77. Kapitel

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„Was ist los, Bruder?" Ryan ließ sich gegenüber von ihm auf einen Stuhl fallen und nahm wie selbstverständlich einen Schluck aus der Tasse Kaffee, die Josh ihm bereits bestellt hatte.

„Wir müssen reden, Ryan." Definitiv musste sie das. Auch über vieles andere, als über das, weswegen er hier war.

„Was haben wir denn schon zu reden?" Spöttisch grinsend lehnte sein Bruder sich mit verschränkten Armen zurück.

„Oh, da gibt es einiges." Es gefiel ihm gar nicht, was Mark und er in den letzten Tagen herausgefunden hatten. Überhaupt nicht.

Sein Partner, der vor dem Café wartete, schenkte ihm ein aufmunterndes Nicken. „Zum Beispiel könnten wir über meinen neuesten Fall reden", wandte Josh sich wieder seinem Bruder zu.

„Ach, ich dachte sowas darfst du nicht?" Natürlich versuchte Ryan mal wieder, ihn zu provozieren, aber Josh zwang sich, nicht darauf einzugehen.

„Keine Sorge, diesmal mache ich eine Ausnahme, denn es geht um etwas ganz Besonderes." Diese Ironie sah ihm gar nicht ähnlich. Er verbrachte eindeutig zu viel Zeit mit Mark. „Weißt du, Ryan, es gibt da dieses Drogenkartell in der Gegend um Whitingham. Sind ganz schön miese Burschen, lassen sogar Minderjährige für sie Drogen verticken und haben ihr Geschäft in der letzten Zeit noch etwas... expandiert."

„Ach ja?", fragte Ryan gelangweilt.

„Ja." Josh nickte. „Zum Beispiel Schutzgelderpressung."

„Ja und?"

„Nun, Ryan, weißt du, was witzig ist?"

„Was denn?" Ryan wirkte noch immer gelangweilt, aber Josh wusste, dass sein Bruder nur seine Nervosität hinter dieser Fassade versteckte. Ein Spiel, dass er beinahe perfekt beherrschte, aber Josh kannte ihn zu gut.

„In Verbindung mit ebendieser Schutzgelderpressung ist dein Name aufgetaucht, Ryan Tucker." Seine Stimme klang scharf und endlich hob Ryan ruckartig den Kopf und blickte ihn an.

„Wer hat das gesagt?"

Dass er nicht zuerst versuchte, sich zu rechtfertigen oder zu lügen, war für Josh bereits Geständnis genug. „Das muss dich nicht interessieren."

„Also bist du gekommen, um mich zu verhaften?" Ryan spöttisches Grinsen zeigte, dass er das für nicht sehr wahrscheinlich hielt.

Allein deswegen hätte Josh ihm gerne Handschellen angelegt. „Nein", antwortete er trotzdem. „Zumindest noch nicht. Ich will dir die Möglichkeit geben, den Schaden zu begrenzen und da raus zu kommen, bevor es zu spät ist."

„Zu spät wofür?"

„Für dich, für deine Zukunft, für unsere Familie. Für so vieles, Ryan."

Ryan lachte auf. „Dafür ist es schon lange zu spät, Josh, glaub mir." Er stand auf. „Also, darf ich dann gehen?"

„Ja", sagte Josh ruhig, obwohl er sich eine andere Antwort gewünscht hätte. Aber wahrscheinlich war das sowieso nicht gewesen, dazu kannte er Ryan trotz allem zu gut. „Nachdem du mir den Namen deines Bosses gesagt hast."

„Pff", machte Ryan abschätzig. „Vergiss es! Kennst du mich so wenig, dass du versuchst, mich gegen meine Freunde auszuspielen?"

„Vielleicht kenne ich dich auch so gut, dass ich weiß, dass es funktioniert", konterte Josh.

„Mhm, klar. Du willst mich gut kennen? Du hast doch keine Ahnung, wer ich geworden bin!", schleuderte Ryan ihm entgegen.

„Du bist immer noch mein Bruder, Ryan! Ich kenne dich seit du ein Baby warst, vergiss das nicht! Du denkst wie ich, auch wenn du noch so sehr versuchst, dich zu verändern. Aber du kannst nicht verleugnen, dass wir Brüder sind!"

Whatever It TakesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt