83. Kapitel

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Kate war nicht mehr da.

Henry stützte sich an der Wand ab, als er spürte, wie seine Beine zu zittern begannen, als würden sie ihn nicht mehr lange halten können.

Vik hatte ihm ganz schön zugesetzt, stellte er fest, als er sich im Spiegel über dem Waschbecken betrachtete. Kein Wunder, dass ihm lauter komische Blicke gefolgt waren, als er die Toilettenräume des Café Sunshine aufgesucht hatte.

Ein Blick auf die Uhr an der Wand sagte ihm, dass er bereits eine Stunde zu spät war – kein Wunder, dass Kate bereits nicht mehr hier war und auch von Mark keine Spur zu sehen war.

Er konnte nur hoffen, dass sein Bruder seine Frau gefunden und in Sicherheit gebracht hatte.

Henry beugte sich über das Waschbecken und wusch sich das Gesicht mit dem eiskalten Wasser. Er biss die Zähne zusammen und unterdrückte einen Schmerzenslaut, als die kühlende Flüssigkeit über die Platzwunde an seiner Stirn lief.

Wären nicht plötzlich zwei Passanten in der dunklen Gasse aufgetaucht, würde er jetzt vermutlich noch immer von Viks Fäusten malträtiert werden.

Mit starken Bauch- und Rückenschmerzen von Fußtritten und Schlägen sowie der ständigen Angst, erneut entdeckt zu werden, hatte Henry viel zu lange bis zum Café gebraucht – und jetzt war seine Hilfe weg.

Und Kate.

Was, wenn Lary sie in die Finger bekommen würde, weil Mark und Josh sie ebenfalls verpasst hätten? Würde er sie je wiedersehen? – Und wenn ja, in welchem Zustand?

„Hör auf, Henry", befahl er sich leise. Panik war kein guter Begleiter. Was er brauchte, war ein kühler Kopf.

Wenn Mark und Josh zu spät gekommen waren – und Henry ging lieber vom schlimmsten Fall aus –, wohin würde Kate gehen?

Sie war bestimmt sauer, dass er sie versetzt hatte, also würde sie nicht die Konfrontation mit ihm suchen. Vermutlich war sie eher wieder zurück zu den Parkers gegangen. Nur, da Lynn um die Zeit Dienst haben müsste, wäre Kate alleine Zuhause.

Henry stöhnte auf. Er musste zu ihr, auch wenn immer noch die Möglichkeit bestand, dass sie bei seinem Bruder war.

Ein einfacher Anruf bei Mark würde helfen – dessen Nummer von dem letzten Anruf vor wenigen Stunden müsste immer noch abrufbar sein – allerdings hatte Vik sein Handy zertreten, sodass es nicht mehr zu gebrauchen gewesen war und Henry es liegen gelassen hatte.

Natürlich könnte er einfach abwarten, ob Mark wiederkommen würde, aber das war sinnlos. Sein Bruder würde ihn suchen – aber nicht als erstes hier. Also fiel diese Möglichkeit weg.

Henry stützte sich auf dem Waschbecken ab und starrte sein Spiegelbild an, als könnte es ihm sagen, was er als nächstes tun musste.

Nach einigen Minuten hatte der Blutfluss aus der Platzwunde an seiner Stirn etwas nachgelassen, sodass das Blut nicht mehr seine ganze Sicht beeinträchtigte.

Seine aufgeplatzten Lippen, die sich bereits bläulich verfärbende Haut um sein linkes Auge und der faustgroße Bluterguss an seinem Kiefer taten ihr übriges.

Kein Wunder, dass er von allen angestarrt und gefragt worden war, ob er einen Krankenwagen bräuchte. Er hatte abgelehnt, obwohl es tatsächlich besser wäre, jetzt einfach ins Krankenhaus fahren zu können.

Stöhnend hielt er sich seine Seite, die bei jedem Atemzug wehtat. Er konnte nur hoffen, dass er keine inneren Verletzungen davon getragen hatte und jetzt sein Todesurteil unterschrieb, indem er sich auf die Suche nach Kate machte.

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