Kate ließ sich von Spence nach Hause bringen. Auch zwei Stunden nachdem sie von Brian angegriffen worden war, fing sie noch jedes Mal an zu zittern, wenn sie daran zurück dachte.
„Kath." Spence stellte den Motor des Wagens ab, mit dem er sie nach Hause gefahren hatte, legte eine Hand auf ihr Knie und blickte sie ernst an. „Es ist vorbei. Brian Williams ist im Gefängnis, er kann dir nichts mehr tun."
Kate nickte zitternd. „Mikey ist am Boden zerstört", flüsterte sie.
Spence schwieg. Auch ihm schienen die Ereignisse der letzten Stunden noch in den Knochen zu sitzen. Kein Wunder – da kam er zum ersten Mal ins Krankenhaus, um mit ihr einen Termin für ein Treffen zu vereinbaren und musste gleich mit ansehen, wie Kate beinahe erwürgt wurde.
Wobei „mit ansehen" eigentlich das falsche Wort war, denn im Gegensatz zu Henry hatte Spence eingegriffen.
Es hatte Kate beinahe mehr weh getan, Henry dort stehen zu sehen, als die körperliche Gewalt durch den Vater ihres Patienten.
Ihr Ehemann, für den sie doch eigentlich der wichtigste Mensch der Welt sein sollte, hatte einfach zugesehen, wie sie gewürgt wurde und hatte sich schließlich verächtlich abgewandt, als würde sie ihn anwidern.
Falls es Henrys Ziel gewesen war, ihr seine Abneigung zu demonstrieren, dann war ihm das gelungen.
Kate fühlte sich schmutzig, abgelehnt, verstoßen von dem Mann, den sie trotz allem noch immer so sehr liebte. Er hatte ihr Herz gebrochen, aber trotzdem schlug jedes einzelne Stück weiter für ihn.
„Meinst du, Williams könnte derjenige gewesen sein, der dich die letzten Wochen verfolgt hat?"
Kate blickte auf und sah Spence' Augen aufmerksam auf sich ruhen. Sie hatte ihm von ihrem Verfolger erzählt, als er sie nach Hause gebracht hatte und jetzt, wo sie noch in seinem Auto vor ihrem Haus saßen, sah sie deutlich die Sorge um sie in seinem Blick.
„Nein, ich hätte Brian erkannt, hätte er mich verfolgt. Aber... ich weiß nicht, woher er mit der Anschuldigung kam, ich würde Mikey umbringen wollen, indem ich ihm nicht getestete Medikamente gebe! Er hatte bis heute vollstes Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten als Mikeys Ärztin."
Sie war einfach nur irritiert von Brians merkwürdigem Verhalten.
„Das lag bestimmt am Alkohol. Zwei Promille sind jetzt nicht ganz ohne."
„Aber es war nicht nur das. Er meinte, ich hätte das schon mal gemacht." War ihr das unbewusst passiert? Dass sie einem Krebspatienten ein falsches Medikament verschrieben hatte und er deswegen gestorben war?
Aber Mikey war doch erst ihr dritter Patient mit dieser schrecklichen Krankheit und auch die anderen beiden lebten noch!
„Kath, er war paranoid und hat die verschiedensten Sache gesagt. Wenn er morgen in seiner Ausnüchterungszelle aufwacht, wird er sich bestimmt an nichts erinnern können, so zu war er."
Kate runzelte die Stirn. „Dann muss ihm irgendjemand aber doch gesagt haben, ich hätte ein Kind umgebracht..."
Allein beim Gedanken daran, dass überhaupt jemand so etwas tun könnte, fröstelte sie.
„Dem, der das erzählt, möchte ich nicht raten, mir in die Quere zu kommen", knurrte Spence mit zusammengebissenen Zähnen.
Warum nur zeigte er genau die Reaktion, die sie sich von Henry so sehr gewünscht hätte?
„Kath." Ernst blickte Spence sie an. „Glaubst du, jemand könnte dir schaden wollen? Erst wirst du verfolgt und nur zwei Tage nachdem du es deiner Freundin erzählst, wirst du angegriffen. Das muss doch zusammenhängen!"

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Whatever It Takes
Teen FictionEs ist ein Jahr her, dass Henry O'Ryan Kate McKinnley heiratete und noch immer ist sie die Frau seines Lebens - bis ein Unfall das Leben des jungen Ehepaars komplett auf den Kopf stellt. Henry sitzt im Rollstuhl - doch als wäre das nicht genug, wird...