Mit einem Mal riss ich die Augen auf, blickte vollkommen fassungslos zur Holzdecke meines Zimmers hinauf und spürte, wie mein Herz noch immer raste, als wäre es der Fahrer eines Rennwagens. Was war das denn bitte gewesen?! Schockiert zitterte ich am ganzen Körper, während ich realisierte, dass ich wohl leider Gottes einem gemeinen Traum aufgesessen war! Verdammt, was hatte sich mein Unterbewusstsein dabei gedacht?! Wie konnte ich mir nur derartige Perversionen erträumen?! Fest kniff ich die Lider zusammen, versuchte erst einmal Herr der Lage zu werden. Das eben, diese Nähe, dieses unglaubliche Gefühl von Geborgenheit, das war alles Teil eines Traumes, eines furchtbar verwerflichen, abnormalen Traumes! Seufzend strich ich mir den Schweiß von der Stirn, hörte auch jetzt noch das liebliche Wimmern meines Fuchses, sah seine Tränen unterlaufenen Augen vor mir mit ihrem unverwechselbar lustvollen Blick. Das alles war also nur eine Fantasie gewesen. Klar, was auch sonst?
Ich wusste nicht genau, wie ich nun mit dieser Erkenntnis umzugehen hatte. Sollte ich mich nun nicht freuen? Immerhin war ich dementsprechend kein gewalttätiger Lustmolch, welcher seinem Freund die Qualen dieser Aktivitäten angetan hatte. Nein, ich konnte mich glücklich darüber schätzen, dass die letzten meiner Erinnerungen einzig und allein der Fiktion entnommen waren. Dennoch, weshalb fühlte ich mich dann so seltsam leer? In meiner Brust brannte auf einmal diese unfassbare Sehnsucht. Und ich bekam den Anblick, den Jan mir in diesem Traum geboten hatte, einfach nicht mehr aus dem Kopf!
„Ach Scheiße!“ Ich setzte mich erst einmal auf, war definitiv zu verwirrt um auch nur noch eine Sekunde weiter schlafen zu können. Was sollte ich denn jetzt tun?! Ich meinte, es wäre natürlich besser, keinen Beischlaf mit meinem einzigen Freund durchgeführt zu haben. Klar war es das, denn wäre dem nicht so, gäbe es kaum noch einen Unterschied zwischen meinem Vater und mir und das wollte ich auf keinen Fall, niemals. Wieso überhaupt dachte ich denn über derartiges nach?!
Erst vor dem Schlafengehen war ich doch zu der Erkenntnis gelang, dass ich niemals mit jemanden intim werden würde, da es einfach nicht so meinen Vorstellungen entsprach und nun? Nun fantasierte ich mir so einen Dreck zusammen und fand auch noch Gefallen daran! Wie blöd war ich denn bitte?!
Vollkommen überfordert lehnte ich mich gegen die massive Wand meines Zimmers, vor welcher meine Matratze Platz fand, und nahm die Hände vors Gesicht. Oh Gott, was tat ich denn nur? In diesem Moment meldete sich der kleine, silberne Wecker auf meinem Nachttisch. „Aufstehen!“, versuchte mir sein anhaltender Signalton mitzuteilen, bevor ich ihn unter meinem Kissen versteckte, bis er keinen Ton mehr von sich gab. So ein Mist. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, nahm nun auch die lieblichen Klangspiele der Vöglein wahr, welche erfreut wie eh und je ihre morgendlichen Rundflüge vor meinem Fenster tätigten. Kühl war es in meinem Zimmer, da würde es draußen wohl auch nicht wärmer sein und auch die Sonne lag versteckt hinter vielen, dichten Wolken. „Ich muss zur Arbeit.“, erkannte ich und atmete einmal tief durch. 'Ich liebe dich, so sehr!', hallten meine eigenen Worte durch meine Gedanken. Pah, das ich nicht lachte. Jemand wie ich wusste doch nicht einmal was 'Liebe' überhaupt zu bedeuten hatte, wie sollte ich da auch nur so etwas denken können?
Dieser Traum, den musste ich einfach vergessen. Er war nicht wichtig, nur ein kleiner Ausrutscher geschoben auf die nervenaufreibenden Ereignisse der letzten Tage! Ich hatte einfach Angst gehabt, Jan verlieren zu können, wollte mir sicher sein, dass er bei mir war und das auch blieb! Daher kamen diese wirklich furchtbaren Fantasien zu Stande und niemals nie würde ich eine davon in die Tat umsetzten wollen! Auf gar keinen Fall! Diese Art von Nähe war widerlich und gefährlich, sie machte mir Angst und ich durfte sie unter keinen Umständen praktizieren, wollte ich ja auch gar nicht! Ich schluckte schwer, bevor ich mich erhob. Natürlich wollte ich das nicht... Was auch sonst? Ich war doch nicht wie mein Vater, ich war doch nicht pervers!
Und so verteidigte ich mich von meinem eigenen Drang nach Liebe, nach Jan. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass meine Begierde für ihn immer weiter zunahm, wollte nichts davon wissen, denn ich fürchtete mich vor den Folgen dieser Einsicht. Ich wollte es einfach nur vergessen, diese fiktive Erinnerung, die sich jedoch schon lang in mein Gedächtnis gebrannt hatte.
Ich sah mich um, in diesem gemütlichen Zimmer und fragte mich, wie Jan wohl an diesen Morgen erwacht war. Ob wenigstens er einen ruhigeren Schlaf hatte? Oh Mann, hoffentlich würde es ihm bald besser gehen, sodass er wieder nach Hause zurück konnte. In so einem Krankenhaus fühlte man sich sicher oft allein und einsam. Ich schloss die Augen für einen Moment.
'Ethan!', erwachte die Fantasie eines, auf dem Krankenbett sitzenden, Jans, der lüstern zu mir hinauf sah, sich dabei erwartungsvoll über die Unterlippe leckte. Oh meine Fresse, ich riss fast schon panisch die Lider auf, schüttelte hektisch mit dem Kopf. Ich wollte solche Gedanken nicht in meinem Kopf haben! Wie kam ich überhaupt auf so einen Unsinn! Konnte man jetzt nicht einmal einen Moment entspannen, ohne einen halbnackten Jan vor seinem inneren Auge wiederfinden zu müssen?!
Mit hochroten Wangen stieg ich unter die Dusche, ließ das eiskalte Wasser an meinem Körper hinab laufen und senkte meinen Blick für einige Momente, nur um dann über mich selbst zu lachen. Als ob so ein attraktiver junger Mann wie Jan, der jeden haben könnte, überhaupt mit einem Frack wie mir intim werden würde. Ich meine, im Ernst, meine vollkommen demolierte Haut war weiß Gott kein schöner Anblick, eher das Gegenteil. Es war abschreckend und beinah schon beängstigend. Nichts für die unschuldigen, braven Augen eines Fuchses. Und überhaupt, würde er von den Narben erfahren, wäre die Frage nach deren Ursprung nicht ganz unberechtigt und diese Information wollte ich ihm nach wie vor auf keinen Fall verraten! Das konnte ich ihm echt unmöglich zumuten! Ganz davon abgesehen war ich mir noch immer absolut sicher, dass Jan mich verlassen würde, wüsste er von meiner grausamen Vergangenheit. Wer würde schon gern mit einem Ungeziefer, einem Parasiten wie mir in Verbindung stehen? Niemand. Auch Jan nicht.
Abermals seufzend lehnte ich meine Stirn gegen die kalten Fliesen der Badezimmerwand. „Keine Angst Jan, ich werde dafür sorgen, dass du dieser Wahrheit nicht ausgesetzt bist.“, murmelte ich leise, bevor ich das Wasser ausstellte und mich weiter mit den Vorbereitungen für einen Arbeitstag beschäftigte.
