14. Kapitel- Das erste Kribbeln

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Lächelnd liefen wir nebeneinander den Fußweg entlang. Noch schien alles ruhig zu sein, kaum ein Mensch war auf den Straßen unterwegs. Kein Wunder, es war ja auch noch reichlich früh am Morgen und wir beschritten nicht gerade eine der viel befahrenen Hauptstraßen. Nein, unser Weg führte uns durch mehrere Seitenstraßen, sowie einigen Gassen. „Und der Kaffee ist echt in Ordnung für dich? Du hättest auch gern Milch oder Zucker dazu nehmen können.", ergriff mein Begleiter da plötzlich das Wort und ich blinzelte ihn verwundert an. Machte er sich tatsächlich solche Sorgen darum? Als wir eben bei einer kleinen Bäckerei unseren morgendlichen Kaffee geholt hatten, fragte man mich wie ich ihn denn gern trinken würde. Natürlich hatte ich keine Ahnung, hatte das Getränk ja noch nie im Leben genießen dürfen, daher antwortete ich einfach nur dasselbe wie Jan und genau das schien ihm aufgefallen zu sein. Er trank seinen Kaffee nämlich schwarz, was anscheinend einen sehr eigenen Geschmack beinhaltete, den wohl nicht jeder mochte. Mir jedoch war völlig egal, was ich da genau zu mir nahm, Hauptsache es machte mich munter und einsatzbereit, außerdem hatte sich Jan so gefreut, als ich seine Einladung angenommen hatte. Allein dieses Wissen ließ den Geschmack des Getränkes doch völlig irrelevant werden, oder? „Ja natürlich, er ist super! Mach dir doch nicht so viele Gedanken!", versuchte ich ihn zu beruhigen und stupste ihm sanft mit dem Ellenbogen gegen die Rippen. Er kicherte leise auf und nickte dankend, als wir dann auch schon vor dem Supermarkt angekommen waren. Ernst musterte mich mein Gegenüber und zog die Augenbrauen in die Höhe. „Also Krawatten zu binden gehört wohl nicht zu deinen Stärken, oder?", grinste Jan ein wenig überheblich und ich schüttelte nur den Kopf. Dieser Scheißer, als ob er das besser hinbekommen hätte. Spielerisch pikste ich dem Jungen in die Seite und er zuckte zusammen. Hah! Die Rache war mein! Da richtete er sich auf einmal auf und begann, das Band um meinen Hals zu lösen. Zart fuhren seine Finger unter den Kragen meines Hemdes und hoben ihn an. Eine Gänsehaut überfuhr meinen Körper, auf eine Weise, die ich noch nie zuvor gespürt hatte. „Was tust...?", wollte ich gerade meine Frage einwerfen, da funkelten mich seine giftgrünen Augen bereits an und er begann zu erzählen: „Ich habe gestern mit einem meiner Bekannten gesprochen. Sie werden uns die Unterlage heute zukommen lassen, sodass du sie morgen abgeben kannst. Du warst auf einer Realschule und hast deinen Abschluss mit 'gut' gemeistert. Verstanden?" Dabei war seine Stimme so ernst, dass es mir fast den Boden unter den Füßen weg zog. Wie widersprüchlich, so ein frostiger Tonfall, während seine Hände so warm und liebevoll zu mir waren. Er legte das Krawatten-Band erneut um meinen Hals, diesmal ordentlich, sowie glatt und band die Krawatte neu. Dabei war er mir so nah, dass ich seinen Atem spüren konnte ich fühlte, wie mir ganz heiß wurde. Wie wundersam, so etwas erlebte ich bisher nie. Und ich hatte schon so einiges erlebt. „Danke.", hauchte ich wie in Trance, in einer Art von Trance, wie ich sie nicht kannte. Die ganze Situation war so neu, so eigenartig und ich wusste gar nicht, wie ich damit umgehen sollte. „Gern.", erwiderte Jan und das rot seiner Wangen spiegelte sich in meinen Augen. „Ach, die liebe Belegschaft!" Wir zuckten zusammen und Jan machte einen gewaltigen Satz zurück. Unser Chef hingegen nickte uns nur winkend zu, während er zu seinen sehr überraschenden Worten noch ein freundliches: „Schönen guten Morgen!" hinzufügte. Mein Herz raste in diesem Augenblick vor Angst, als hätte ich etwas furchtbar falsches getan oder müsste mich nun in Scharm hüllen, was ja aber alles anderes als der Fall war. Mit einem brummenden Kopf und einem seltsamen Gefühl betraten wir alle drei zusammen den Laden und ich traute mich kaum noch, zu meinem Vermieter hinüber zu blicken. Wieso wusste ich selbst nicht, doch eins war mir bewusst, irgendwas war da gerade geschehen. Etwas sehr seltsames, aufwühlendes, doch vielleicht nicht weniger gutes. Nur weil es neu war, musste es ja nicht automatisch schlecht sein, oder? Immerhin war in diesem Leben fast alles neu für mich. „Da hinten sind die Personalräume, Toiletten und Umkleiden. Wir tragen alle eine Schürze, wie Sie gestern vielleicht schon mitbekommen haben. Ziehen Sie diese einfach über. Da hinten sind dann auch Schließfächer für Taschen, Rucksäcke oder ähnliches. Heute werden Sie erst einmal ein paar Regale einräumen. Das ist ganz einfach, bloß keine Sorge. Jan wird Ihnen zeigen, wie es geht.", unterrichtete mich der Chef von den wichtigsten Abläufen und dergleichen, während wir nur brav nickten und ihm lauschten. Ich war ziemlich nervös, denn meine heutige Leistung und der Eindruck, den ich hinterließ, waren entscheidend für meine weitere Zukunft. Ich durfte es auf keinen Fall versauen! „Die Unterlage bekomme ich dann hoffentlich noch?", fügte er noch hinzu und musterte mich gewissenhaft. „Gleich Morgen früh liegen sie auf Ihrem Schreibtisch, Sir!", entgegnete ich unterwürfig und er lächelte zufrieden auf. Ein Glück, ich dachte schon, er würde mich einen Kopf kürzer machen. Da hatte ich wohl noch einmal Schwein gehabt! „Dann auf gutes Gelingen, meine Herren! Ich komme nachher zur Kontrolle!", verabschiedete er sich schließlich und ließ Jan und mich allein im Eingangsbereich des großen Geschäftes stehen. Schwer schluckte ich, bevor ich mich zu meinem Kollegen wendete. „Was machen wir als erstes?", fragte ich und war etwas unsicher, wie ich mich Jan gegenüber nun genau verhalten sollte, nachdem so ein seltsames Gefühl mich übermannt hatte, doch als der Fuchs lächelte wie eh und je, wurde mir mal wieder ganz leicht ums Herz und meine Sorgen lösten sich wie in Luft auf. „Wir holen uns aus den Umkleiden unseren Kittel!", meinte er fröhlich und benahm sich nicht anders als sonst, worüber ich auch wirklich glücklich war. So machten wir uns also auf und Jan zeigte mir, wie man die Schürze band, sodass sie sich nicht gleich wieder löste. Anschließend begannen wir mit der Arbeit, die zu meinem Erstaunen, tatsächlich ziemlich angenehm und befriedigend war. Natürlich strengte sie auch an, aber man fühlte sich so produktiv, als wäre man wirklich etwas wert. Was für ein wundervolles Gefühl!

Höllenkrieger- Legt die Waffen nieder!  || Boyslove! Yaoi!♡~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt