66. Kapitel- Verabschiedung vom Leben

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WARNUNG! Im folgenden Kapitel wird Gewalt gegenüber Kindern thematisiert. Dies kann für viele verstörend sein. Grund dieser Thematisierung ist die psychische Krankheit und Vergangenheit des Protagonisten. Wenn man sich nicht psychisch nicht in der Lage dazu fühlt, den folgenden Text zu lesen, sollte man dies auch nicht tun. Falls dies der Fall ist, bitte ich jeden den es betrifft, dieses Kapitel zu überspringen.

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Im Leben eines jeden kommt einmal dieser eine ausschlaggebende Moment. Dieser, in dem man eine Entscheidung treffen muss, die einen das ganze Leben lang begleiten wird. Und man kann sich nicht davor drücken, kann keine Ausrede vorschieben. Nein, nichts von alledem. Hier war ich nun, meine Entscheidung stand an. Eisig kalt, schmerzhaft wie ein spitzer Dolch. Ein Kind töten, einen Menschen, der ganz offensichtlich noch voll Unschuld und Leichtigkeit steckte. Ein Leben, welches so kurz und geborgen war. Ich biss mir scharf auf die Unterlippe, sodass sie zu bluten begann. Ein Kind töten, das würde ich mir mein Leben lang niemals verzeihen. Nie. Allein diese Situation, zu hören wie es zu schreien begann, als es seine Mutter vorfinden musste, tot. Einzig dieses schmerzvolle Schluchzen, welches dieses kleine Kind ausstieß, brach mir mein scheiß Mörder-Herz. Ich kniff die Augen zusammen. Verdammt, wie konnte es nur so weit kommen?! Ich griff nach einer großen, metallenen Taschenlampe, welche neben mir in einem kleinen Wandregal der Abstellkammer seinen Platz fand. Sie war schwer und eiskalt. Doch ich nahm sie an mich, ersparte mir weiter darüber zu philosophieren, wie ich meine Situation nur ändern könnte. Denn es gab keine Alternative, keine Wahl, keine Freiheit, nichts. Ich durfte keine Zeugen hinterlassen. ‚Ihn damit besinnungslos schlagen, damit er die Qual des Sterbens nicht bewusst erleben muss.', so dachte ich darüber. Was für ein Mist. Als ob es das besser machen würde. Ich war ein Monster und nach dem heutigen Abend würde ich nicht nur ein Killer, sondern sogar ein Kindermörder sein. Die Welt wäre ohne mich wohl wirklich besser dran. Das war doch krank! Wieso tat ich das alles noch immer für meine Schwester? Ich war krank!

Lautlos öffnete ich die Tür der Kammer um einen winzigen Spalt, nur um besser hinaus sehen zu können. Ein kleiner Junge stand mit dem Rücken zu mir, auf dem Bett seiner Mutter sitzend und über sie weinend. Fest drückte er ihre Hand, während er noch immer an ihr ruckelte, um sie vielleicht doch noch aus ihrem „Schlaf" zu erwecken. Selbstverständlich vergebens. Es tat mir leid. Ja, und wie. Schuldgefühle sind kein Ausdruck für dieses Gefühl, doch was blieb mir anderes übrig.

Unauffällig vergrößerte ich den Türspalt, bis ich letztlich über die kleine Türschwelle zurück in das Schlafzimmer treten konnte. All das Geschah vollkommen leise, sodass der Junge, der noch voll und ganz mit dem Schock über die Leiche beschäftigt war, im Unwissen darüber blieb. Erst, als ich kurz hinter ihm zum Stehen kam, stoppte er sein Schluchzen. Er schluckte, hielt den Atem an und lauschte der Stille. Jetzt oder nie! Blitzschnell holte ich weit mit der kräftigen Taschenlampe aus, wollte einfach, dass es schnell vorbei war, doch noch eher das Metall seinen Kopf berühren konnte, hatte er sich bereits zu mir gewandt und war auf gesprungen.

Plötzlich stockte ich, als ich das Gesicht des Kindes sah, sein Antlitz versetzte mir einen gewaltigen Stich. „Jan?!" Rötliches, zerzaustes Haar strahlte mir entgegen, sowie mich tief grüne, angsterfüllte Augen panisch anstarrten. Dieser fremde Junge glich meinem Fuchs wie kein anderer. Es war, als hätte ich hier einen aus der Vergangenheit kommenden Jan vor mir. Sogar die Sommersprossen, welche seine zarte Nase umrandeten, waren bei diesem Kind vorhanden. Er war Jan wie aus dem Gesicht geschnitten, unglaublich. Kurz gesagt: Ich war völlig fertig mit der Welt.

Diesen Jungen sollte ich nun ermorden?! Ein kleines Kind allein reichte wohl nicht, nein, es musste auch noch wie mein engster Freund aussehen!

Geil, echt!- Ich ballte meine Hände zu Fäusten.-Nicht!

Höllenkrieger- Legt die Waffen nieder!  || Boyslove! Yaoi!♡~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt