(3) Ein umwerfender Tag [2/3]

5.3K 119 14
                                    

"Bis später, Franco!", rief ich meinem Kollegen zu.
Der drehte sich in meine Richtung, kam dann in den Wagen und baute sich vor mir auf.
"Du lässt dich erstmal schön durchchecken und dann sehen wir mal, ob die dich heute noch zum Dienst lassen", sagte er und blickte stirnrunzelnd auf mich hinab.
"Du wirst mich heute schon nochmal sehen", sagte ich selbstsicher und er verdrehte die Augen, kniff mir in den Arm und verließ dann den RTW.
Yannik grinste. "Ihr seid echt ein Dreamteam."

In der Klinik konnte Birgit tatsächlich nichts ungewöhnliches bei mir feststellen und so durfte ich auch wieder zur Wache.
Mir ging es dank einer Infusion wirklich schon viel besser und so kam ich mit einem breiten Grinsen in den Aufenthaltsraum.
Franco und Alex schlugen sich unisono eine Hand an die Stirn und ich ließ mich zwischen sie auf die Couch fallen.
"Nichts auffälliges, eine Infusion und voila", meinte ich grinsend.
"Ja, sehe ich", sagte Alex wenig begeistert mit Blick auf meinen Arm. "Aber überanstrenge dich bitte nicht so."
"Geht klar, Doc", betonte ich und er stöhnte leise auf.

Im selben Moment wurden er, Dustin, Franco und ich auch schon zu einem Einsatz an einer Felsspalte gerufen.
"Einer vom Rettungsdienst müsste mal dadurch klettern!", rief einer der Feuerwehrleute uns zu, als wir ankamen.
"Ich mach das", beschloss ich, aber spürte sofort Francos und Alex' Griff um meine Arme.
"Ne, du bleibst hier. Wirklich. Dustin, könntest du?", rief der Notarzt unserem Kollegen zu, der sich sofort auf den Weg machte.
Kurz darauf kam ein Funkspruch von ihm an.
"Hier ist ein verängstigtes Mädchen, ich glaube, wir brauchen mal ne Frau hier… also wirst du Jacky schicken müssen."

Alex seufzte und ich kletterte durch die Felsspalte. Währenddessen spürte die besorgten Blicke meiner Kollegen förmlich.
Der Gang war eng und steinig. Dustin kam mir entgegen, blieb dann mit etwas Abstand zu dem Mädchen stehen und ich lief zu ihr hin und kniete mich zwei Meter entfernt von ihr auf den Boden.
"Hey, ich bin Jacky, wie heißt du?", fragte ich sie leise.
Ein paar Momente lang hörte man nur Schluchzer, dann antwortete sie.
"Madeline", sagte sie mit zitternder Stimme.
"Darf ich zu dir kommen?"
Sie sah mich an und nickte dann zaghaft.
Ich stand auf und setzte mich neben sie.
"Wieso bist du hier? Versteckst du dich?"
"Ja", murmelte sie. "Vor meinem Vater... er... er ist gewalttätig zu meiner Mutter…"
Ich dachte gar nicht länger darüber nach und umarmte sie fest. Überrascht erwiderte sie.
"Wir wollen dir nur helfen", meinte ich leise. "Die Polizei ist auch da, die wird das mit deinem Vater klären, okay?"
Sie nickte.
"Draußen warten meine Kollegen… die sind zwar männlich, aber sie werden dir nichts tun, versprochen. Kommst du mit raus?"
"Ja, werde ich. Danke."
Ich zog sie vorsichtig hoch.
"Kannst du laufen?"
"Jaja, geht schon."

Plötzlich nahm ich wahr, wie Dustin sich an der Wand festklammerte.
"Dustin, alles okay?", fragte ich sofort besorgt.
"Platzangst" murmelte er.
"Okay, warte, wir gehen jetzt raus, da ist frische Luft, ja?", sagte ich ruhig und er nickte. Nun musste ich koordinieren, ich konnte nicht beide mitnehmen, weil beide gestützt werden müssen.
Dustin wurde immer blasser und begann schneller zu atmen und Madeline schien Schmerzen in ihrem Bein zu haben. Sie bemerkte meinen inneren Konflikt und setzte sich hin.

"Bring ihn zuerst raus", sagte sie entschieden.
"Danke", meinte ich ehrlich, legte Dustins Arm um mich und er stützte sich auf mich.
"Franco!", brüllte ich nach draußen.
"Ja? Jacky, was ist?!", kam es sofort zurück.
"Komm mal bitte entgegen, Dustin geht es nicht so gut!", rief ich laut.
"Ja, bin unterwegs!"
"Jacky, mach dich nicht kaputt, bitte", keuchte Dustin, der mittlerweile weiß wie die Wand war.
"Deswegen hab ich Hilfe gerufen", beruhigte ich ihn. Es fiel mir tatsächlich schwerer als sonst, jemanden zu stützen.

ᴀsᴅs - sʜᴏʀᴛ sᴛᴏʀɪᴇs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt