32. Kapitel- Schlechte Nachrichten

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Warm wehte ein sachter Wind durch die noch immer recht belebten Straßen der Stadt. Auch jetzt noch saßen die Menschen in den Cafés, tummelten sich auf den Wegen, sowie Gassen und das, obwohl der Abend doch bereits angebrochen war. Gerade in diesem Moment schickte die heilende Sonne ihre letzten, heißen Streifen rot-orange über den Himmel, bevor sie sich bald schon Schlafen legen, und den Mond als ihren Vertreter vorschicken, würde.
Auch ich sehnte mich bereits nach meiner Matratze, denn der Tag hatte seine Spuren auf mir hinterlassen, die sich nicht zuletzt durch Müdigkeit ausdrückten. Doch bevor überhaupt an ein Schlafen zu denken war, musste ich zu allererst einmal zu meinem Freund. Auch aus diesem Grund hatte ich auf dem Weg zu ihm einen kurzen Abstecher in meine Wohnung gemacht, denn wie gehabt kannte ich die Adresse meines kleinen Sonnenscheins nicht auswendig, sodass der handgeschriebene Notizzettel, auf dem er diese verewigt hatte, meine letzte Hoffnung war.
Ein Glück hatte ich ihn auch gleich wieder gefunden, sodass ich nun bereits in die richtige Straße meines Vermieters einbiegen konnte. Er wohnte übrigens tatsächlich nicht weit von mir entfernt, wie er beim Verabreichen der Adresse auch schon verraten hatte.
Immer rascher setzte ich einen Schritt vor den nächsten, wobei bei jedem weiteren Meter, dem ich mich Jans Haus nährte, mein Herz immer schneller zurasen begann. Es war, als würde es jeden Moment explodieren, so nervös war ich.
Ob Jan meine Entschuldigung annehmen würde? Ich betete dafür, denn ich wollte und konnte ihn wirklich nicht verlieren, nicht ihn! Er war doch der einzige Mensch, dem ich wirklich etwas zu bedeuten schien! Und auch ich musste zugeben, ohne Jan war meine Welt nicht dieselbe, so trostlos und einsam. Dabei wären mir beinah diese Gefühle von Dunkelheit und Schmerz völlig fremd geworden, denn wenn ich in den Armen meines Fuchses lag, gab es all das nicht mehr. Es war wie ausgelöscht, all diese Qual, fast so,als hätte sie niemals existiert. Dieses Gefühl von Glück durfte ich einfach nicht verlieren!
Und so hoffte ich mit ganzem Herzen auf Jans Vergebung, als ich zögernd vor seinem Haus zu stehen kam. Dort hatte Jan also seine Wohnung, dort lebte er. Ein Lächeln huschte über meine Lippen, denn dieses Gebäude war derart reinlich und schön gehalten, dass es mehr als nur gut zu dem kleinen Rothaarigen passte! Ein frischer Grünton überzog die, beinah brandneu wirkende, Fassade, während süße Balkons durch die unzähligen Pflanzen, die sich auf ihnen tummelten, weitere Farbspritzer in das Gesamtbild einfließen ließen. So friedlich hatte ein Mehrfamilienhaus selten ausgesehen.
Doch als mein Blick hinab zur Tür des Bauwerkes sank, versteinerte sich meine Miene. Was, wenn Jan die Tür gar nicht erst aufmachen würde? Sollte ich mich dann durch die Sprechanlage entschuldigen, ohne ihm direkt indie Augen schauen zu können?
Schwer schluckte ich, da geschah etwas Unglaubliches! Es war, als wolle man mir ein Zeichen schicken, eines voll Hoffnung und Licht!
Denn als einer der Nachbarn meines Freundes aus dem grünen Häuschen trat und mich daraufhin erblickte, hielt der Gute mir doch tatsächlich die Eingangstür offen. Meine Augen begannen zu leuchten und sofort nahm ich diese Chance an! Dankend schritt ich an dem, bereits älteren Mann, vorbei und fand mich schließlich im Treppenhaus des Gebäudes wieder. Ja, verdammt! Ich hatte es rein geschafft und war meinem Ziel somit ein ganzes Stück näher gekommen!
Nun musste ich nur noch die Tür mit Jans Nachnamen darauf finden, um angemessen um Verzeihung bitten zukönnen, doch das würde doch mit Sicherheit nicht so schwer werden. Das zumindest vermutete ich im ersten Moment, bevor ich mir darüber bewusst wurde, dass es mehr als nur zwei Türen in diesem Haus gab, denn das von außen so zierlich wirkende Bauwerk, hatte in Wirklichkeit ganze sechs Stockwerke, die ich nun allesamt absuchen konnte. Doch hey, das war es ja wohl wert! Jan war ohnehin jede Arbeit wert. Ach Mann, ich mochte ihn so. Er durfte nicht sauer auf mich sein, das ertrug ich einfach nicht!
Nach einigem Hin und Her und wirklich verdammt vielen Treppenstufen hatte ich Jans Tür schließlich doch noch gefunden. Tatsächlich stand ich nun vor ihr, im obersten Stock, und betrachtete völlig außer Atem sein Namensschild. Oh Gott, ich sollte wirklich einmal damit beginnen, Ausdauertraining zu betreiben! Doch das war jetzt ja nicht der Punkt! Gerade in diesem Augenblick ging es um etwas viel Wichtigeres!
