99. Kapitel

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Kate legte den Föhn zur Seite und fuhr sich durch ihre frisch gewaschenen Haare.

Es war Abendessenzeit und irgendwie hatte sie vorher das Bedürfnis verspürt, sich für Henry schön zu machen... auch wenn sie wusste, dass es dumm war und sie kein Recht dazu hatte.

Mark hatte heute Vormittag ein paar neue Kleidungsstücke vorbeigebracht, die er in einem Laden in der Stadt gekauft hatte.

Er hatte ihre Größe recht gut getroffen, auch wenn der dicke Pullover, den sie noch trug, ihr etwas zu groß war. Aber den würde sie sowieso ausziehen, bevor sie ihr Zimmer verließen, immerhin waren es im Rest des Gebäudes sommerliche Temperaturen von 25 bis 30°C.
Dann würde Kate nur noch das blaue Top mit dem etwas zu weiten Ausschnitt tragen, das auch noch eng anlag.

Wenn Henry nicht dumm war, waren ihm die Veränderungen an ihrem Körper sowieso schon aufgefallen, aber dieses Top betonte ihre Figur so stark, dass ihr leicht gewölbter Bauch ihm kaum entgehen könnte.

Sie beugte sich über das Waschbecken zum Spiegel vor und trug Wimperntusche auf.

Ob es zu offensichtlich wäre, dass sie sich entschieden hatte, Henry zu vergeben? Vermutlich schon. Aber war es schlimm? Sie war sich nicht sicher.

Wahrscheinlich war es zu früh. Früher als er, und auch sie selbst, erwartet hatte. Immerhin lebten sie nicht grundlos getrennt.

Aber alle Alternativen, über die sie vor einigen Stunden noch ernsthaft nachgedacht hatte, gefielen ihr nicht oder fühlten sich falsch an. Sie wusste doch selbst nur zu gut, wie es war, Fehler zu machen.

Die Sucht und das Schweigen über Laryssa Hoover waren seine Fehler, fehlende Unterstützung und Jordan Spencer waren ihre.

Aber trotz allem war es ihre Aufgabe, um ihre Ehe zu kämpfen, das wusste sie und das wollte sie jetzt wieder, mehr als alles andere.

Sie hatte gestern Abend noch mit Josh geredet, nachdem sie sich daran erinnert hatte, was Kendra ihr erzählt hatte, was der Agent sie über Vergebung gelehrt hatte. Seine Worte, sowohl die, die Kenny ihr berichtet hatte, als auch die, die er in der letzten Stunde zu ihr gesagt hatte, ließen sie nicht los und weckten in ihr ein Gefühl der Bestätigung, dass es richtig gewesen war, Henry zu vergeben.

Jetzt musste sie ihm das nur noch mitteilen und das kostete sie Überwindung.

Das Mittagessen, das sie gemeinsam mit ihm im Hotelrestaurant einnehmen würde, kam ihr da gerade recht.

„Kate, kommst du?", drang Henrys Stimme durch die Badezimmertür.

„Ja", rief Kate zurück, überprüfte das letzte Mal ihr Makeup im Spiegel, zog ihren Pulli über den Kopf und öffnete dann die Tür. „Ich bin fertig."

Henry wandte sich um. Wie sie es unbewusst gehofft hatte, lag sein Blick einen Moment zu lange auf ihr und glitt staunend, beinahe überrascht über ihren Körper.

Kate wurde heiß, als ihr bewusst wurde, wie stark das Top ihre Konturen betonte und dadurch auch ihren Bauch ein wenig hervorhob. Noch konnte man das als leichte Gewichtszunahme deuten, aber irgendwie wollte sie nicht, dass Henry das von ihr dachte.

Ein wenig unsicher strich sie den Stoff des Tops glatt und blickte an sich hinunter. Sie trug dazu eine schwarze Hose und als Stilbruch ihre Sportschuhe, denn Mark hatte keine anderen Schuhe für sie eingekauft, sondern nur das notwendigste, damit sie etwas zum Wechseln hatte.

„Ich weiß, es passt nicht ganz, aber das hat dein Bruder gekauft und ich wollte es ausprobieren...", rechtfertigte sie schnell ihr Aussehen, da sein intensiver Blick sie verunsicherte.

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