110. Kapitel

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„Doc, ich versteh das nicht. Was machen die denn da?" Verzweifelt blickte Mikey sie an.

Kate wuschelte ihm durch die Haare. „Football spielen, Jersey."

„Ja, aber wie? Das dritte Quarter ist um, und wir liegen immer noch zurück!"

Henry lehnte sich auf dem Sofa nach vorne, das sie im Zuge der Renovierung ihres Wohnzimmers neu gekauft hatten. „Aber die Giants spielen gut, Mikey. Sie werden es schaffen!"

Seit sie vor über zwei Wochen nach Whitingham zurückgekehrt waren hatte Kate den Jungen täglich gesehen.

Die Behandlung schlug nicht mehr an und seit zwei Tagen war klar, dass Mikey den Krebs nicht besiegen würde. Der Junge trug das mit mehr Fassung als Kate, die nicht begreifen wollte, dass jeder Tag mit Mikey ihr letzter sein könnte.

Im Zuge der Verhaftung von Laryssa Hoover und seit heute auch ihres Bruders, Sam Hoover, war Brian Williams, Mikeys Vater wieder freigelassen worden, denn Kate hatte sich entschlossen, keine Anklage zu erheben.

Er hatte sich Sorgen um seinen Sohn gemacht und die Geschichten, die Lary ihm erzählt hatte, hatten seine Furcht noch verschärft. Angst brachte Menschen dazu, Dinge zu tun, die sie normalerweise nie tun würden, das hatte Kate in den letzten Monaten gelernt.

Sie blickte zu Brian hinüber, der neben Daniel Parker auf der zweiten Couch saß und mit ihnen gemeinsam den Super Bowl im Fernsehen ansah. Er war ein guter Vater, auch wenn Kate am Anfang anderes gedacht hatte.

Ihr Wohnzimmer, das sie gemeinsam mit den Parkers in den letzten beiden Wochen renoviert hatten, war tatsächlich voll geworden. Daniel, Lynn, Brian und Mikey waren gekommen, und auch Amber, Ryder, Kendra und Josh waren anwesend.

Seitdem Josh bei der örtlichen Polizei arbeitete, luden Kate und Henry ihn und Kendra häufig zum Mittagessen ein.
Die beiden waren bewundernswerte Menschen, mit denen Kate sich gerne unterhielt, denn sie konnte jedes Mal etwas lernen, auch wenn es noch so klein war.

„Katy, kommst du kurz mit?" Henry stand auf und klopfte sich die Hose ab.

Ihr entging nicht der verschwörerische Blick, den ihr Mann Mikey zuwarf.

Der Junge sah wirklich schlecht aus. Er hatte noch mehr abgenommen, war blass und hatte dunkle Augenringe. Aber noch immer sprühten Freude und Begeisterung und der Wille, zu leben und zu kämpfen aus seinen Augen.

„Ja, klar." Sie runzelte die Stirn, folgte Henry aber nach oben in den ersten Stock, in den Aufenthaltsraum, ein weiteres Zimmer, das sie neu gestaltet hatten.

Es war ursprünglich Ambers Raum gewesen, aber die junge Studentin war angesichts dessen, was passiert war, zu Kendra gezogen. Kate und Henry hatten vor zwei Tagen ein längeres Gespräch mit ihr geführt und Vergangenes bereinigt.

„Augen zu", forderte Henry und blieb mit dem Rücken zur Tür vor ihr stehen.

„Henry", maulte Kate. Sie hasste Überraschungen. Gut, eigentlich liebte sie sie, aber sie hasste sie auch! Trotzdem kam sie seiner Aufforderung nach.

Als er sie in den Raum führte, musste sie sich zwingen, nicht heimlich zu blinzeln. Was es wohl war, um das Henry so ein großes Geheimnis machte?

„Jetzt darfst du gucken", sagte er in diesem Moment leise an ihrem Ohr.

Vorsichtig öffnete Kate erst ein Auge, dann das zweite. Vor ihr auf dem cremefarbenen Teppich lagen unzählige rote Rosen, die zu einem Herz drapiert waren.

„Henry...?" Überwältigt blickte sie ihn an, auch wenn sie sich fragte, was das alles gerade sollte. Wären sie nicht schon verheiratet, hätte sie vermutet, dass er ihr einen Antrag machen wollte.

Whatever It TakesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt