte und stand mir still in der Brust, währenddessen sich die gesamte Farbe meines Gesichtes in ein trübes, besorgniserregendes Weiß wandelte. Noch immer kniete ich vor dem Schritt meines Freundes, vor seiner Beule. Oh Gott, das war bei weitem der unangenehmste Moment meines 'neuen' Lebens. Beinah ruckartig sprang ich auf, entfernte mich schnellstens von Jan, der sich gar nicht mehr traute, mich anzusehen, geschweige denn sich zu rühren. Mist! Was tat ich hier eigentlich?! War ich nun völlig bescheuert geworden?! Unwissend, wie ich mit dieser Situation umzugehen hatte, beschloss ich fast instinktiv, dass es doch wohl viel besser wäre, sich schleunigst aus dem Staub zu machen und erst einmal Gras über die Sache wachsen zu lassen! „Ich sollte dann mal los. Peggy wartete sicher schon.", stotterte ich dementsprechend peinlichst berührt, woraufhin auch Jan sich erhob und verlegen nickte. „Ja, ich muss auch zu Uni. Ich zieh mich nur schnell um. Also, bis dann." Seine Stimme war kaum zu hören, so leise sprach er und hastig war sie, sodass sich die Worte bald überschlugen. Verdammt, was hatte ich nur wieder angerichtet? Schwer schluckte ich, betrachtete ihn und verspürte zunehmend das Verlangen, meine Wert- und Moralvorstellungen einfach blindlings über Bord zu werfen. Man, was machte Jan bloß aus mir? Ich meinte, er tat mir so unglaublich gut, doch zeitgleich hatte ich immer mehr das Gefühl, mich zunehmend stärker zu verändern. Als wäre ich drauf und dran ein ganz anderer Mensch zu werden. Und dabei hatte ich echt keine Ahnung, ob ich das gut oder schlecht heißen sollte. Ich vermochte nur eines zu sagen: „Genau. Ich wisch' das hier noch schnell auf. Tut mir wie gesagt wirklich leid. Bis später." Daraufhin verließ mich Jan auch schon und ich beeilte mich, schnellstmöglich hier fertig zu werden, um endlich aus dieser unbehaglichen Lage heraus zu kommen. Ich musste hier einfach weg, in eine andere Umgebung. Vielleicht konnte ich mich ja durch das Ausräumen der alten Wohnung etwas ablenken und somit zur Ruhe kommen. Vielleicht.
DU LIEST GERADE
Höllenkrieger- Legt die Waffen nieder! || Boyslove! Yaoi!♡~
Science FictionSeit Jahrzehnten regiert die höhst grausame Sekte "Blauer Kolibri" die Ländereien des Nordens. Die Mitglieder leben in Angst vor der zunehmenden Gewalt innerhalb der Organisation und vor allem die sogenannten "Höllenkinder" oder auch "Höllenkrieger"...