Im Flur standen Petersen und Steffens und fummelten am Kopierer herum. Petersen trank Kaffee und klappte dabei immer wieder die Abdeckung des Gerätes hoch und wieder runter, hoch und wieder runter. Melinda erinnerte das an die kraushaarige Annika aus der Reha-Klinik. Annika hatte einen Flugzeugabsturz überlebt und sprang während des Essens manchmal auf, um mit lautem Brummen und flügelschlagenden Armen durch den Speisesaal zu laufen. Hoch und runter. Hoch und wieder runter. Meist beruhigte sie sich von selbst, manchmal mussten sie die Pfleger einfangen.
Steffens hatte eines der Papierfächer herausgezogen und versuchte, ein verklemmtes Papier zu befreien. Es gelang ihm nicht, das sah man deutlich, sein Gesicht war puterrot. Melinda fürchtete um das Leben der Topfpflanze, die neben dem Kopierer stand. Petersen machte keine Anstalten, seinem Kollegen zu helfen. Er schlürfte seinen Kaffee und grinste Melinda blöd an. Dabei stand er so raumfüllend im Flur, dass sie und Bullerjahn kaum an ihm vorbeikamen, ohne ihn anzurempeln.
„Na Kollegin, du fotografierst leere Straßen und lässt sie von Lilli als Beweismaterial entwickeln! Das nenne ich mal Vergeudung von Steuergeldern!"
Melinda präsentierte ihm ihren schönsten Finger und drückte Petersen zur Seite. Vor lauter Überraschung verschüttete er seinen Kaffee. Im Weitergehen hörte sie Steffens Aufschrei. Sie konnte sich denken, wo der Kaffee gelandet war. Woher wusste Petersen von den Fotos?
Im Gehen näherte Bullerjahn sich ihrem Ohr.
„Die zwei schlagen sich mit einer Einbruchserie herum! Jede Woche ein neuer Einbruch und nie wird was gestohlen. Eine harte Nuss. Die drehen vollkommen am Rad!"
Melinda grinste. Sie warfen einen Blick in Beas Büro. Bea saß an ihrem Schreibtisch, auf der Nase eine Lesebrille, der Computer vor ihr surrte. Heute trug sie ein violettes Kleid mit großen Tulpenmustern. Bullerjahn sah sie verliebt an. Auf ihrem Tisch stand ein bunter Blumenstrauß. Das ist heute schon der zweite, dachte Melinda. Blumen machen glücklich. So allmählich tut sich hier was in Sachen Grünzeug!
„Schon was von deinem Mann gehört?"
Bullerjahn lehnte sich auf den Tresen und spielte mit einem Kugelschreiber. Bea drehte sich in ihrem Stuhl, stieß sich vom Boden ab und kam zu ihnen gerollt.
„Nichts. Und von mir aus kann das auch so bleiben!"
„Sollen wir uns kümmern?"
Bea winkte ab.
„Lasst mal. Der taucht schon wieder auf!"
„Arndt liest eins deiner Bücher!"
Jetzt stand Bea auf und lehnte sich ihrerseits auf den Tresen. Dabei kam sie ganz nah an sie heran, die Augen neugierig aufgerissen. Bea roch nach Pfefferminzbonbons.
„Welches denn? Lass mich raten! Für immer dein?"
„Falsch!"
„Das Liebesnest?"
„Auch nicht!"
„Dann den Krimi. War ja klar. Mein schlechtestes Buch!"
Melinda schüttelte den Kopf.
„Ich glaube Arndt gefällt es. Er liest eine Menge Krimis. Er weiß was gut ist!"
Eine größere Freude hätte Melinda ihr nicht bereiten können. Täuschte sie sich, oder öffneten sich die Tulpenblüten auf Beas Kleid tatsächlich ein Stückchen weiter? Bea griff unter den Tresen und holte ein Glas mit Himbeerbonbons hervor.
„Das muss gefeiert werden! Hier, nehmt euch so viel ihr wollt!"
Sie verabredeten sich zum Mittagessen. Bullerjahn drückte Beas Hand und warf ihr einen unmissverständlichen Blick zu, den sie mit klimpernden Wimpern erwiderte.
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Pilzgericht (Krimi)
Mystery / ThrillerDer zweite Fall für Holler & Sieben. Eine Tote im Pilzkorb, ein verliebter Förster, ein mysteriöses Phantom, ein Wald voller Geheimnisse und eine Vergangenheit, die einfach nicht ruhen will. Für Holler und Sieben kann es nur heißen: Zähne zusammen...