Laut dröhnten die Bässe durch den kleinen, zierlichen Wagen an jenem frühen Abend, auf jener unbefahrenen Landstraße. Immer mal wieder schrie einer der Radiomoderatoren zwischen die ehrlich gesagt immer gleich klingenden Lieder, deren Texte meine vorfreudigen Mitfahrer natürlich lautstark und aufs tiefster Seele mit grölten. Man könnte meinen, es gefiel mir nicht, hier zu sitzen, in diesem engen Pkw, meine Ohren schon ganz geschwollen von den schiefen Tönen meiner Begleiter, welche versuchten auch noch die Melodie der Musikstücke nachzuahmen. Doch alles in allem musste ich zugeben, dass es mich weniger störte als der ein oder andere nun vielleicht denken mag. Vielleicht lag es daran, dass es eben mein kleiner Fuchs und unsere Freundin waren, die sich hier prächtigst amüsierten. Vielleicht hatten sie mich aber auch mit ihrer scheinbar chronisch guten Laune angesteckt. Wer konnte das schon sagen? Fakt war, dass ich es sogar ein wenig genoss, meinen Arm auf dem schmalen Rahmen des geöffneten Fensters des Autos ablegen zu dürfen und mir den Fahrtwind ins Gesicht fegen zu spüren. Aus irgendeinem mir unbekannten Grund fühlte ich mich allein durch diese Nichtigkeit ein ganzes Stück befreiter als zuvor. Gut, zugegeben, ich genoss es vielleicht mehr als nur 'ein wenig'. Schmunzelnd blickte ich zum immer düster werdenden Abendhimmel hinauf und freute mich innerlich sehr darüber, dass unser heutiges Ziel in einem umliegenden Dorf unserer Stadt lag und ein Glück nicht direkt in der lauten, fast schon überfüllten Metropole.
„Hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass er dich hierzu überreden kann!", lachte Peggy mir entgegen, während sie die Lautstärke des Autoradios nach Vollendung ihrer kleinen Gesangseinlage wieder drosselte, sodass man sein eigenes Wort glücklicherweise wieder hörbar vernehmen konnte. Ich derweil zuckte nur mit meinen Schultern und wandte meinen Blick grinsend von ihr ab. Das musste als Antwort reichen und zu meiner Verwunderung tat es dies auch, denn unsere Fahrerin verstand sofort. Augenblicklich sah sie im Rückspiegel zu Jan hinter, wobei sie zwinkernd folgendes, natürlich an ihn gerichtet, von sich gab: „Du musste wohl sehr überzeugend gewesen sein!" Kurz errötete der Kleine, doch schnell lenkte er das Thema von sich ab. Er war allgemein sehr sehr aufgedreht und nichts schien ihm die Laune trüben zu können. Auch keine Verlegenheit, nein, er ließ sich nicht davon abbringen, die ganze Zeit über alles mögliche zu schwärmen. Wie ein Schulmädchen, wirklich! Er sprach von dem Strand, vom See, wie gern er doch auf Partys war und wie sehr er es im Krankenhaus vermisst hatte feiern gehen zu können. Er erzählte von den Sternen und dass es doch super war, als Uni so ein Fest zu schmeißen. Dass dies gut für die Harmonie, den Zusammenhalt und das Zugehörigkeitsgefühl wäre. Ohne Mist Leute, er erzählte nur Schwachsinn, hinzu kam, er gab viel zu viel, viel zu schnell, von sich. Man konnte ihm kaum folgen, doch was man eindeutig verstand war, wie sehr mein Freund sich auf diese Feier freute. Nun, jeder hatte so seine Hobbys, nicht wahr?
Dann jedoch verstummte der Rotschopf ruckartig und ich machte mir ja schon fast Sorgen, als kein aufgeregtes Gequietsche mehr von hinten erklang, dann jedoch schob sich ein Kopf von hinten zu Peggy und mir hervor. Jan quetschte sich in die Lücke zwischen Fahrer- und Beifahrersitz auf der Rückbank, seine Arme lehnten an den Rückenlehnen unserer Vordersitze. „Was tust du da?", wunderte sich Peggy und zog dabei belustigt die Augenbrauen hoch. „Ach, ich wollte mich nur mal erkundigen wie es so aussieht: Wird der Professor eigentlich auch dort sein?", sichtbar schadenfroh blinzelte Jan zu der Blondine am Steuer hinüber, deren Gesicht in jenem Moment rasend schnell an Farbe verlor bis es letztlich kreidebleich geworden war. Natürlich wusste sie sofort auf welchen Professor mein Kleiner da anspielt hatte. „Oh mein Gott! Du hast Recht. Daran, dass er da sein könnte, hab ich gar nicht gedacht.", murmelte die Studentin daraufhin mehr zu sich selbst als zu uns, was eine willkommene Erholung für meine Ohren darstellte. Versteht mich nicht falsch, ich liebte es meine Freunde so lautstark glücklich zu sehen, doch litt mein Hörorgan dennoch ein stückweit darunter.
„Wir müssen umkehren. Ich kann da nicht hin!", fiepte Peggy dann jedoch auf einmal los und ich wusste, das war es mit der Erholung auch schon wieder. Beinah panisch suchte sie nach einer geeigneten Stelle zum Wenden des Wagens, Jan allerdings passte das absolut nicht. „Auf gar keinen Fall!", legte er sofort Widerspruch ein und versuchte seine Freundin zu beruhigen. Tja, das hatte er sich ja mehr oder weniger selbst eingebrockt, nicht wahr? Obwohl unsere Medizinerin wohl sicherlich früher oder später auch von allein auf diese Erkenntnis gekommen wäre, spätestens wenn sie ihrem festen Freund gegenüber gestanden hätte. Dennoch, Jan konnte es absolut nicht fassen, wie heftig Peggy auf seine Provokation reagierte. „Man Peg, mach dir doch nicht solche Sorgen! Wir treffen ihn schon nicht!", meinte er und unser blondes Sensibelchen nickte nüchtern. Wohl hatte sie eingesehen, dass man Jan nicht davon abhalten konnte, seinen sturen, in einen Verband gehüllten, Kopf durch zu setzten. Wenn er etwas wirklich wollte, dann sollte man besser nicht versuchen ihn davon abzuhalten oder es gar wagen sich zwischen ihn und sein Ziel zu stellen. So gut kannte ich meinen Mitbewohner schon, um dies über ihn sagen zu können. Er jedoch war nun, wo es weiter Richtung Feier ging, wieder bester Laune und beuge sich näher zu mir, nur um mir grinsend ins Ohr zu flüstern: „Wir werden den sowas von treffen.", woraufhin ich zu grinsen begann. Dieser Idiot. Wie ein Kind, wirklich.
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Höllenkrieger- Legt die Waffen nieder! || Boyslove! Yaoi!♡~
Science FictionSeit Jahrzehnten regiert die höhst grausame Sekte "Blauer Kolibri" die Ländereien des Nordens. Die Mitglieder leben in Angst vor der zunehmenden Gewalt innerhalb der Organisation und vor allem die sogenannten "Höllenkinder" oder auch "Höllenkrieger"...