So frühstückte ich zum Beispiel auch angemessen, damit ich später auch die nötige Leistung aufbringen konnte, die so ein Job in einem Supermarkt beanspruchte. Ganz allein saß ich an dem kleinen, runden Esstisch in der Küche, biss still von meinem Brot ab, während ich träge auf das Wasserglas vor mir starrte. Wie sollte ich das nur alles wieder hinbiegen? Weshalb gerade jetzt, wo ich mich doch erst gestern wieder mit Jan vertragen hatte? Alles hätte nun so schön sein können, so friedlich und harmonisch und was tat ich? Ich machte diese Ruhe mit solchen egoistischen Fantasien kaputt! Und das schlimmste an der ganzen Sache?! Ich bereute diesen Traum nicht einmal! Ich versuchte es zwar mit aller Kraft, verdrängte jeden Gedanken daran und holte mir immer und immer wieder ins Gedächtnis wie schlimm und schrecklich solche sexuellen Handlungen doch waren und trotzdem! Verdammte Kacke trotzdem bekam ich dieses Gefühl nicht mehr aus meinem Kopf! Diese ganze Liebe, diese Wärme und die unglaubliche Sehnsucht nach der Nähe zu Jan ließen mich beinah durchdrehen! Ach, wäre es nach mir gegangen hätte ich mich doch jetzt sofort auf den Weg zum Krankenhaus gemacht! Doch, diese Gedanken waren dumm und das wusste ich auch. Intimität war etwas Widerliches, das müsste ich doch wohl am aller besten wissen, wieso nur hatte es sich dann aber in diesem blöden Traum so verdammt gut angefühlt? Weil es eine Fiktion war, irreal und Wunschdenken? Oder etwa, weil es mit Jan eben keine Qual darstellen würde? Erneut pumpte mein Körper übermäßig viel Blut in meinen Kopf, sodass er ganz rötlich war. Ob ich wegen meiner Gedanken Scham empfand? Und wie. Doch es war noch etwas schlimmer als nur das. Peinlich war es mir allemal, natürlich, doch das war es nicht. Das wirklich schmerzhafte an dieser Situation waren meine Schuldgefühle mir und Jan gegenüber.
Wieso beschäftigte mich so etwas Abscheuliches überhaupt?
Das fragte ich mich wieder und wieder, doch fand ich einfach keine Antwort darauf. Nun, vielleicht war es auch besser so, denn für die Wahrheit war ich auf keinen Fall schon bereit. Es würde wohl allgemein noch eine ganze Weile dauern, bis ich es überhaupt als realistisch empfinden würde, Jan tatsächlich zu lieben.
In diesem Augenblick jedenfalls dachte ich mir nur, wie verblödet ich doch sein musste. Klar, mein Füchslein war mein Freund und ich mochte ihn sehr. Doch diesen intimen Unfug machte ich auf keinen Fall mit ihm! Das würde er selbst ja auch nicht wollen! Nein nein, dieser Traum war dumm und ich durfte nicht weiter über ihn nachdenken!
Ich erhob mich also von meinem Stuhl, stellte meinen Teller auf der Spüle ab, trank mein Wasserglas leer und verließ anschließend nicht nur die Küche, sondern letztlich auch die gesamte Wohnung. In meinen Jackentaschen Schlüssel und ähnliche Kleinigkeiten, die mir helfen sollten, den Tag wenigstens halbwegs lebend zu überstehen, denn die Arbeit wollte immerhin erledigt werden.
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Höllenkrieger- Legt die Waffen nieder! || Boyslove! Yaoi!♡~
Fiksi IlmiahSeit Jahrzehnten regiert die höhst grausame Sekte "Blauer Kolibri" die Ländereien des Nordens. Die Mitglieder leben in Angst vor der zunehmenden Gewalt innerhalb der Organisation und vor allem die sogenannten "Höllenkinder" oder auch "Höllenkrieger"...