Zitternd strichen meine Finger ganz sanft über die Wohnungsklingel, ohne sie allerdings zu betätigen. Einmal noch holteich tief Luft, hatte mich größtenteils wieder beruhigt und war nun drauf und dran mich vor Jans Tür bemerkbar zu machen, doch, ich stockte. Zögernd zog ich meine Hand von der Tür zurück. Was, wenn er mich gar nicht sehen wollte? Ganz plötzlich bekam ich furchtbare Angst davor auf Jan zu treffen, denn ich fürchtete seine Ablehnung. Nein, ich konnte da nicht klingeln, unmöglich! Aber, wie sollte ich mich dann wieder mit Jan vertragen, wenn ich es ja nicht einmal schaffte, eine einfache Entschuldigung hervor zu bringen?! Oh Gott, wurde mir in diesem Moment übel! Ich spürte, wie mein Puls anstieg und ehe ich mich versah, drehte sich auch noch die Welt um mich, so schwindelig wurde mir ganz plötzlich. Ich konnte das nicht! Was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht, hier her zu kommen?! Sicherlich wäre Jan nur genervt von meinem Besuch, nicht umsonst hatte er die Arbeit geschwänzt! Aber, dennoch, ich wollte ihn wirklich dringend sehen. Ich sehnte mich so nach ihm!
Rasch hockte ich mich nieder, vor die Tür, stütze mich mit einer Hand am Rahmen der schlichten Holztür ab und versuchte möglichst ruhig zu Atmen. Ich hatte keine Lust hier am Ende noch das Bewusstsein zu verlieren oder so einen Mist! Also war mein Ziel mich auf diese Weise zu beruhigen und meine Körper erneut herunterzufahren. Ganz ruhig, ganz ruhig, Ethan! Dann würde ich eben an einem anderen Tag wieder kommen und mein Glück zu einem späteren Zeitpunkt versuchen, das war doch kein Problem! Es war nichts, für das man sich hätte schämen müssen! Das zumindest versuchte ich mir in diesem Moment einzureden, doch in Wahrheit war es doch sehr schwach von mir. Nicht einmal in die Augen blicken wollte ich ihm, so sehr fürchtete ich seine Reaktion. Wie dumm das doch war, wenn man im Nachhinein so darüber nachdenkt. Doch in dieser Sekunde hatte ich einfach nicht die Kraft mich dieser Angst zu stellen.
Das allerdings kurz darauf wirklich eine Tragödie auf mich zukommen würde, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Denn als sich die Holztür plötzlich vor mir auftat und mit einem quietschenden Geräusch nach innen hin geöffnet wurde, gefror mir das Blut in den Adern. Jan?
Kaum noch traute ich mich, meinen Kopf zu heben und empor zu schauen, doch als ich die feinen Frauenschuhe vor mir erblickte, die ganz zierlich vor mich traten, kam ein seltsam grausames Gefühl in mir hoch. Langsam fuhr mein Blick an der Person, unmittelbar vor mir, hinauf, bis ich schließlich eine kleine, zierliche Frau mit schulterlangen, hellblonden Haare erkannte, welche höchst verstört zu mir hinab sah.
„Ehm, Entschuldigung, aber was tun Sie da?", fragte sie sichtlich irritiert, bevor ich mich aufrichtete. Der Anblick, den ich bis eben noch dargestellt hatte, musste sie wohl mehr als nur schockiert haben, doch das war egal. Alles war egal.
"Ich muss zu Jan.", entgegnete ich, fast wie taub. Ich wusste nicht, was gerade mit mir geschehen war, doch es fühlte sich beinah so an, als hätte jemand in mir einen Schalter umgelegt. Einen, der voll Eifersucht und Unsicherheit zu sein schien. Wer war diese Frau? Und was tat sie in Jans Wohnung? Wie eine Verwandte schaute sie ja nicht gerade aus, so unähnlich wie sie Jan sah. „Oh, das tut mir leid. Aber ich fahre jetzt zu ihm und kann Sie gern mitnehmen! Bin mit dem Auto hier.", entgegnete sie recht freundlich. Ich hingegen empfand in diesem Augenblick nicht den Funken von Sympathie für diese Frau. Im Gegenteil, in mir zog sich alles zusammen, als hätte man mir gerade einen Dolch in die Magengrube gestoßen.
Doch, was mich noch viel mehr erschreckte war, dass Jan anscheinend nicht einmal hier anzutreffen war. Sie fährt zu ihm? Wieso, wo war er denn? In der Uni ja wohl kaum um diese Uhrzeit, oder? Zitternd musterte ich die Fremde. „Wo ist er?", stieß ich leise aus, fast wie in Trance. Ich musste zu ihm, musste ihn umarmen, seine Hand halten, ihn spüren, ob er mich nun hasste oder nicht. Ich brauchte ihn in meinem Leben und ich würde auch ihn davon überzeugen, dass er zu mir gehörte. Egal wie, egal welche Zeit oder Kraft es in Anspruch nehmen würde, ich würde ihn überzeugen, komme was wolle. Ich durfte ihn auf keinen Fall verlieren, unter keinen Umständen.
Doch, was diese Frau dann von sich gab, war so grausam und dermaßen furchteinflößend, dass ich nichts tun konnte, als dort zu stehen und sie anzustarren. Denn als sie mir verriet, wo sich mein kleinerFuchs zurzeit befand, verlor ich beinah den gesamten Boden unter meinen Füßen, so erschreckend war diese Nachricht, so schnell riss sie mich aus meinem Leben..
„Ach, Sie wissen es gar nicht? Jan ist doch seit gestern Nacht im Krankenhaus!"

Höllenkrieger- Legt die Waffen nieder!  || Boyslove! Yaoi!♡~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt