28. Kapitel

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„Was war das denn gestern, Doc? Ich hätte von Ihren Cowboys echt etwas mehr erwartet."

Spielerisch zog Kate Mikey seine Wollmütze ins Gesicht, die er seit einigen Tagen immer trug, um zu verbergen, dass die Chemotherapie ihm bereits fast alle Haare geraubt hatte.

„Ich will ja nichts sagen, Doc, aber mit dem Super Bowl wird das so nichts werden."

Grinsend blickte Mikey zu ihr auf und schob seine Mütze wieder aus dem Gesicht.

Der kleine Junge war erstaunlich gut gelaunt, obwohl er wusste, wohin Kate ihn in seinem Rollstuhl schob. Zur Chemotherapie.

Auf die Onkologie, die Krebsstation des Krankenhauses, die minderjährige Patienten grundsätzlich nicht stationär aufnahm, was der Grund war, weshalb Mikey sein Zimmer noch immer auf der Kinderstation hatte.

Sein Bein war wenigstens so weit geheilt, dass er sich mit Krücken bereits wieder relativ normal bewegen konnte.

Trotzdem ließ er sich nur allzu gerne von Kate im Rollstuhl schieben. Auch die Zahl seiner Krebszellen ging beständig zurück, sodass Kate immer zuversichtlicher wurde, was Mikeys Genesung anging.

„Achtung, Doc, Gegenverkehr." Mikey stieß von vorne ihren Arm an.

Kate blickte auf und sah Ryder auf sie zu kommen, der die kleine Jenny Davis im Rollstuhl vor sich her schob.

Mikey winkte gut gelaunt. „Hi, Ryder."

„Hallo, Mikey." Ryder hob kurz die Hand.

Jenny, deren Gesicht eine erschreckend blasse Hautfarbe angenommen hatte, schenkte Kate ein kurzes, hoffnungsvolles Lächeln, aber diese sah mit einem Blick, wie schlecht es dem Mädchen ging, das gerade von der Dialyse kam.

Sie brauchte dringend jemanden, der ihr eine Niere spendete, oder Jenny würde ihren elften Geburtstag nicht mehr erleben.

„Was hat sie?" Mikey wandte sich in seinem Rollstuhl um, damit er Jenny und Ryder hinter her blicken konnte.

„Ihre Nieren funktionieren nicht mehr."

„Was machen die Nieren?"

„Sie entgiften den Körper", erklärte Kate. „Wenn etwas, was nicht gut für dich ist, in deinen Körper gelangt, sorgen die Nieren dafür, dass es ganz schnell wieder rauskommt und dir nicht schaden kann."

„Oh." Mikey blickte sie an. Seine gerunzelte Stirn zeigte, dass er konzentriert nachdachte. „Das heißt, sie wird vergiftet, ohne dass sie etwas dagegen tun kann?"

„So ungefähr." Kate nickte. Sie blieb am Fahrstuhl stehen und ließ wie immer Mikey den Knopf drücken.

„Wird sie sterben?" Der Junge blickte sie mit großen Augen an.

„Vielleicht. Normalerweise würde es reichen, wenn jemand Jenny eine seiner beiden Nieren spenden würde, dann könnten beide mit nur einer Niere weiterleben."

„Wenn niemand für sie spenden will, kann ich das dann nicht machen?"

Kate lächelte über den Eifer des Jungen, sich für ein ihm unbekanntes Mädchen einzusetzen.

Sie schob ihn in den Fahrstuhl und er wählte das zweite Stockwerk aus, in dem sich die Onkologie befand.

„Das geht leider nicht, Mikey."

„Weil ich krank bin?" In seiner Stimme schwangen Resignation und Frust mit.

„Das auch", antwortete Kate ehrlich. „Aber auch, weil Jenny eine ganz besondere Art Blut hat. Deswegen kommen nur ganz wenige Menschen auf der Welt überhaupt als Spender in Frage."

Whatever It TakesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt