Kapitel 1: 9 Wochen

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Montag, 22.12.

9 Wochen waren vergangen. 9 Wochen, wo Marlon und ich nicht mehr zusammen waren. 9 Wochen, in denen wir uns nicht mehr gesehen hatten. 9 Wochen, in denen ich viel Zeit hatte mir über alles Gedanken zu machen. 9 Wochen, in denen das Würmchen in mir weiter wuchs. 9 Wochen, in denen sich nicht viel in meinem Leben getan hatte.

Nachdem ich mich von Marlon getrennt hatte, hatte ich viel über uns nachgedacht. Vielleicht war es besser so, wie es gekommen war. Viele Nächte hatte ich geweint. Geweint, weil ich mit der Situation einfach so von ihm alleine gelassen wurde. Geweint, weil ich nicht wusste, wie ich meine Zukunft mit dem Würmchen meistern sollte. Geweint, weil ich dachte, dass ich wieder ganz alleine war, aber dem war zum Glück nicht so.

Die anderen aus der Gruppe waren für mich da, ganz besonders Milo und Ethan. Mit denen ich mich immer besser verstand. Milo war super. Immer wieder konnte ich auf ihn zählen. Er hatte mich beim zweiten Ultraschall begleitet und sich das Würmchen ganz genau angeschaut und konnte kaum noch die Augen vom Ultraschallbildschirm lassen. War in den ganzen 9 Wochen jeden Tag bei mir oder ich bei ihm. Die Freundschaft wurde stärker. Genauso wie bei Ethan, Onkel Ethan! Er war genauso wie Milo jeden Tag bei mir, auch wenn es nur für 5 Minuten war. Ärgerte mich, nervte mich und zankte mich, aber wir verstanden uns super. Ethan war beim dritten Ultraschalltermin mit dabei und drohte meinem Baby immer, dass es bloß ein Junge werden sollte.

Auch mit den anderen der Gruppe war alles gut, aber die Zwei waren halt die wichtigsten Personen für mich geworden. Meine Schwester hatte sich kein einziges Mal blicken lassen, seitdem ich wieder zu Hause wohnte. Dad war mindestens jedes zweite Wochenende da und tat so, als wenn ich krank wäre, was ziemlich nervte, aber auf der anderen Seite auch ziemlich süß war.

Der erste Tag an der Uni war seltsam. Ich war extra 20 Minuten früher mit dem Auto gefahren, damit ich erst gar nicht Marlon sehen musste. Ich konnte das einfach nicht. Ich blieb auch in den Pausen immer im Hintergrund und hatte es wirklich die ganzen Wochen geschafft ihn nicht zu sehen. Aber auch, da Milo und Ethan immer schön drauf geachtete hatten, dass wir uns nicht doch zufällig über den Weg laufen würden.

Nach der Uni ging ich, wie mit Milan vereinbart, dreimal die Woche in die Firma und machte irgendwelche Statistiken, Rechnungen, Unterlagen. Manchmal kam ich mir vor, wie das Mädchen für alles, aber es machte mir Spaß, wirklich, richtigen Spaß. Ich fühlte mich wohl dort. Die neuen Kollegen waren nett, auch als ich noch 4 Wochen mit dem Gipsarm arbeiten musste, hatten sie mir viel geholfen.

Aber ich war auch froh, als der Gips ab kam und ich endlich wieder beide Hände benutzen konnte und vor allem wieder vernünftig Duschen konnte. Mit einer Hand war das richtig Scheiße, aber da musste ich durch.

Das Würmchen in meinen Bauch wuchs immer mehr und es war zum Glück alles in Ordnung, was für mich das Wichtigste war.

Den Heißhunger auf Sofias Zaziki konnte ich nicht mehr ablegen. Er hatte es mir angetan. Jeden gottverdammten Tag brachte Sofia, Tessa, Neo, Marv oder Milo mir ein Gyrosbrot mit Zaziki. Die anderen sagten schon gar nichts mehr, als mein Bauch knurrte.

Auch wurde es mit der Übelkeit im Laufe der Zeit besser und ich übergab mich seit der fünften Woche nach Marlon nicht mehr. Das war mehr als erfreulich. Gerade, weil ich morgens dafür gar keine Zeit hatte.

Natürlich hatte ich auch jeden Tag etwas mit der Mini Maus verbracht, mal mehr mal weniger, aber meistens mehr. Tessa brachte sie mir jeden Tag vorbei und ich liebte die Maus. Sie war mein kleiner Schatz. Oft ging ich mit ihr spazieren und dachte nach. Aber wir lagen auch oft im Bett und ich beobachtete sie nur und lächelte sie an. Ich konnte mich einfach nicht von ihr trennen. Ich wollte es auch nicht. Die Maus war für mich wichtig. Sie war wie eine kleine Schwester für mich, für die ich alles machen würde, egal was. Ihre Augenfarbe hatte sich in den 9 Wochen kein bisschen verändert und ich hoffte, dass sie es niemals machen würden. Sicher erinnerten sie mich an Marlon, aber ich fand die Augenfarbe trotzdem schön.

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