2. Kapitel- Chancen?

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Kraftlos lehnte sich der rothaarige gegen die Wand seines Kofferraums. Er war völlig außer Puste, verständlich. Dieser Junge war mit Sicherheit ein Stadtmensch aus gutem Hause, der sich noch nie für irgendwas hatte anstrengen müssen. Solche Leute konnte ich leiden- nicht! Ich ließ mich neben ihm nieder und schnaufte genervt. Was nun? Wie ging es jetzt weiter? Wo sollte ich hin, wenn dies hier vorbei war? Ich schüttelte den Kopf. Wieso fragte ich mich so etwas überhaupt, wenn ich die Antwort doch bereits kannte? Auf der Straße würde es hart werden, doch ich kam ja bereits aus der Hölle und im Vergleich zu dieser würde das wilde Leben im Freien ein lächerlicher Klacks sein. Da ertönten auf einmal Sirenen in der Ferne, die allerdings mit beängstigender Geschwindigkeit näher kamen. „Was ist das?", dachte ich laut und wandte mich etwas panisch um. Was nun? Was ging hier vor sich?! „Das sind ein Krankenwagen und die Polizei. Ich hab sie gerufen, wegen der beiden Unfälle.", entgegnete Jan mit schwacher Stimme und ich verschluckte mich doch glatt an der Luft selbst! Was?! Hatte der denn eine totale Macke?! Ich sagte zu ihm, keine Ärzte und wen ruft der an?! Sicher, Ärzte!! „Jetzt reicht's mir aber echt!", mit diesen Worten rannte ich los, doch hörte ich die Rufe von Jan. „Nein, bitte! Bitte nimm mich mit! Wenn die Polizisten sehen, dass ich gefahren bin, hab ich ein echtes Problem! Bitte!" Ich stockte. Was? Wieso hatte er denn dann ein Problem? Verwirrt schüttelte ich den Kopf über dieses unlogische Verhalten, rannte zurück und nahm diesen Idioten huckepack. Schneller als jeder Blitz waren wir dann auch schon in einer Nebenstraße verschwunden. Immer schneller wurden meine Schritte, während wir tiefer und tiefer im Gewirr der Seitengassen verschwanden. Erst, als ich mir sicher war am anderen Ende der Stadt angekommen zu sein, setzte ich meinen Begleiter in einer Sackgasse, neben einem Container ab. Er hatte sich inzwischen schon etwas beruhigt, ich jedoch war ziemlich aufgebracht. „Wieso zum Teufel sollte ich dich mitnehmen! Du hast die Doktoren ja gerufen!", warf ich ihm angepisst vor und wollte nun aber eine verdammt gute Erklärung von ihm hören! Was dachte der sich eigentlich?! Wusste dieser Pimpf, wie schwer er eigentlich war?! „Ja, mit den Ärzten hätte ich ja auch kein Problem! Aber die Polizei! Ich hab doch erst vor ein paar Tagen meinen Führerschein bekommen! Wenn ich jetzt schon einen Unfall baue, dann nehmen die mir den sofort wieder ab!", jammerte der Kleine und ich konnte es kaum fassen. Was hatte der nur für ein scheiß Problem?! Der zog die Dummheit ja quasi an. „Und da dachtest du, du behauptest einfach, ich wäre gefahren?!", ergänzte ich seine Erklärung völlig fassungslos. Er allerdings nickte nur und ich war wirklich einfach nur baff. Boar, ich mochte diesen Jungen echt immer weniger! „Schön, wenn ich einen Schein hätte! Hab ich aber nicht!", knurrte ich und ließ mich anschließend schnaufend neben ihm auf den Boden sinken. „Oh.", stieß Jan dabei aus und senkte seinen Blick. Ich hielt mir die Stirn und schüttelte den Kopf. Dieser Junge. „Weißt du, du machst es einem echt nicht leicht, dich zu mögen!", meinte er da plötzlich und ich zog die Augenbrauen hoch. Was?! Und das kam von ihm?! „Aber, ich möchte dir trotzdem meine Hilfe anbieten, weil du mich nicht einfach da sitzen gelassen hast und du wohl am nötigsten hast.", fuhr er fort und ich verzog das Gesicht. Ich? Ich hatte seine Hilfe nötig?! Alles klar! Total! Was wollte der überhaupt? Sich über mich lustig machen oder wie?! „Ich hab eine kleine Wohnung am Stadtrand gekauft, doch sie ist mir zu klein geworden, also hab ich nun eine neue. Für die alte suche ich seit einiger Zeit einen Mieter, habe bis jetzt aber keinen gefunden. Wenn du willst, kannst du die Wohnung haben. Sie ist auch nicht so teuer." Ich sah auf, blickte zu dem Jungen herüber und er lächelte mich lieb an. Ich stutzte, doch spürte ich, wie mir ein wenig wärmer ums Herz wurde. Wollte mir dieser Fremde tatsächlich helfen? „Ich hab' kein Geld.", gab ich leise zu, doch er winkte nur ab. „Klar, sonst würdest du ja nicht auf der Straße wohnen. Aber weißt du was, in den Supermarkt in dem ich arbeite wird zurzeit eine Aushilfe gesucht. Es ist zwar nur vorüber gehend und die Bezahlung ist auch nicht allzu prickelnd, doch du brauchst keine Voraussetzungen dafür, da es nur ein sehr kleiner Markt ist und Arbeiter wirklich mehr als dringend gesucht werden. Und in den ersten Monaten brauchst du auch nicht die volle Miete zu zahlen. Leb' dich erstmal ein und zahl mir den Rest der Mieten dann einfach irgendwann nach, wenn du fest im Leben stehst. Ja?", erzählte Jan und ich konnte es kaum glauben. Wieso tat er das alles? „Ich tu' das, weil du es nötig hast und außerdem finde ich dich viel zu schade für die Straße. Du bist sehr interessant, Ethan.", schien er jetzt sogar aus meinem Blick lesen zu können. Unheimlich, dieser Typ! Doch hey, wenn er mir diese Chance gab, sollte ich sie auch annehmen, oder? Ich meine, was sollte schon passieren? Gewalt? Vergewaltigung? Das wäre ja nichts Neues gewesen. Daher nahm ich sein Angebot an und wir schlugen darauf ein. So war es besiegelt! Ich würde in die Wohnung dieser Nervensäge ziehen. Oh Gott, wenn ich so darüber nachdachte, konnte da ja eigentlich gar nichts Gutes bei rauskommen. Aber naja, immer noch besser als wieder in einem Müllcontainer zu liegen!

Höllenkrieger- Legt die Waffen nieder!  || Boyslove! Yaoi!♡~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt