61. Kapitel

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„Das Gleiche wie immer, Candy." Henry legte einige Geldscheine auf die Theke, sofern man den Holztisch in der Mitte der „Apotheke" so nennen konnte.
Es tat ihm weh, das Geld verschwinden zu sehen. Heute griff er zum ersten Mal auf sein Erspartes zurück.

Den Rest hatte er immer von seinem eigenen Konto bezahlen können, auf das auch sein Gehalt immer überwiesen wurde, aber das wurde langsam knapp und er wollte nicht, dass Kate davon erfuhr.

Candy nickte und reichte ihm eine kleine Einkaufstüte mit den Medikamenten, wie sie sie für ihn mittlerweile immer vorbereitete.

Es waren auch immer kleine Pröbchen anderer Medikamente darin - sofern man sie als solche bezeichnen konnte -, aber Henry hatte noch nie etwas davon probiert. Er nahm nur das, wovon er wusste, was es war.

„Schöne Woche", murmelte Candy, zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch aus.

Sie sah wirklich von Woche zu Woche ungepflegter, kränker aus. Ihre Gegenwart machte ihm bewusst, wie sehr er abgerutscht war.

Aber hinunter zu kommen war immer leichter, als wieder nach oben zu klettern.

„Danke." Henry tippte sich zum Gruß an die Stirn, ehe er das Geschäft verließ.

Davor lehnte ein Mann an der Hauswand, den Schuh dagegen gestemmt. Henry dachte sich nichts weiter dabei und wollte einfach weiter laufen, als er angeredet wurde.

„Hey!"

Er wandte sich um.

Der Fremde stieß sich von der Wand ab, kam zu ihm und reichte ihm die Hand. „Ash", stellte er sich vor.

Henry ergriff zögernd seine Hand und schüttelte sie knapp. „Hi, Ash."

Ein Grinsen zuckte über das Gesicht des jungen Mannes. Er musste um die zwanzig Jahre alt sein, und damit etwas jünger als Henry selbst, hatte aschblonde Haare und ein verschmitztes Lächeln, das ihm etwas Jungendlich-Attraktives verlieh. „Und du bist?", soufflierte er.

„Henry", antwortete Henry unwillig. „Wieso?"

„Henry", wiederholte Ash und nickte. „Bist du oft bei Candy?"

Es störte Henry, dass der Fremde nicht auf seine eigene Frage einging, aber er antwortete trotzdem. Er wollte keinen Stress mit jemandem aus dieser Gegend bekommen, das konnte nicht gut enden. Schon gar nicht, wenn man nicht aus diesem Viertel stammte. Dann machte man am besten, dass man Land gewann und genau das hatte Henry bei jedem seiner Besuche hier getan und es auch jetzt vor.

„Ab und zu, ja", antwortete er auf Ashs Frage.

Der junge Mann nickte. „Das heißt du hast ein Problem mit Drogen. Was ist es?"

Henry spannte den Kiefer an. „Ich glaube nicht, dass es dich etwas angeht, was ich bei Candy kaufe."

„Ach, Henry." Ein spöttisches Lächeln zuckte über Ashs Gesicht. „Du musst noch viel lernen." Auf Henrys fragenden Blick fügte er hinzu: „Was du gerade gesagt hast, kam einem Geständnis gleich."

„Was willst du?" Henry verschränkte die Arme.

„Nichts." Seine Augen funkelten spöttisch, als würde ihm das alles Spaß machen. Schön für ihn.

„Kannst du dich dann über jemand anderen lustig machen? Ich verschwende hier nur meine Zeit!" Henry wandte sich ab.

„Hey, hey!" Ash machte einen Schritt und hielt ihn am Ärmel seiner Jacke zurück. „Sorry, doofer Anfang. Können wir noch mal beginnen?"

Henry runzelte die Stirn. „Ich würde mich bereit erklären, alles zu vergessen, wenn du mich jetzt in Ruhe lässt."

Ash ließ ihn los und hob die Hände. „Ich wollte dir nur ein Angebot machen, wie du leichter zu mehr Geld kommst. Aber wenn du nicht magst, frag ich jemand anderen."

Whatever It TakesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt