9. Kapitel

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„Michael Williams?" Kate lächelte den zehnjährigen Jungen an, als Henry und Amber ihn in seinem Bett aus dem Fahrstuhl schoben. Der Junge reckte fröhlich seinen Arm in die Höhe.

„Yep, der bin ich. Aber Sie dürfe mich Mikey nennen. Und wer sind Sie?"

„Dr. O'Ryan", antwortete Henry für sie und Kate musste lächeln. Henry liebte es, sie mit ihrem neuen Nachnamen anzureden, mit seinem Nachnamen, das hatte er ihr gestanden.

„Du hast dir das Bein gebrochen?", fragte Kate, an den Jungen gewandt. Amber und Henry hatten in der Notaufnahme die Erstversorgung des Jungen übernommen und Kate bereits das Krankenblatt geschickt, bevor sie ihn zu ihr auf die Kinderstation gebracht hatten.

Mikey nickte. „Ja, ziemlich dumm, wir haben in Sport Fußball gespielt und einer der anderen Jungen hat mich gefoult. Aber wir haben dadurch einen Elfmeter bekommen", erklärte er stolz.

„Okay." Kate lachte und wuschelte ihm durch die Haare. „Amber, bring Mikey doch bitte in Zimmer 16, ja? Ich komme gleich nach."

Die junge Studentin nickte und kämpfte sichtlich mit dem großen, sperrigen Bett, bis sie es in den Gang lenkte, der rechts vom Foyer der Kinderstation abzweigte und auf den Kate gezeigt hatte.

Sie hatte Mühe, das Bett gerade zu schieben, was Kate ein Lächeln entlockte. „Willst du ihr nicht helfen?"

Henry grinste sie an. „Eigentlich nicht." Er legte seine Arme um sie und küsste sie auf die Nasenspitze.

„Warum bist du mit hoch gekommen, Henry? Ich bin mir sicher, Amber hätte das alleine geschafft." Kate konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

Eigentlich wusste sie die Antwort, aber sie genoss es, so etwas aus Henrys Mund zu hören. Es gab ihr jedes Mal die Gewissheit, dass sie nicht träumte, dass dieses Leben Realität war.

„Denkst du, ich lasse mir die Möglichkeit entgehen, dich zu sehen?"

Kate wurde bei seinen Worten ganz warm und es hätte sie nicht gewundert, wenn sie rot geworden wäre. „Ich liebe dich."

„Ich dich auch, Dr. O'Ryan", neckte er sie.

Kate lächelte glücklich. „Wie war eigentlich dein Gespräch, wegen deines Patienten von gestern?", fiel ihr plötzlich ein.

Henry lächelte. „Gut. Kein Grund zur Sorge, er hat alles geschluckt und wir werden ihn nie wieder sehen."

„Henry?" Sie hatte das Gefühl, dass er ihr etwas verschwieg, doch er verschloss ihre Lippen mit einem sanften Kuss.

„Das Krankenblatt ist bei Amber, ich hab noch nicht unterschrieben."

„Okay."

„Ach, und wegen Mikey solltest du mal mit seinen Eltern reden. Er hat mir zu viele Blutergüsse und schlechte verheilte Frakturen, selbst für einen Jungen in seinem Alter. Amber hat bei ihm Zuhause bereits angerufen, aber noch niemanden erreicht, also solltest du es noch einmal auf der Arbeit seines Vaters oder seiner Mutter probieren."

„Was meinst du, woher seine Verletzungen kommen?" Kate zog nachdenklich die Nase kraus.

Henry blickte sie ernst an, griff nach ihrer Hand und zog sie in Richtung des Zimmers, in das Amber Mikey gebracht hatte. „Es sieht aus, als wäre Mikey verprügelt worden, Kate. Möglicherweise hat er Probleme in der Schule... oder Zuhause."

Kate fröstelte. „Ich werde erst einmal Mikey fragen, vielleicht erzählt er ja von sich aus etwas."

Henry nickte. „Sei vorsichtig, ja, Katy? Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Frag sonst einen deiner Kollegen, ob sie das Gespräch mit Mr und Mrs Williams übernehmen oder zumindest dabei sein können."

Whatever It TakesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt