71. Kapitel- Hi und Bye

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Als ich am nächsten Morgen erwachte, kam dies weder von den hellen Wimpern, welche nur wenige Zentimeter vor mir schlafend schön das Licht der durchs Fenster einfallenden Sonne auf sich tanzen ließen, noch von den blonden Strähnen, die verworren in das Gesicht des bildschönen Mädchens fielen, sogar mich dabei berühren und leicht am Kinn kitzelten. Noch immer lagen Peggy und ich eng verschlungen, Arm in Arm, in ihrem Bett und zumindest sie für ihren Teil, kam noch in den Genuss etwas Schlaf ergattern zu können. Mir war das scheinbar nicht vergönnt, denn immer wieder riss mich ein schrilles Geräusch aus dem Traumland. Nach dem, was gestern in der Badewanne geschehen war, schien mir es allerdings gar nicht tragisch zu sein, nicht mehr zu träumen. Und so beschloss ich, mich auf die Suche nach der Quelle des störenden Lärms zu machen. Mein Kopf dröhnte noch von all den Dingen, die in den letzten Tagen auf mich eingeströmt waren, trotzdem richtete ich mich auf, entfernte mich möglichst leichtfüßig von Peggy und suchte die Wohnung ab. Es klang wie ein Vibrieren, jedoch ertönte es immer und immer wieder, als wolle es gar nicht mehr aufhören. Leise seufzend kniete ich mich zu Boden, als ich unter dem Bett meiner Gastgeberin nachsah, doch ich fand nichts. Rein gar nichts. „Ethan?", raunte eine noch vom Schlaf brüchige, müde Stimme und ich erhob meinen Blick. „Was tust du da?" Peg sah mich verwirrt an und ich räusperte mich. Für die Studentin musste es wohl sehr seltsam ausgesehen haben, wie ich hier am Fußende ihres Bettes hockte und das Bett absuchte. „Es ist nur... dieses Vibrieren.", jammerte ich schon fast, schimpfte innerlich jedoch sofort über mich selbst, als mir auffiel, wie ich schon wieder zu murren begann. Nach dem gestrigen Tag sollte ich mich wirklich etwas zusammen reißen, wenn ich es mir mit Peggy nicht verscherzen wollte. Sie sagte zwar, sie half mir gern, doch überstrapazieren sollte man niemanden. „Oh Shit!", rutschte ihr es da zwischenzeitlich heraus und sie sprang auf, sah sich fast schon panisch in dem kleinen Zimmer um. „Alles okay?", runzelte ich die Stirn und legte irritiert den Kopf zur Seite. „Wie spät ist es?!", hyperventilierte Peggy derweil ungestört weiter und schenkte meiner Frage nicht den Hauch einer Beachtung. „Woher soll ich das wissen? Vermutlich Mittags, würde ich schätzen." Noch immer im Unwissen gelassen stand ich vom Ende des Bettes hoch und beobachtete, wie die kleine Frau sämtliche herumliegende Kleidung, Kissen sowie kleinere Kistchen zur Seite schmiss, darin kramte oder sie ausschüttete. „Hallo? Schlafwandelst du oder was?", witzelte ich etwas herum, denn sie gab schon einen sehr skurrilen Anblick ab. „Für einen, der gestern fast gestorben ist, bist du echt gut drauf.", zischte sie grimmig und ich schluckte schwer. Da war aber jemand morgenmuffelig. „Mein Handy! Ich suche mein Handy! Ich hatte eigentlich eine Verabredung. Aber ich hab verschlafen. So ein Dreck! Weißt du, ich wollte mich mit ihm treffen.", sie sah mich eindringlich an, woraufhin mir natürlich klar war, wen genau sie mit ihrem geheimnisvollen „ihm" gemeint hatte. Den Professor, ihren Liebsten, Freund oder was weiß ich. „Ich hab die letzten Treffen schon immer abgesagt, um für Jan da zu sein. Ich glaube, langsam ist er echt etwas angepisst. Aber er muss das verstehen! Ich meine, ihr beide seid zurzeit in einer echt miesen Situation!", fuhr sie fort und legte ihre Stirn in Falten. Ich jedoch musste ihre Aussage erst einmal sacken lassen. Ich wusste ja, dass sie sehr aufopfernd Jan und mir gegenüber war, doch, dass ihre Beziehung so darunter litt? Das war mir zuvor nicht klar gewesen. „Peg, es tut mir..", wollte ich soeben zu einer weiteren Entschuldigung ansetzen, da quiekte sie auf einmal erfreut auf. Ich erkannte das kleine, silberne Smartphone in ihren Händen und wie sie die vermutlich unzähligen Nachrichten durch scrollte. Dabei wurde sie ganz bleich, bevor sie mir einen weiteren eindringlichen Blick zuwarf. „Er will her kommen.", hauchte sie beinah schon geschockt, was verständlich war. Die Wohnung sah aus wie ein Schlachtfeld. Überall lagen Klamotten herum, die Luftmatratze versperrte den einzigen freien Gang auf dem Boden, unser Geschirr samt Nudeln von Gestern stand noch auf dem Ecktisch, das halbe Badezimmer stand vermutlich noch unter Wasser, Peggy selbst sah noch ziemlich durcheinander aus und nach der Suchaktion ihres Handys, welcher der Wohnung den letzten Rest gegeben hatte, war die Unordnung perfekt. „Scheiße! Er ist sicher bald hier!", kreischte sie hysterisch und ich versuchte sie zu beruhigen. „Alles gut! Hör zu wir machen es so: Ich werde hier draußen etwas aufräumen und du kümmerst dich um das Bad. Dabei kannst du dich ja noch fertig machen." Peggy musterte mich. Das einzige Kleidungsstück was ich trug, war eine alte Jogginghose der Studentin und auch sie war nur sehr spärlich bekleidet durch eine Hotpants und ein altes Shirt. Ich nickte ihr zuversichtlich entgegen. Kurz noch zögerte sie, dann schien sie allerdings etwas zu entspannen. Ein Glück, dachte ich mir noch, als meine Gegenüber mir gerade zustimmen wollte, da ertönte sie: Die Wohnungsklingel. „Fuck!", schrie sie völlig panisch auf und stürmte davon, während ich nur aufseufzte. Aufgeregt suchte sie nach ein paar ansehnlicheren Klamotten und versuchte ihre Haare zu entwirren, mir jedoch war all das viel zu anstrengend. Ich konnte sie zwar verstehen, jedoch kroch es langsam wieder an, dieses schwere, schwarze Gefühl, welches mich seit Tagen verfolgte. Es war wie Pech, was an mir zu kleben schien. Und so wandte ich mich von ihr ab, meine Miene versteifte sich und ich schritt zur Eingangstür. Noch bevor Peggy es überhaupt mitbekommen hatte, war ich bereits dazu übergegangen, die Klinke zu betätigen und nur Bruchteile von Sekunden später fand sich ein Mann mittleren Alters vor mir wieder, attraktiv und streng. „Hallo Professor.", grüßte ich beiläufig und scherte mich in diesem Moment gar nicht recht darum, dass er meinen nackten, geschundenen Oberkörper zu Gesicht bekam. „Du bist doch einer ihrer Begleiter von der Strandparty letztens, oder?", musterte mich dieser Typ ernst, ich hingegen drehte mich einfach ohne einen weiteren Kommentar von ihm weg.

