31. Kapitel

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Kate lächelte dem Polizisten, der in seinem Auto vor ihrem Haus stand, freundlich zu, doch er starrte nur ohne jegliche Reaktion zurück. Unfreundliche Menschen gab's...

„Henry, ich bin wieder da!", rief sie, noch während sie die Tür aufschloss und sich mit den schweren Einkaufstüten ins Haus zwängte.

Beinahe hätte sie den kleinen gelben Klebezettel übersehen, der an der Tür hing. Sie riss ihn ab und las, was in der ihr unbekannten Schrift darauf stand.

„Ihr werdet beobachtet. Tut nichts falsches, denn ich werde unweigerlich davon erfahren."

Kate erstarrte. Das war kein Scherz von einem Nachbarkind, auch wenn die krakelige Schrift dies nahe legte.

Sie trat einen Schritt zurück auf die Veranda. Als sie aufblickte, sah sie auf der anderen Straßenseite einen Mann stehen, der sie schamlos anstarrte.

Ein kurzes, spöttisches Lächeln zuckte über seine Mundwinkel, bevor er sich abwandte und verschwand.

Kate bekam eine Gänsehaut. Sie ließ ihre Einkaufstüten in der geöffneten Tür stehen und lief zu dem Zivilwagen des Polizisten, der für Henrys Personenschutz zuständig war.

Hektisch klopfte sie an die Scheibe, die sich viel zu langsam öffnete.

„Mrs O'Ryan?" Fragend blickte der Polizist sie an.

„Haben Sie den Mann gesehen, Officer? Der gerade auf der andern Straßenseite stand?"

Der Polizist wandte sich um und überblickte kurz die leere Straße. „Welcher Mann, Ma'am?"

„Er war gerade noch hier. Ich glaube er hat das hier geschrieben."

Kate reichte ihm den Zettel ins Auto und bemerkte dabei, dass ihre Hände zitterten. Die Gefahr war real und ihre Angst um Henry gerechtfertigt.

Stirnrunzelnd las der Polizist den Klebezettel durch. „Ihrem Mann geht es gut?"

Kate starrte ihn an. „Ich hab noch nicht nach ihm gesehen." Angst schnürte ihr den Brustkorb zu. „Können Sie mitkommen?"

Der Officer stieg aus seinem Wagen aus. „Natürlich."

Verstohlen warf Kate einen Blick auf das Pistolenhalfter, das er unter seiner Jacke versteckt hatte und fühlte sich gleich sicherer bei ihm.

Der Polizist lief mit so großen Schritten voraus, dass Kate beinahe rennen musste, um mit ihm Schritt zu halten.

„Mr O'Ryan?", rief der Polizist ins Haus. Als keine Antwort kam, zog er seine Waffe und entsicherte sie. „Mr O'Ryan?"

„Henry?"

„Kate, was ist denn –?" Henry kam aus dem Wohnzimmer und brach ab, als er den Polizisten sah.

„Ist alles in Ordnung?" Kate lief auf ihn zu und umarmte ihn – was gar nicht mehr so leicht war, seit er im Rollstuhl saß.

„Ja klar, wieso nicht?" Irritiert blickte Henry zwischen ihr und dem Officer hin und her, der seine Waffe wieder sicherte und zurück in sein Holster steckte.

„Ich bin dann mal wieder draußen. Melden Sie sich, falls noch irgendetwas sein sollte", murmelte er und verließ das Haus.

„Kate?" Henry suchte ihren Blickkontakt. „Ist irgendwas?"

Kate zögerte, doch dann setzte sie ein Lächeln auf. „Nein, alles gut." Sie wuschelte ihm durch die Haare. „Ich habe mich nur gewundert, als du nicht geantwortet hast. Du kennst mich doch, ich mache mir schnell Sorgen."

Henrys Blick zeigte ihr, dass er ihr nicht glaubte.

Whatever It TakesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt