1 - der Einbruch

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Angst wird dich zu deiner Niederlage führen. Mut dagegen öffnet dir immer neue Türen...

~demez34










Ich spürte die Angst in jeder meiner Zelle.
Noch nie hatte ich mich so schwach und gleichzeitig hellwach gefühlt. Ein Gefühlschaos spielte sich in mir ab. Hass, Zweifel, Enttäuschung, Nervosität - ich wusste nicht, was mich am Ende der Strecke erwarten würde. Und genau das raubte meine Kraft.
War ich bereit die Wahrheit zu erfahren? Würde ich heute die Wahrheit erfahren? Und vor allem plagte mich die Frage, ob mein Plan einwandfrei laufen würde.
Denn ich war auf dem Weg eine Straftat zu begehen. Ja, eine Straftat.
Für die Wunde der Vergangenheit.

Tief atmete ich durch. Es wirkte so düster hier. Der Gang war schwach beleuchtet. Die Alarmanlagen gaben der Dunkelheit Licht. Die Türen der Räume standen offen. Vor zehn Minuten hatte die Putzkraft das Gebäude verlassen. In der Akte Die Atahans hatte ich alle Informationen notiert. Die perfekte Zeit war jetzt das Unternehmen zu betreten. Erst, wenn die Nässe getrocknet war, konnte ich den Flur betreten. Ich durfte keine Spuren hinterlassen.
Die Sicherheitsmänner gingen vor fünf Minuten durch die Räume zur Kontrolle durch. Sie waren schon längst weg. Es befand sich also keine andere Menschenseele hier.

Du hast nur 20 Minuten Zeit, vergiss es nicht, fiel mir ein.
Ein Kloß hatte sich in meiner Kehle gebildet. Mein Herz drohte rauszuspringen. Beruhige dich Damla, ein Zurück gibt es nicht mehr. Heute muss alles einwandfrei laufen.
Ich musste die Treppen zum 7. Stockwerk benutzen. Die Treppen werden alle drei Tage geputzt. Sogar, wenn ich etwas hinterlassen würde, wäre es nicht zuzuordnen. Der Aufzug wird jeden Abend geputzt. Ich könnte dort Beweismittel hinterlassen.
Die Nervosität in mir, stieg bei jeder Stufe. Ich war eigentlich sicher unterwegs. Die Sicherheitskameras werden für etwa vierzig Minuten außer Betrieb sein. Das hatten wir auch organisiert. Der Sicherheitsmann hat vor einer halben Stunde wie gewöhnlich einen Kaffe am Automaten gekauft. Doch heute bekam er noch einen Zusatz. Und zwar überdosierter Schlafmittel. Wir hatten den Automaten manipuliert. In Kürze wird es einwirken und der arme Mann wird in den Schlaf verfallen.

Eilig ging ich die Treppen hoch. Nun war ich schon beim letzten Stockwerk gekommen. Bei der letzten Stufe blieb ich stehen. Es wurde mir so schwer um's Herz! Das Atmen fiel mir schwer.
Könnte ich es wirklich durchziehen? Was erwartet mich überhaupt? Werde ich die Datei, die ich brauche, dort finden?
Meine Augen füllten sich. Was machte ich bloß? Aber für ihn war es Wert...
„Damla, hörst du mich?", ertönte eine Stimme im nächsten Moment. Kurz zuckte ich zusammen. Das kam vom kleinen Hörer in meinem Ohr.
„Ja, Umut.", bestätigte ich.
„Wieso bleibst du stehen? Du hast nur noch 30 Minuten Zeit!"
Umut war im Bewachungsraum. Er konnte alles was sich in den Kameras aufzeichnete sehen. Also auch mich. Und später wird er alles löschen. Ich hoffte, dass es problemlos klappt.
„Ich gehe schon weiter.", sagte ich und löste mich aus der Position.
„Habe keine Angst, ich bin mit dir! Du schaffst es!", gab er mir Kraft.

Ich atmete tief die Luft ein und schloss kurz die Augen zu. Ich muss es schaffen!
Zögernd setzte ich mich wieder in Bewegung. Die letzten Schritte zum Zielort folgten. Das geheimnisvolle Büro der Atahans. Der einzige Raum ohne Überwachungskameras. Denn da wurden all die Geheimnisse gelagert. Und wer weiß was noch so...
Den Raum darf nicht mal die Putzkraft betreten. So geheim ist er.
Mein Herz raste wie verrückt.
Vorne würde mich ein Eingabefeld erwarten, das die Türe sicherte. Das Passwort war 6392 oder der Fingerabdruck von den Inhabern.
Ich sah den Kasten schon vom Weiten leuchten. Die Schritte wurden immer schwerer. Es fühlte sich so an, wie wenn ich nicht mehr atmen könnte.
Tief schnappte ich nach Luft und blieb vor der schweren Türe stehen. Nervös schaute ich mich um. Es herrschte Stille.

Die Wunde der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt