86. Kapitel

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„Vik, geh in das Zimmer gleich links neben der Treppe", gab Lary ihm über Funk zu verstehen.

Vik ging einige Schritte zurück und blieb vor besagtem Zimmer stehen. Er zog mit langsamen, vorsichtigen Bewegungen seine Pistole und entsicherte sie.

Die Tür war nur angelehnt. War das ein Trick? Das Ganze stank doch bis zum Himmel!

Welche Ehefrau hätte zugelassen, dass ihr Mann so etwas ausgesetzt wurde, im Nachbarzimmer den Toaster angestellt und ihn so in ein anderes hingelockt?
Doch nicht die zarte, ängstliche, junge Frau, die Ryan seit Wochen beschattete? Nein, die hätte so etwas nie getan.

Es musste also noch jemand im Haus sein. Wenn er Pech hatte waren es die beiden Geheimagenten.

Seiner Meinung nach hätten sie sich lieber mit Henry begnügen und Kate später holen sollen, aber er hatte nicht viel zu sagen. Lary war der Boss, und wer ihr nicht gehorchte, bekam es mit ihrem Bruder zu tun.

Leise stieß Vik die Tür ganz auf, die Pistole im Anschlag. Nachdem er zügig nach allen Seiten abgesichert hatte, schloss er die Tür hinter sich. Sicher war sicher.

Er sah sich um und erfasste mit einem Blick beinahe jedes Detail. Ein Wandschrank sei das Versteck, hatte Lary gesagt.

Vik suchte die weiß getünchte Wand ab und tatsächlich entdeckte er einen feinen, kaum wahrnehmbaren dunklen Strich.

Wozu versteckte man seinen Kleiderschrank so gut? Die Frau musste paranoid sein!

Seine Finger fuhren vorsichtig über die Wand, um den Mechanismus zu finden, mit dem er die Tür öffnen konnte. Es musste einen bestimmten Druckpunkt geben, den er betätigen musste und die Tür würde einfach aufschwingen. Irgendwo in der Mitte... Da!

Vik spürte, wie die versteckte Tür unter seinen Fingern kurz nachgab und dann nach außen aufschwang.

Doch zwischen den Kleidungsstücken kniete keine verängstigte Frau, sondern ein schwarz gekleideter, junger Mann, der eine Pistole auf ihn richtete.

„Mr. Maher", grüßte er ironisch. „Sagen Sie bloß, Sie haben jemand anderen erwartet."

Vik fluchte und hob die Hände.

Der Mann stieg aus dem Kleiderschrank, nahm ihm die Pistole ab und band seine Arme auf dem Rücken zusammen. „Sagen Sie nichts – Sie wollten nur diese wundervollen Kleider begutachten, habe ich recht?"

* * * * *

Kate blickte erschrocken auf, als sich die Tür zur Abstellkammer öffnete. Erleichtert atmete sie auf, als sie Josh erkannte.

„Du kannst kommen, Kate."

Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Sie sprang auf und flog förmlich in seine Arme. Sie konnte spüren, wie ihr die Anspannung und Angst von den Schultern fiel, als sie in die Sicherheit einer Umarmung floh. Einen Moment gönnte sie sich dieses Gefühl, bevor sie sich wieder von ihm löste. „Was ist mit Henry?"

„Es ist alles gut, Kate."

Sie suchte in seinem Blick nach der Ehrlichkeit, die seine Worte bestätigen würde und nickte erleichtert, als sie sie fand. „Danke, dass ihr gekommen seid. Ohne euch wären wir jetzt tot. Oder zumindest Henry."

Josh warf ihr einen merkwürdigen, undefinierbaren Blick zu. „Mhm."

„Josh?" Kate blieb irritiert stehen. Was sollte das heißen? Was meinte er damit?

Als Josh einfach weiterging ohne auf sie zu warten, blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm hinterherzulaufen.

„Josh, was ist denn los?", fragte sie erneut. Es keimte ein ungutes Gefühl in ihr auf. Warum verheimlichte er ihr etwas?

Whatever It TakesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt