42. Kapitel

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Prüfend warf Kate einen Blick auf Henry, der neben ihr im Auto saß und schwieg, seit sie auf die Landstraße abgebogen waren, die nach Brendshire führte.

Sie bemerkte seine angespannten Schultern und wusste, dass der Unfall sich hier in der Nähe ereignet haben musste.

„Fahr langsamer", bat er sie da auch schon.

„Ich fahre völlig im Tempolimit, Henry."

„Trotzdem." Er atmete laut aus. „Bitte."

Kate nickte und tat, worum er sie gebeten hatte. Sie folgte dem Straßenverlauf und bog um eine Kurve.

Ihr Blick fiel auf den Straßengraben und in dem Moment, als sie rotes Metall zwischen einigen Gräsern schimmern sah, waren sie auch schon daran vorbeigefahren.

War das von Henrys Unfall übriggeblieben? Die Farbe sprach auf jeden Fall dafür. Warum war es nicht weggeräumt worden?

„War das von unserem Auto?", fragte sie leise.

Henrys Nicken nahm sie aus dem Augenwinkel wahr.

Wie es wohl für ihn war, diese Strecke zum ersten Mal seit knapp zwei Monaten wieder entlangzufahren? Seit seinem Unfall war er nicht mehr in Brendshire gewesen.

„Danke, dass du mitkommst", sagte sie leise, ohne den Blick, von der Straße zu nehmen. Sie wusste, dass ihn das nervös machte und auf dieser Strecke vermutlich erst recht.

„Klar." Seine Stimme klang noch immer etwas angespannt. „Ich kann Brendshire nicht ewig meiden", fügte er mit einem freudlosen Lachen hinzu. „Immerhin lebt dort mein Vater."

Sie wagte es nicht, weiter auf dieses Thema einzugehen, sondern versuchte, ihn ein wenig abzulenken. „Glaubst du, Samuel kommt auch zu Charlottes Babyparty?"

Henry zuckte die Schultern. „Ja, ich denke schon, dass er die Zeit finden wird zumindest vorbeizuschauen, auch wenn er Menschenansammlungen nicht mag."

„Es wird wahrscheinlich wirklich ein großes Ding", nickte Kate zustimmend.

„Ich verstehe immer noch nicht, warum man sowas vor der Geburt des Babys macht." Henrys Stimme nahm wieder etwas mehr Farbe an und war nicht mehr ganz so abwesend und emotionslos, wie als sie losgefahren waren, was Kate erleichtert feststellte.

„Man freut sich eben auf das Baby und will das mit allen seinen Freunden teilen", erklärte Kate. „Außerdem ist nur die Familie anwesend. Und vielleicht ein paar Freunde. Aber wir sind eben eine große Familie."

„Und wir werden immer größer."

Kate nickte. „Ich bin schon so gespannt, ob es ein Mädchen oder Junge wird."

Henry zuckte gleichgültig mit den Achseln. „Ich verstehe wirklich nicht, warum man da so ein großes Ding draus machen muss und das nicht einfach sagen kann."

„Per Telefon?" Sie konnte einen skeptischen Tonfall nicht verhindern.

„Zum Beispiel." Er wandte den Kopf ab, um zu zeigen, dass er an keiner weiteren Konversation interessiert war.

Hatte sie es mit dieser einen Aussage wirklich schon wieder geschafft, ihn wütend zu machen? Was machte sie bloß falsch in letzter Zeit?

Die nächste halbe Stunde verbrachten sie schweigend. Irgendwann hatte Kate genug davon und legte eine CD ins Autoradio ein.

Endlich fuhren sie auf das Grundstück der Familie McLucas. Es parkten schon viele Autos auf der großen Wiese vor dem Haus, obwohl Kate und Henry keineswegs zu spät kamen.

Whatever It TakesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt