106. Kapitel

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„Henry?" Ängstlich tastete Kate nach seiner Hand.

„Ich bin noch da." Sie konnte das Lächeln fast aus seiner Stimmer heraushören. Als ob sie gedacht hätte, mit dem Ausfall des Lichtes hätte er sich in Luft aufgelöst!

Sie schnalzte verärgert mit der Zunge. „Das habe ich mir gedacht."

Er lachte leise. „Sehr gut. Ich werde mal die Taschenlampe holen und dann suchen wir uns von den Konservendosen was aus, worauf wir Lust haben."

Das Regal wackelte gefährlich, als Henry sich davon abstieß und auf den Boden sprang. Wenig später sah sie den hellen Lichtschein der Taschenlampe und dahinter schemenhaft Henry, der neben den Lebensmitteln hockte, die sie auf den Boden geworfen hatten.

„Ich mag Dunkelheit nicht", murmelte sie leise.

Henry blickte auf. „Ich auch nicht." Er hob eine Dose hoch und las, was darauf stand. „Wie wäre es mit Sardinen?"

„Lass uns bitte mit etwas leckerem anfangen, das brauche ich gerade", stöhnte Kate.

„In Ordnung." Henry wandte sich den anderen Regalen zu. „Hier hinten geht es noch weiter", hörte sie ihn sagen. Das Licht wurde immer kleiner.

Sie traute sich nicht zu sagen, dass er zurückkommen sollte, aber jetzt, wo sie ihn nicht mehr sah, bekam sie Angst. Außerdem wurde es kalt, da es ihr nicht möglich gewesen war, das Fenster wieder richtig zu schließen. Wenigstens trug sie nicht mehr das knappe Kleid, sonst würde sie gefühlt innerhalb von wenigen Minuten erfrieren.

„Hier hinten ist noch ein Fenster, glaube ich", rief Henry plötzlich.

Neue Hoffnung keimte in Kate auf. „Ist es größer?"

„Ein wenig, ja. Aber es ist von außen zugenagelt. Keine Chance, dass wir das von hier aufbekommen."

Kate schnalzte enttäuscht mit der Zunge. Für kurze Zeit hatte sie wieder zu hoffen gewagt, aber anscheinend würden sie in absehbarer Zeit doch nicht hier raus kommen.

„Hier gibt es auch frisches Essen", hörte sie Henrys Stimme von weiter weg.

„Bring einfach was mit und komm wieder, bitte", bat sie. Links von ihr raschelte etwas.

Ob es hier Ratten gab? Immerhin war das hier eine Vorratskammer, da waren diese Tiere doch nie weit weg. Sie sah einen Schatten an der Wand. Ängstlich zog sie die Beine an.

„Kate."

Kate schrie erschrocken auf, als Henry sie plötzlich von der Seite ansprach, ohne dass sie ihn gesehen oder kommen gehört hatte. Sofort legte er ihr eine Hand auf den Mund.
„Kate, ich bin es. Alles gut."

Ärgerlich zog Kate seine Hand von ihren Lippen. „Musstest du mich so erschrecken?"

Er zog die Augenbrauen zusammen. „Tut mir leid. Aber schau mal, was ich gefunden habe." Er hielt ihr einen Laib Brot entgegen. „Hier wird scheinbar alles gelagert, was sie für den Hotelbetrieb so brauchen."

„Das heißt, sie müssen hier vor jedem Essen rein", stellte Kate ernüchtert fest.

Henry zögerte. „Vermutlich, ja."

„Man würde uns für Diebe halten. Einbrecher."

Er nickte. „Das ist ganz genau der Grund, warum hier niemand rein sollte. Wir schieben jetzt das Regal vor die Tür, damit man die von außen nicht so leicht öffnen kann und dann können wir uns mal an Marks Funkgeräten ausprobieren. Vielleicht können wir ja irgendwie eine Verbindung nach draußen herstellen."

„Was, wenn uns dabei jemand abhört, wenn wir sagen, wo wir sind?", wand Kate ein und ergriff die Hand, die Henry ihr reichte, um ihr von dem Regal zu helfen.

Whatever It TakesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt