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Irgendein Geräusch hatte ihn geweckt. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er in die Dunkelheit. Das Fenster stand offen. Draußen rauschten die Kronen der alten Kastanien, frische Luft wehte ins Zimmer und brachte ihm den Duft von Walderde und Baumharz. Wie spät war es? Wo war Melinda? Was war mit seinem Kopf? Er hatte geträumt. Wildes Zeug, das er fast schon wieder vergessen hatte. Ein alter Mann in speckiger Lederhose, an den Füßen klumpige Wanderstiefel. Er ihm etwas zu sagen versucht, doch Arndt hatte seine Sprache nicht verstanden.

Doch da waren noch andere Bilder. Verschwommen, undeutlich, bruchstückhaft. Sie riefen nach ihm, sie baten ihn, sie festzuhalten, sie nicht zu vergessen. Es sei wichtig, so unendlich wichtig.

Arndt griff nach seinem Skizzenbuch und dem Stift, und ohne die Nachttischlampe einzuschalten, begann er zu zeichnen, anfangs zögerlich, dann zunehmend kraftvoller. Seite um Seite füllte er mit den rätselhaftesten Formen, Gesichtern und Kreaturen. Dann, nach etwa einer Stunde ließ er das Buch auf die Bettdecke sinken, sackte zur Seite und fiel zurück in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Pilzgericht (Krimi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt