43. Kapitel- Dafür sind Freunde doch da!

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Ganz weich war die dicke Wolldecke, welche mich ganz und gar in sich schloss, während mein Kopf auf dem kleinen, zierlichen Kissen ruhte, welche meine Freundin mir gestern noch auf das Sofa, mein heutiges Schlafplätzchen, gelegt hatte. So schlief ich dort, in dieser gemütlichen Wohnung, welche nur aus wenigen Zimmern bestand, die jedoch bis obenhin mit Kitsch und Krimskrams zugestellt waren. Ein Gefühl von Heimat lag in der Luft und man spürte die Liebe, welche von dieser detailreichen Dekoration ausging, förmlich.
Sanft fielen die warmen Strahlen der Morgensonne durch die dünnen Gardinen der Fenster und färben den Raum in einem schimmernden Licht, welches mich weckend im Gesicht kitzelte. Es war fast, als wolle es mir vom Ende der Nacht berichten, vom Beginn eines neuen, hoffentlich besseren Tages. Einem Tag voll Hoffnung, voll Liebe und Frieden, so betete ich zumindest.
Ein lautes Scheppern erklang und brach die wohltuende Ruhe. Kurzes Fluchen und weitere Geräusche, wie Kramen und Zischen, erklangen, bevor ich eine leise Melodie vernahm, die wohl in gesummter Form die Lippen eines Mitmenschen verlassen musste.
Schwer nur ließen sich meine Lider öffnen, so blinzelte ich verschlafen gegen den erfrischenden Schein der Sonne an, an jenem frühen Morgen. Ich wand mich auf meiner geschmeidigen Unterlage, drehte mich auf den Rücken und sah zur Decke des Zimmers hinauf. Kurz noch wollte ich mich entspannen, bevor ich den Tag in Angriff nehmen würde, nur einen Augenblick verweilen, liegen bleiben und die Ruhe genießen.
Dies jedoch fiel mir nicht gerade leicht, bei dem Krach, der hinter mir und dementsprechend auch dem Sofa, in der Wohnküche meiner Freundin, herrschte. Es kostete mich keine langen Überlegungen, bis ich feststellte, dass meine Gastgeberin wohl das Frühstück zubereiten musste, was zugegeben wirklich sehr lieb und freundlich von ihr war, doch wieso zum Geier musste sie dabei die ganze Küche abreißen? Seufzend setzte ich mich auf, hielt mir den Kopf und richtete meine Aufmerksamkeit nun dem anderen Ende des Raumes, wobei ich die liebe Peggy erkannte, welche am Herd stand und übermotiviert Eier briet, während sie nebenbei einige Weißbrotscheiben zu toasten begann. Immer wieder erklang der alarmierende Ton des Toasters, welches lautstark bekannt gab, dass schon wieder eine Scheibe goldbraun gebranntes Brot für den Verzehr fertig war.
Kurz nur sah ich ihr zu, wie sie sich beim Wenden der Eier anstellte, bevor ich schmunzelnd beschloss, ihr lieber mal helfen zu gehen, bevor sie uns noch alle abfackelte.
„Guten Morgen.“, grüßte ich mit noch ganz rauer, müder Stimme, nachdem ich mich vom Sofa erhoben hatte und zu ihr in den Kochbereich des Zimmers getreten war. Freudestrahlend wandte sie sich zu mir, nickte freudig zur Begrüßung und verwies mich zuallererst einmal in ihr Badezimmer, dabei hatte ich doch vorgehabt, ihr bei der Essensvorbereitung zur Hand zu gehen. Sie jedoch lehnte ab, höflich wie sie war und ich folgte ihrer Anweisung und verzog mich gähnend ins Bad.
Dort angekommen machte mein Blick zunächst vor dem langen, wirklich gigantisch großem Spiegel Halt, welcher dort an einer der Wände seinen Platz fand. Ich blickte an mir herab, wobei mir der gestrige Abend erneut ins Gedächtnis gerufen wurde, da ich nicht meine eigene Kleidung trug, sondern ausgeliehene Klamotten von Peggy an mir hinab hingen. Einerseits war da das übergroße karo-gemusterte Holzfällerhemd, welches wohl ihrem festen Freund, also dem Professor, gehörte. Andererseits hatten wir da noch die sehr eng anliegende Trainingshose, welche mir Peggy aus ihrer eigenen Kleidersammlung ausgeborgt hatte, da sie keine Hosen von ihrem Freund besaß. Logisch, wieso sollte sie das auch. Nichtsdestotrotz war es ihr in der vergangenen Nacht sehr wichtig gewesen, dass ich aus meinen völlig durchnässten Sachen heraus kam und mich dementsprechend umzog, um nicht krank oder ähnliches zu werden. Und sie hatte ja Recht! Auch, wenn ich in diesem Punkt wohl schon sehr abgehärtet war, so musste man es ja nicht unbedingt darauf ankommen lassen. Sozusagen war ich ja auch ganz froh, dass sie mir diese Kleidungsstücke zur Verfügung gestellt hatte, auch wenn sie nicht ganz passend waren.
Nun sprang ich also erst einmal unter die Dusche, bevor ich zurück in die Trainingshose und in das Hemd geschlüpft, frisch gewaschen, aus dem Badezimmer heraus trat, während ich bereits die fröhlichen Worte „Frühstück ist fertig!“ vernahm. Gut gelaunt huschte ich also zurück zu meiner heutigen Mitbewohnerin und versuchte so gut es eben ging, jeden auch nur ansatzweise negativen Gedanken zu verdrängen. Ich wollte weder an gestern Nacht, noch an die Nächte zuvor denken, all das sollte einfach vergessen sein. Als wäre es nie geschehen. Niemals.
„Ich wollte mich bedanken. Für alles. Ohne dich säße ich höchst wahrscheinlich noch immer an der Straße.“, nahm ich dann also das Wort an mich, als wir uns gerade an dem reichlich gedeckten Frühstückstisch niederließen. Peggy jedoch winkte nur lächelnd ab. „Dafür sind Freunde doch da! Und nun iss, gestern ist vergangen und ein neuer Tag steht uns bevor, da muss man sich durch ein leckeres Frühstück kräftigen!“ Mit diesen Worten begann sie dann auch eines der Toastscheiben an sich zu nehmen und sich eine der Marmeladen auszusuchen, die sich auf der Platte des Tisches reihten. Ich hingegen konnte nichts tun außer da zu sitzen und ganz genau zu spüren, wie sehr mich ihre, so leicht dahin gesagten, Worte berührten, bewegten. Dafür waren Freunde also da? Sie konnte sich wohl kaum denken, wie viel mir diese Aussage bedeutete, doch selbst wenn sie fragen würde, so hätte ich es ihr im Leben nicht beschreiben können. Zu schön, zu wichtig war es einfach für mich. Und ich konnte mein Glück in diesem Moment kaum fassen. Womit hatte ich, ein kaltblütiger Mörder, nur diese Liebe verdient? Jan, Peggy, sie alle waren so furchtbar wundervoll zu mir und was tat ich? Ich dankte es mit Morden. Sie glaubten an das Gute in mir und ich belog sie einfach. Vielleicht war ich ihnen die Wahrheit doch ein Stück weit schuldig, sie belogen mich immerhin auch nicht. Doch, die Folgen, die ein Geständnis dieser Art haben würde, die wollte ich mir gar nicht ausmalen. Es hieß, ich würde beide verlieren, Jan sowie auch Peggy. Und das konnte ich einfach echt nicht riskieren. Da belog ich sie lieber weiter, auch wenn ich mich deshalb wirklich furchtbar schlecht und schuldig fühlte. Lieber bedrückt und mit ihnen, als gelöst und ohne sie, so dachte ich über die Situation. Noch nie zuvor hatte ich Freunde gehabt. Und das würde ich auf keinen Fall für die Rache meiner Schwester aufgeben.
Und so schnappte auch ich mir einen Toast und begann genüsslich in ihn zu beißen. „Du hast Recht! Und wie Recht du hast!“, nickte ich freundlich und meine Gegenüber grinste glücklich auf.

Höllenkrieger- Legt die Waffen nieder!  || Boyslove! Yaoi!♡~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt