„Und dann hat der einfach das Heft nach mir geschmissen! So ein fieser Professor, oder nicht?!“, meckerte sie schmollend, fast wie ein kleines Kind, und blickte mit ihren großen Kulleraugen beleidigt zu mir hinauf, als wir bereits durch den langen Flur des Krankenhauses trotteten. Nur beiläufig begann ich zu Nicken, unterstützte ihre Aussage somit, hatte allerdings bereits nach der Hälfte ihrer Worte aufgehört zu folgen. Keine Ahnung was sie gerade über ihre Lehrkraft oder was weiß ich, erzählte. Ich hatte mit ganz anderen Dingen zu kämpfen, denn mein Herz wollte und wollte sich einfach nicht beruhigen! Wie verrückt geworden hämmerte es immer schneller gegen meine Brust und ich spürte das Zittern meiner Hände, die vor Nervosität schon ganz kalt waren. „Alles okay, du bist ziemlich rot im Gesicht.“, bemerkte meine Begleiterin da plötzlich und sprach mich auf diese Weise direkt an. Erschreckt zuckte ich zusammen, als sie mich sachte und ohne Kraft mit ihrem Ellenbogen boxte. Sie erwartete dadurch vermutlich meine Aufmerksamkeit gewinnen zu können, damit ich ihr auch ordentlich antworten würde. Nun, ersteres hatte sie vielleicht erreicht, doch sagen, was wirklich mit mir los war in jenem Moment, das konnte ich auf gar keinen Fall! Ich wusste es ja selbst kaum. Mir war zwar klar, dass es wegen Jan sein musste und den Gedanken, die sich in meinem Kopf über ihn breit gemacht hatten, doch wieso ich immer zu nur an solche Perversionen und an den Rotschopf denken musste, das war mir selbst völlig unerklärbar. Was also sollte ich bitte auf so eine Frage entgegnen?! Also winkte ich einfach ab, ließ die Frage weiterhin unkommentiert und tat mich daran, die Tür des Patientenzimmers meines Freundes zu öffnen.
„Jan!“, begrüßte seine Mitstudentin meinen Fuchs lautstark und breit übers ganze Gesicht grinsend, als wir den Raum betraten. Dieser war sichtlich überrascht, denn sein Schreck über dieses plötzliche Auftreten wurde durch sein starkes Zucken und daraufhin fast vom Krankenbett fallen, sehr deutlich gemacht. Erst als er Peggy erblickte, begann auch er mit Lachen und die beiden umarmten sich freundschaftlich, bevor meine Fahrerin sich einen Stuhl heran nahm und sich zu meinem Freund gesellte. „Kommst du?“, fragte sie etwas irritiert in meine Richtung, da ich noch immer völlig reglos an der Tür stand und nicht einen einzigen Schritt ins Zimmer gewagt hatte.
In diesem Moment erhob auch Jan seinen Blick, sah zu mir herüber und als seine Mundwinkel sich zu einem Lächeln in die Höhe zogen, da explodierte mein Herz augenblicklich, ohne Witz.
Und ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, als hätte sich ein Seil um meinen Hals gelegt, welches sich bei jedem weiteren Meter den ich ins Zimmer schritt, immer fester zusammen zog. Bis ich vor seinem Bett stand, er mit seinen dünnen, warmen Fingern über den Rücken meiner Hand fuhr, die noch immer ganz zittrig war. Oh verdammt, wie sehr ich mich doch nach seiner Nähe zerrte. Wie sehr ich seine Berührungen auf mir spüren wollte. Das war doch echt nicht mehr normal! Wieso musste ich so denken? Ruckartig nahm ich meine Hand von ihm, wich einen Schritt zurück, während er nur ziemlich verwirrt zu mir auf sah. Ich konnte es ihm nicht sagen. „Alles gut.“, erwiderte ich also und nahm auf der Kante des leeren Nachbarbettes Platz, wollte bloß nicht zu nah an meinem Freund sein, denn das würde es nur noch schwerer für mich machen.
Ich betrachtete also sein weiches Haar, seine schönen, grünen Augen, seine Lippen, beobachtete wie er mit Peggy sprach, so über ganz triviale Dinge. Er war wunderschön. Noch nie hatte ich derartige Schönheit zu Gesicht bekommen. Auch jetzt, wo er voller Wunden und Verbände war, blieb er für mich dennoch das perfekteste Wesen, was mir jemals begegnet war.
„Ey, spielen wir doch was!“, riss mich dann jedoch die Ansage des Mädchens der Runde, aus meinen tiefsinnigen Tagträumen und ich blinzelte überrascht auf. Was?! Wie alt waren wir denn bitte, dass wir hier etwas zusammen spielen mussten, um eine Gesprächsrunde aufrecht zu erhalten. Einen anderen Grund für ihren Vorschlag konnte ich mir, in diesem Moment, nämlich so absolut gar nicht vorstellen! „Wahrheit oder Pflicht!“, kreischte sie, woraufhin Jan augenblicklich begann mit dem Kopf zu schütteln. „Auf gar keinen Fall!“, erwiderte er und blickte verlegen zu mir herüber. Ich derweil hatte echt null Ahnung, wovon die beiden da sprachen. Wahrheit oder was? „Keine Panik, ich erklär es dir!“, nahm Peggy erneut das Wort an sich und führte mich daraufhin kurz in die wichtigsten Grundprinzipien dieses Gesellschaftsspieles ein. Dann erst versuchte sie mich davon zu überzeugen mitzumachen, da ich eigentlich keine wirkliche Lust darauf hatte. Jan schien dieses Zeug nicht zu mögen, weshalb also sollte ich mich gegen ihn stellen? Doch als selbst mein Fuchs zu guter Letzt zustimmte und sich den Worten seiner Bekannten unterwarf, gab auch ich nach.
Und so begannen wir mit der ersten Runde, die Jan leider Gottes auf sich nehmen musste. „Wahrheit.“, seufzte er leise und Peggy rieb sich freudestrahlend die Hände. „Ist doch sicher schwer hier den eigenen Trieben nachzugehen, oder?“, sollte ihre Frage sein, welche ich um ehrlich zu sein kaum verstand. Was war schwer? Stirnrunzelnd betrachtete ich meinen Kleinen, dessen Wangen sich auf einmal ganz rot färbten. Oh, war ihm Peggys Wissensdurst vielleicht unangenehm? Doch dann hieße das ja, sie musste etwas sehr Privates gefragt haben. Neugierig legte ich den Kopf auf die Seite. „Was heißt das?“, wollte ich jetzt aber auch wissen, da begann die kleine Frau, inmitten von uns, zu lachen. „Das heißt, ob er hier ordentlich kann! Du weißt schon was!“, zwinkerte sie mir prustend zu und hielt sich ihren Bauch vor Gelächter. Jan allerdings hatte seinen Blick schon lang abgewandt und murmelte fast kaum hörbar: „Genau darum mag ich dieses Spiel nicht.“ Hä? Was war denn jetzt das Problem? Es 'ordentlich kann' ist doch nicht so schlimm, oder? Doch Moment mal... Da fiel es mir auf einmal wie Schuppen von den Augen und auch mein Gesicht gewann zunehmend an Röte. Oh Mist, sie meinte doch nicht etwa? Sie erfragte doch nicht wirklich, ob er..?! Ne, oder?! Schwer schluckte ich. Worauf hatte ich mich hier nur eingelassen?! Doch plötzlich zog etwas ganz anderes, als diese bekloppte Frage, meine Aufmerksamkeit auf sich, denn ich bemerkte, dass es noch immer keine Antwort seitens meines Freundes gegeben hatte.
Oh Gott, bedeutete das, er praktizierte solche Perversionen? Ich fantasierte darüber und er setzte es in die Tat um? Hieß das, er rieb sich seinen eigenen...? Oh verdammt! Sofort nahm ich die Hand vor mein Gesicht, welches vor Hitze beinah glühte. Dieser Gedanke, wie er da saß und sich selbst berührte, Gott war das heiß! Ich spürte, wie sich eine leichte Beule auf meiner Hose abzeichnete. Noch nie war ich ohne Zutun eines anderen hart geworden und noch nie hatte ich es genossen diese Beule zu bekommen. Wieso auch? Darauf war meistens schlimmes gefolgt. Doch nun, nun konnte ich gar nicht anders. Es war so ein schönes Bild, wenn auch fiktiv, welches sich da in meinen Kopf fraß, dennoch war mir bewusst, dass keiner der hier Anwesenden etwas von meiner Träumerei mitbekommen durfte, weshalb ich mein Bestes tat, mich möglichst rasch wieder zu beruhigen und meine Erregung möglichst gut zu verbergen. Was mir, meines Erachtens nach, auch gelang.
„Ja es ist schwer hier. Wegen der Ärzte und Schwestern.“, flüsterte Jan und ich biss mir sachte auf die Unterlippe, hoffte niemand würde dieses Handeln, welches fast wie ein Reflex geschah, bemerken. Danach erst gingen wir zum nächsten über und Peggy war an der Reihe.
„Wahrheit!“, lächelte sie fast etwas selbstgerecht, als Jan sie auf ihren Professor ansprach. Den, der ja angeblich so ein 'fieser' Typ war. Echt spannend, was man durch dieses Spiel alles erfuhr, denn als Jan folgende Frage zu stellen, wurde die sonst so fröhliche Peggy ganz bleich im Gesicht: „Stimmt es eigentlich, dass du mit deinem Professor schläfst?“ Etwas schockiert betrachtete sie erst Jan, dann mich. Ich hingegen musste mir nur das Grinsen verkneifen. War das nun Jans Rache? Wie niedlich, doch hoffentlich hatte er mit dieser offensichtlichen Provokation nicht übertrieben, denn auf Streit hatte ich im Moment echt so gar keine Lust! Doch ich wurde ein Glück verschont, durch ein stilles, zögerndes Nicken seitens Peggy, welches diese Runde beendete. Krass, das hätte ich dieser kleinen, so unschuldig aussehenden Frau ja überhaupt nicht zugetraut! Sie und der Professor also? Oha, dann musste es zurzeit wohl ziemlich schlecht laufen zwischen den Beiden, wenn er sie innerhalb einer Vorlesung mit einem Heft bewarf. Sofort verschwand das Grinsen aus meinem Gesicht und meine Miene versteinerte sich wieder. Irgendwie konnte Peggy einem in diesem Punkt schon ein wenig leid tun.
„Ethan. Wahrheit oder Pflicht?“, startete sie dann jedoch nach wenigen Augenblicken es Schweigens eine neue Partie und hatte sich anscheinend wieder gefangen, bewahrte fortan ihre Fassung und über lächelte die augenscheinlich angespannte Stimmung sogar noch. „Pflicht!“, gab ich derzeit wie aus der Pistole geschossen zurück, denn um ehrlich zu sein hatte ich furchtbare Angst vor der Wahrheit. Was, wenn sie etwas über meine Vergangenheit fragten? Oder über ähnliches? Nein, das durfte ich auf keinen Fall riskieren und so entschied ich mich für Pflicht. So schlimm würde es ja sicherlich auch nicht werden!
„Du weißt ja, was ein Gelübde ist, oder? Das, was man seinem Ehepartner bei der Hochzeit schwört. Da erzählt man wieso man heiratet, dass man sich ja immer lieben wird und so einen Mist. Bekannt, oder?“, begann sie nun mit der Aufwärmung für meine Aufgabe. Kurz überlegte ich. Gelübde, ja das hatte ich schon einmal gehört, weshalb ich dementsprechend auch nickte um ihre Frage zu beantworten, woraufhin sie mir meine Pflicht nah brachte. Erst fuhr sie umher, ihr Blick glitt aufmerksam durchs Zimmer, bis er auf Jan zum Stehen kam und ihre Augen zu strahlen begannen. „Stellen wir uns mal ganz kurz vor Jan wäre dein Ehepartner. Wie würde dein Gelübde für ihn aussehen? Fang an, wir hören!“, verkündete sie und Jan fiel ihr augenblicklich ins Wort. „Auf gar keinen Fall! Überleg' dir was anderes!“, fauchte er sie geradezu an, mit seinen glühend roten Wangen, doch sie lachte nur und schüttelte trotzig den Kopf. „Schon okay.“, nahm ich das Wort dann an mich. Ich wusste nicht wieso, doch diese Aufgabe war nichts, was ich persönlich als negativ empfinden würde. Ich wollte sie ausführen, warum war doch unwichtig, oder? Und so begann ich mit meiner kleinen Ansprache. Ich richtete mich auf, saß nun kerzengerade auf dem Nachbarbett. Mit zitterndem Atem sah ich zu meinem süßen Fuchs herüber und spürte, wie alles um uns herum langsam abdunkelte, als verfließe es einfach so. Als wäre es einfach nicht mehr existent, nicht mehr wichtig. Dann erst sprach ich folgende Sätze, wobei ich einfach meinem Herzen lauschte. Ich dachte nicht weiter darüber nach, sah nur in diese tiefgrünen Augen und konnte gar nicht anders, als verzaubert von ihnen zu sein.
„Bei unserer ersten Begegnung, da dachte ich mir nur, was ist das bitte für ein Spinner?“, lächelte ich verlegen, während auch Jan zu grinsen begann. Er nahm eine Hand vors Gesicht, versteckte sich dahinter, so viel Pein verspürte er bei dieser Aussage. Ja, war schon eine witzige Sache damals. „Ich wollte einfach nur abhauen, doch nun bin ich so unendlich froh, nicht gegangen zu sein.“, fuhr ich fort und vernahm, wie sich das Grinsen meines Gegenübers legte, sein Blick sich in eine Welle aus Wärme verwandelte. Wie in Trance sah er zu mir herüber, lauschte jedem meiner Worte, als wären sie das einzig wichtige für ihn. „Seit ich dich kenne ist jeder Tag, den ich mit dir erleben darf, so wundervoll. Ich kann es kaum beschreiben. Zum ersten Mal hab ich das Gefühl wirklich zu leben und das ist alles dein Verdienst.“ Kurz musste ich schlucken, denn ganz trocken war mein Hals vor lauter Aufregung. Tief holte ich Luft, spürte wie etwas Feuchtes an meiner Wange hinab rann. Ach du Scheiße, ich heulte doch nicht etwa? „Entschuldige.“, warf ich kurz ein, brauchte einen Moment um mich wieder zu fangen und begann dann mit dem Wesentlichen: „Ich bin dir so dankbar für alles, was du für mich tust. Für jeden deiner Blicke, für jedes noch so kleine Lächeln. Du bedeutest mir wirklich sehr viel! Von allen Menschen, die ich bisher kennen lernen durfte, bist du der mit Abstand wichtigste für mich. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne dich tun würde. Und genau deshalb würde ich auch alles für dich machen. Ganz egal was, alles. Ich möchte dich beschützen und ich will, dass du immer fröhlich bist. Und es tut mir so verdammt leid, dich nicht vor diesen Schlägern beschützt zu haben.“ Ein leises Schluchzen entglitt mir und ich räusperte mich. Echt mal, ich musste mich zusammen reißen, war doch ein Mann und kein junges Schulmädchen! Kurz strich ich mir die Tränen aus dem Gesicht und beendete meine Ansprache mit folgendem, letzten Satz:
„Weißt du, mir ist mittlerweile klar geworden, dass es wohl recht viele nette Menschen gibt, aber das ist mir so scheiß egal! Denn ich brauche keinen anderen, ich brauch nur dich. Nur dich, Jan. Niemand anders. Und deshalb mach dir bitte keine Gedanken mehr wegen Ben oder sonst wem, denn es gibt nur einen, an den ich den ganzen lieben langen Tag denke und von dem ich nicht 'mal eine Sekunde den Blick abwenden kann und das... das bist du.“
Lächelnd schaute ich noch immer zu meinem Fuchs hinüber, welchem ebenso die Tränen flossen, wie auch mir. Und er konnte nichts sagen und nichts tun, so gerührt schien er, doch ich wusste, dass er glücklich war. Ich spürte es, denn in diesem Moment schlugen unser beider Herzen so laut, dass ich gar nicht mehr genau sagen konnte, welches davon nun meines und welches seines war.
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Höllenkrieger- Legt die Waffen nieder! || Boyslove! Yaoi!♡~
Science FictionSeit Jahrzehnten regiert die höhst grausame Sekte "Blauer Kolibri" die Ländereien des Nordens. Die Mitglieder leben in Angst vor der zunehmenden Gewalt innerhalb der Organisation und vor allem die sogenannten "Höllenkinder" oder auch "Höllenkrieger"...