92. Kapitel

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Kate ließ ihren Blick über den Innenhof des Hotels schweifen, der mit dem großen Pool, den Palmen und der sommerlich warmen Luft seinen Namen erklärte: Aloha Bay.
Das gesamte Hotel war auf Hawaiianisch getrimmt.

Es musste unfassbar teuer sein, hier zu wohnen. Allein die Tatsache, dass im von außen abgeschlossenen Innenhof große Lampen Sonnenschein simulierten und der riesige Raum beständig auf tropischen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit eingestellt war, zeigte schon, dass dieses Hotel für die Reichen gedacht war.

Kate konnte nur hoffen, dass die Rechnung nicht doch auf Henry und sie zurückfallen würde.

„Lass uns dort rüber gehen." Ihr Mann, der neben ihr den Innenhof betreten hatte, deutete auf eine kleine Palmenoase auf der anderen Seite des großen Pools, in dem einige andere Hotelgäste schwammen oder an dessen Rand sie auf ihren Handtüchern auf von der Küste herbeigeschafftem Sand lagen.

In was für ein Hotel hatten Mark und Josh sie bloß gebracht? Und wer um Himmels willen bezahlte das alles?

Die beiden Agenten hatten zwar gesagt, dass sie dieses Hotel ihrer Sicherheit wegen ausgesucht hatten, aber genug Überwachungskameras und Sicherheitspersonal hätte es doch bestimmt auch in einer weniger teuren Unterkunft gegeben.

„Kate?"

Sie blickte überrascht auf. „Ja?"

„Wollen wir uns da drüben hinsetzen?", wiederholte Henry geduldig seine Frage, doch nach all den Jahren, die sie ihn nun schon kannte, fiel ihr das nervöse Zucken seiner Augenlider doch auf.

Er war also auch aufgeregt wegen des Gesprächs, das sie heute Morgen führen wollten. Wobei Morgen mittlerweile schon längst vorbei war.

Kate hatte bis zwölf Uhr geschlafen und nach dem ausgiebigen Brunch mit Mark und Josh im Hotelrestaurant, hatte Henry sie um das längst überfällige Gespräch gebeten.

„In Ordnung, lass uns dort hingehen", stimmte sie etwas verspätet Henrys Vorschlag zu, sich auf die Bank zwischen den Palmen und Farnen zu setzen.

Josh ließ sich in einigem Abstand von ihnen im Gras nieder. Durch seine Sonnenbrille war Kate nicht ganz klar, wohin er schaute, aber sie zweifelte nicht daran, dass er sie die ganze Zeit im Auge behielt, auch wenn er sich außer Hörweite aufhielt, um ihr Gespräch nicht zu stören oder zu belauschen.

Kate zog die Beine an und stellte so etwas mehr körperliche Distanz zwischen ihnen her.

Zunächst saßen sie schweigend da. Wartete Henry darauf, dass sie anfing? Er hatte sie doch um dieses Gespräch gebeten, also war es jetzt auch an ihm, das Wort zu ergreifen.

Sie hoffte, dass er sich nicht in Ausreden verstricken würde, denn dann könnte sie ihn nicht ernst nehmen. Sie war nervös, was sich aus diesem Gespräch ergeben würde. Sie hatte Angst, dass er es ihr noch schwieriger machen würde, ihm zu verzeihen, als es ohnehin schon war.

Wie hatte Kendra das bloß damals mit Landon geschafft?

Sie musste zugeben, täglich einen Satz für Henry zu beten hatte sie nicht durchgehalten, was aber auch an ihrem zerrütteten geistlichen Leben lag.

Wann hatte sie zuletzt wirklich Zeit mit Gott verbracht? Sie wusste es nicht, aber es musste schon über einen Monat her sein.

Die Treffen mit Kendra hatte sie immer öfter abgesagt, da ihre Dienstpläne zu unterschiedlich gewesen waren.

Immerhin hatte Kate ihre Arbeitszeiten verlegt gehabt, um Henry nicht in im Krankenhaus über den Weg laufen zu müssen und diese hatte sie auch beibehalten, nachdem er suspendiert worden war.

Whatever It TakesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt