Chapter 1

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Ich lag, die Arme und Beine von mir gestreckt, in der Mitte meines frisch gelüftetet Zimmers in unserer kleinen Wohnung, die Teil eines öden Mehrfamilienhauses war. Leises Dudeln von orientalischer Musik drang aus dem Zimmer meiner Mutter zu mir herüber. Sie war anscheinend wieder dabei, sich irgendwelchen Yoga- Verrenkungen zu widmen. Ich musste schmunzeln. Diese Frau würde ich nie verstehen. Das angeregte Zwitschern der Vögel, die sich auf unserem schäbigen Hinterhof um eine arme Made stritten, wurde jeh unterbrochen, als mein Handy auf dem Schreibtisch anfing den Song ,,This is'nt Love" in voller Lautstärke zu spielen. Die Vögel stoben auseinander, und flogen in alle Richtungen davon. Mittlerweile konnte ich dieses Lied echt nicht mehr hören. Ächzend und schwerfällig richtete ich mich von meinem Teppich auf, klopfte mir die Flusen von den Hosen, und begab mich zum Schreibtisch. Mit einem ,,Ja, Hallooo?" nahm ich den Anruf an. Innerlich gab ich mir einen Facepalm. Dümmer gings' echt nicht, oder? ,,Manuuu! Mann, ich dachte schon, du wärst auf dem Weg zum Handy gestorben, so lange, wie du gebraucht hast!" empfing mich Jana überschwänglich. Etwas überrumpelt vom Redeschwall meiner langjährig besten Freundin, schnaufte ich einmal kurz, und ergriff dann das Wort. ,,Ja, ich freue mich auch, dich zu hören." erwiderte ich sarkastisch. Meine Worte gingen aber in einem ,,Ich komme, Papaa!" von Jana unter. ,,Sorry, es gibt gleich Mittagessen, aber danach kannst du vorbei kommen. Kommst du? Bitte Bittteeee?" Ich musste unwillkürlich grinsen. ,,Wenn du endlich anfängst, dich wie eine 16- Jährige zu benehmen..." erwiderte ich lächelnd. ,,Man Jana, jetzt komm mal. Ich will nicht ewig auf Miss Princess Extrawurst warten! Ich habe Hunger, verdammt noch mal!" drang die dumpfe Stimme ihres großen Bruders durch den Hörer. Ziemlich unsympathisch. In den vielen Jahren, in denen ich mit Jana befreundet war, hatte ich ihren Bruder nicht oft gesehen. Und wenn, hatte er mich ignoriert. Wir hatten deshalb auch bestimmt nicht mehr, als 10 Sätze miteinander gewechselt. Er hatte eine kalte Ausstrahlung, und war trotzdem ziemlich beliebt an der Schule. Vor allen Dingen bei den Frauen der Schöpfung. Der typische BadBoy- Macho halt. Wie hieß er noch mal? Baddl oder so? ,,Boah ja, Taddl! Ich komm' ja schon!" brüllte Jana jetzt so laut, dass ich dachte, meine Trommelfelle würden jeden Moment platzen, oder anfangen, zu bluten. Doch bevor ich mich bei Jana beschweren konnte, hatte sie schon mit einem hastigen: ,,Bis denne also!" aufgelegt. Nachdenklich schob ich mir eine vorwitzige Strähne meiner braunen Haare hinter mein rechtes Ohr. Taddl. Was für ein dummer Name...
,,Manuel? Hattest du mir nicht versprochen, die Waschmaschine anzuwerfen?" Shit. Da war ja noch etwas. Und dieser ganze Stress, zwei Tage bevor die Schule wieder los ging. Ich hätte kotzen können. ,,Oh Man, habe ich ganz verpennt! Mache ich noch, bevor ich los gehe!" rief ich, um meine Mutter zu besänftigen. ,,Wohin, wenn man fragen darf?"
,,Zu Jana."
,,Vergess' nicht, dir dein Gesicht ein zu cremen. Du weißt, dass die Sonne sehr aggressiv werden kann! Und nehm' dir etwas aus der Obstschale. Sonst fällst du mir noch von den Knochen, Kind."
,,Ja Mama! Ich bin keine fünf mehr!" Genervt verleierte ich meine Augen, stand vom Schreibtischstuhl auf, auf welchen ich mich bei unserem Telefongespräch hatte fallen lassen, und schlürfte unmotiviert durch mein Zimmer auf die Tür zu. Als ich die Zimmertür öffnete, schlug mir sofort der intensive Geruch von Vanille und Lavendel entgegen. Mama hatte wohl wieder mit ihren heiß geliebten Duftkerzen rum' gekokelt. Kurz rümpfte ich die Nase. Mit einem frischen Tshirt auf dem Arm ging ich in unser kleines Bad, zog mich um, und stopfte unsere Schmutzwäsche in die Maschine. Dann nahm ich einen blumenbestickten Haargummi meiner Mutter (ich fand im Moment keinen Anderen), und wurschtelte meine Haare in einen unordentlichen Zopf. Ich seufzte. Mama hatte erst neulich darauf bestanden meine Haare ein Stück zu kürzen, sodass sie mir jetzt nur noch bis zum Kinn gingen. ,,Schaut männlicher aus." hatte sie gemeint. Abermals schwer seufzend rieb ich mir einen Klecks Creme ins Gesicht, und musterte mich kurz im Spiegel. Große sattgrüne mandelförmige Augen, welche von dunklen und dichten Wimpern betont wurden starrten mir emotionslos entgegen. Ich senkte meinen Blick, und ging dann in die Küche. Mit einem Blick aus dem Fenster musste ich genervt feststellen, dass es gar nicht nötig gewesen war mich ein zu cremen, da es jetzt draußen angefangen hatte, in Strömen zu gießen. Während ich Schlüssel, Handy, und Portmonee zusammensuchte, griff ich mir eine überreife Banane aus der Obstschale. Dann stellte ich fest, dass meine Regenjacke noch in der Wäsche steckte, da ich sie neulich erst mit Schokoeis bekleckern musste. Zum zweiten Mal an diesem Tag, verdrehte ich die Augen. Ich musste mich wohl oder übel mit einer Strickjacke zufrieden geben. ,,Tschüss Mama!" brüllte ich laut ins' Innere der Wohnung, um ihre "Entspannungsmusik" zu übertönen.

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Das war also der erste Teil meiner Ff!
Ihr könnt ja gerne einen Kommentar da lassen. Wie gesagt: Kritik ist erwünscht. Ich werde übrigens die ganze Story aus Manuels Sicht schreiben, falls es jemanden interessieren sollte. Mal schauen, wann der nächste Teil kommt. Schönes Wochenende! :)
Tabby

Blumenprinzessin ~ GLPaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt