Nicht einer, sondern zwei (Fortsetzung einer One Piece Fanfiction)

211. Ein vierjähriges Mädchen

Faluna zog ihren Netzärmel wieder lang, sodass das Narbenmuster nicht mehr auf den ersten Blick zu erkennen war. „Genau wie du", sprach die CP9-Agentin, „war ich auf Colorful Island, die ‚Insel der Farben'!"

Ich sagte nichts. In meinem Kopf ratterte es. Sie war auf dieser Insel gewesen; sie hatte einen Chip intus gehabt, der ihr wieder entfernt worden war, das zeigten die Narben; auch sie war ein Opfer Glamorias gewesen.

Und das Wichtigste von allen: Faluna war eine Nané. Oder zumindest gewesen.

Doch etwas passte hier nicht rein.

Warum hatte ich dieses eindeutige Gefühl? Selbst mein Nané-Instinkt sagte mir, dass etwas nicht stimmte. „Du hast", versuchte ich es mal, „als Nané Colorful Island betreten..."

Sie nickte.

„... und... und..." Da wusste ich nicht weiter. „Hast du Hilfe bekommen?!"

Erst lachte sie: „Hahihuheho!!" Es war laut und übertrieben (und irgendwie komisch). Dann blickte sie mir in die Augen und hatte wieder dieses überlegene Grinsen im Gesicht. „Oh nein, Schätzchen, mir hat niemand geholfen! Keiner kam, um mich zu retten oder Glamoria zu erledigen, nicht einmal die Bewohner der Insel, die mich zuvor noch gesehen hatten!! Tagelang war ich in diesem Käfig eingesperrt gewesen, zuvor aber noch wurde mir dieses... Höllenteil entfernt, was mich auf ewig verfolgen wird!!" Kurz hob sie den Arm an, um auf ihre sechs Narben hinzuweisen, ehe sie fortfuhr: „Tagelang durfte ich mir das sterbenslangweilige Geschwätz dieser Frau anhören, während ich spürte wie nach und nach meine Kräfte schwanden. Was hätte ich damals schon machen können?! Ein Mädchen von vier Jahren?!"

Allmählich dämmerte was bei mir. Glamoria und ihre ewigen Gesprächsversuche... Dabei hatte sie mir auch ihre ‚glorreiche' Karriere als offizielle Nané-Auslöscherin detailliert berichtet. Insgesamt waren ‚bloß' drei Nané ihr zu Opfer gekommen (die letzte war ich gewesen). Das zweite war eher nebenbei erwähnt worden, irgendein Mädchen, das damals achtzehn oder so gewesen war... Aber die erste Nané, die durch diese Maschine ihre Kräfte verloren hatte... war ein gerade mal vier Jahre junges Mädchen gewesen. Für Glamoria war es natürlich das reinste Paradies gewesen zu sehen, wie ihr Teufelsgerät funktionierte. Das kleine Mädchen hatte mir damals richtig leidgetan, denn ich hatte tatsächlich, wenn auch nur mit einem halben Ohr, zugehört. Schließlich hatte ich mich irgendwie ablenken müssen, damit ich den Schmerz einigermaßen ausblenden konnte.

Wenn ich jetzt so darüber nachdachte, dass dieses arme Mädchen jetzt vor mir stand und mich daran hindern wollte, unsere Freundin zu retten, hielt sich mein Mitleid doch sehr in Grenzen.

„Nein...", redete die Hellblonde weiter. „Mir erging es nicht wie dir, kleine Nané..." Ihr Blick veränderte sich, wurde schärfer. Ihr Grinsen war verschwunden. „Ich war ganz alleine!! Mein Schicksal schien besiegelt! Auf ewig gezeichnet verließ ich die Insel! War immer noch auf mich gestellt...!"

Trotzdem gab es immer noch eine entscheidende Sache, die mir mein Nané-Instinkt immer weiter einflüsterte. Deswegen hatte ich ständig dieses vertraute Gefühl in ihrer Nähe gehabt. „Warum", fiel ich ihr in den Redefluss, den ich schon gar nicht mehr mitverfolgt hatte, „hast du deine Kräfte wieder?"

Da war wieder dieses überlegene Lächeln.

„Warum bist du dann noch eine Nané?" Die Formulierung war wahrscheinlich klarer. Und das war keine Vermutung, das war Wissen. Faluna war auf dieser Insel gewesen und sie hatte ihre Kräfte verloren... doch wusste ich, dass sie trotz all dem eine Nané war.

Sie öffnete den Mund: „Mit zarten vier Jahren und auf sich alleine gestellt, hatte ich so Einiges erlebt. Irgendwann bin ich gefunden worden, von einem Regierungsbeamten. Mein Potenzial wurde erkannt und man steckte mich in die Ausbildung für die nächste Generation der Cipherpol. Ich..."