„Was geht hier vor sich, Peggy?" Die Blondine sah mit roten Wangen zu ihrem Professor auf und räusperte sich verlegen. „Es ist nicht so, wie es scheint. Ich erklär dir alles.", versicherte sie ihm, während ich mich zurück in ihr Bett fallen ließ, mir die Decke über den Kopf zog und versuchte eventuell doch noch etwas Schlaf ergattern zu können. „Vielleicht sollten wir etwas Essen gehen.", schlug der Prof vor, der anscheinend gar nicht scharf darauf war, seine Zweisamkeit durch mich stören zu lassen. Peggy hingegen winkte ab. „Nein. Wir müssen ihm im Auge behalten." Dann beugte sie sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Vermutlich etwas über die Badewannen-Sache von gestern Abend, sollte mir aber egal sein, solang ich nur hier liegen konnte. „Geht nur. Ich ertrink schon nicht in deinem Bett. Ich warte, bis du wieder da bist." Ich wusste, dass es ihr schwerfallen würde, mich zurückzulassen, daher versuchte ich so unbeschwert zu klingen, wie es mir nur gelang. Ich wollte ihrem Glück nicht im Weg stehen, wirklich nicht, denn ich mochte sie. Sie war ein guter Mensch, ein ausgesprochen toller Freund. Sie hatte es verdient fröhlich, wunschlos zu sein. „Alles klar. Aber ich werde nicht allzu lang weg sein. Und heute Abend reden du und ich mit Jan. Dann klären wir das alles. Halt durch, Ethan. Und mach bitte nichts Dummes, ja?!" Sie kam zu mir und strich mir freundschaftlich über meinen Unterarm. „Ja, ja.", grummelte ich ihr abblockend entgegen und sie samt Begleiter verschwanden aus der Wohnung, ließen mich zurück in ihrem Bett.
Glücklicherweise dauerte es dann auch nicht lang und ich war eingeschlafen, genoss die Ruhe, auch wenn sie nur für kurze Zeit anhalten wollte...

Höllenkrieger- Legt die Waffen nieder!  || Boyslove! Yaoi!♡~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt